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Eben so begreiflich wirds, daß die Lehre der Seelenwanderung der bildenden Kunst nicht förderlich seyn konnte. Man sahe den Körper als ein Zusammengesetztes von Elementen an, die bei seiner Auflösung zu ihrer Quelle zurückkehrten.


Wie man die alten Kleider hinwegwirft, neue zu tragen,
lässet die Seele den Leib und zieht in andere Leiber.


Daher man denn für die Verewigung dieser flüchtigen Körpergestalt nicht sogar sorgsam seyn konnte. Auch gab das gewöhnlichere Verbrennen der Todten mindere Gelegenheit zu Gräber-Denkmalen, da den Grundsätzen der Indier nach die Seele im Grabe keine Wohnung haben konnte.


Also müssen wir, wenn von Composition der Gestalten in Kunst und Dichtkunst nach Indischer Weise die Rede seyn soll, unsern Gesichtskreis

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_283.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)