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diese Hölen zu formen und zu bezeichnen, vorliegende Felsen zu Götterbildern, Sphynxen und Obelisken zu bilden; ein Zusammentreffen solcher Umstände in einem solchen Zeitalter, machte allein dergleichen Denkmale möglich. Wir können und werden jetzt so wenig Oblisken als Pyramiden bauen; selbst die Zeit unsrer großen Gothischen Kirchen scheint in Europa geendet; unser Fleiß, unsere Staatskunst wendet sich auf mehrere, schnellere, oft auch nützlichere Gegenstände. Daß auf die Gräber der Könige so viel gewandt wurde, bezeigt vollends die Jugend der Welt. Man erfreuete sich seines irrdischen Lebens, man wünschte Unsterblichkeit, und hatte sich noch nicht getrauet, sich jenseit des Grabes derselben zu versichern; man suchte sie also im Grabe. Dem Mann, dem bei einem kurzen Leben die Welt zu Gebot stand, erbauete sich die prächtigste ewige Wohnung, in welche er als Leichnam, der Sage nach oft mit vielen Schätzen, aber auf einem

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_225.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)