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das treffendste Epitaphium dieses grossen Weltmonarchen bleiben. Was gebohren ward, muß sterben, sagt der Bramane; und was etwa durch Kunstmittel seinen Hingang aufhält, hat sich, indem es hiezu greift, schon selbst überlebet. Im Anfange des Frühlinges siehet man das erstorbene Laub und Gras des vorigen Jahres noch häufig; manches davon hält sich vest an; in kurzem aber ist Alles verschwunden, und ein neues Gewand deckt Bäume sowohl, als den Schoos der Erde.


Wenn im Kreise der Menschheit Etwas sich nicht überleben sollte, müßte es Wissenschaft und Kunst seyn, sie, die ewiger Natur sind, der reinsten Wahrheit und einer Erweiterung ins Unermeßliche fähig; auch ists gewiß, daß das eigentliche Wesen der Kunst und Wissenschaft nie erstirbt, und sich nie ändert. Desto sterblicher aber sind ihre Formen, da diese vor allem andern

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_377.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)