Seite:Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters 061.jpg

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zählt das Landrecht nur 137 Rubriken. Dabei fehlen doch nicht eigenthümliche Zusätze, wie es scheint des Uebersetzers, z. B. zu L. 3 von der Sippzahl: notant duae mandibulae patrem et matrem, duo labia avum et avium i. e. ankere und anfraw — — duo tympora — abatavum abataviam i. e. guggen, guggän etc. Vor dem Cap. L. 368 wird ein eigentümlicher Art. 91 der Uffenbachschen und Gothaischen Hdss. Nr. 655 und 281 über die Legitimation eines Pfaffensohns Wack. 391, weiter ausgeführt mit dem Schlusse: dicens haec verba in vulgari, Dir sin alliu diu reht die hab ritter oder chnecht, ee und tail für ditz unhail, stand auf u gang in frid. Et de his accipiat literas testimonii et valebit. Auch finden sich die Uffenbachschen und Gothaischen Capp. über heimliche und offne Sünden, Wack. 388, 389, so dass überhaupt wohl das deutsche Vorbild jenen Texten nahe kam. Das Landrecht schliesst mit dem parricidium L. 375 VI. Das Lehnrecht ist in 37 Rubriken noch kürzer behandelt.

4. Böhmische Schwabenspiegel.

Nach gefalligen Mittheilungen der HH. Schaffarik und Hanka in Prag sind zwei Uebersetzungen zu scheiden.

I. Die ältere, welche schon im Anf. des 15ten Jahrh. begegnet, stammt wohl noch aus dem 14ten, ist in zahlreichen Hdss. vorhanden (s. unten die Zahlen-Uebersicht), giebt aber das Rechtsbuch in drei Theilen, welche nur selten in einer Hdschr. zusammen, dagegen häufig mit andern böhmischen Rechtsdenkmälern vermengt stehen.

A. Unter der Aufschrift Práwa ciesarská gidy křiwáše Rytierztwo i miesta po wšem křestianstwu, d. i. Kaiserrechte, welche Ritterschaft und Städte in der gesammten Christenheit gebrauchen, kommt die erste Hälfte des Landrechts mit den Vorreden bis L. 159 vor, zuweilen mit dem Schlusse Skonávaji se práva Césarská. B. Der zweite Theil des Landrechts ohne Auf- schrift beginnt mit L. 160 vom Wucher und schliesst mit L. 377.

Merkwürdigerweise geht also die erste Abtheilung bis zum Schluss des Ssp. in seiner alten Gestalt, III. 81 § 2 und III. 82 § 1 (L. 158), dem nur noch die Lehre von den Urkunden L. 159 hinzugefügt worden; eine Uebereinstiminung mit den geschichtlichen Abschnitten des Schwabensp. (oben S. 40), welche in keinem der bekannten deutschen Texte sich zeigt. Im übrigen schliesst sich der Text in Vollständigkeit und Folge der Artikel der Gruppe

Empfohlene Zitierweise:
Carl Gustav Homeyer: Die deutschen Rechtsbücher des Mittelalters und ihre Handschriften. Berlin: Ferdinand Dümmlers Verlagsbuchhandlung, 1856, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Rechtsb%C3%BCcher_des_Mittelalters_061.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2017)