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mächtig zu wirken; welch eine Zukunft schlöße sich auf, wenn diese ungeheure Macht und Klugheit einst Weisheit und Güte würde!

3. Ohngeachtet aller einander entgegen strebenden Kräfte unsers Geschlechts scheint eine allgemeinere, vollere, sanftere Fortwirkung desselben auf die Nachwelt in der Ordnung der Dinge, und im Lauf seines Daseyns zu liegen. Alles, was Raum und Zeit bindet, ist Gesetzen unterthan; wie? und die leidenschaftliche freye Willkühr der Menschen, ihr Aberwitz, ihre Rasereien sollten jeder beschränkenden Ordnung der Natur unbändig seyn, und unbändig bleiben? Erröthen sollte unser Geschlecht, wenn es so etwas auch nur im Traum behaupten wollte. Geburt, Tod, Heirathen, Fieber, selbst die Witterung hat ihren Calcul gefunden; und die schädlichen Thorheiten der Menschen sollten ihn nach einer dreitausendjährigen Erfahrung nicht finden? Nicht blos den Calcul werden sie finden, sondern auch Regel und Riegel. Ohnstreitig tobt

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_199.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)