Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
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man reicht ihm das Sacramente:
‚‚‚Hilf, reicher Christ vom Himmel herab!
es geht mir an mein Ende.‘‘‘
die Sprossen mußt er steigen:
‚‚‚Ach Züchtiger, lieber Züchtiger mein,
laß mir ein kleine Weile!‘‘‘
du möchtst mit sonst entrinnen;
leiht mir ein seidens Tüchlein her,
daß ich ihm sein Augen verbinde!““
ich muß die Welt anschauen;
ich sehe sie heut und nimmermehr
mit meinen schwarzbraun Augen.‘‘‘
sein Herz möcht ihm zerbrechen:
„Ach Sohne, liebster Sohne mein!
dein Tod will ich schon rächen!“
mein Tod sollt ihr nicht rächen!
bringt meiner Seelen ein schwere Pein;
um Unschuld so will ich sterben.
noch um mein junges Leben,
es ist nur um meine Frau Mutter daheim,
die weinet sich also sehre.‘‘‘
ein Engel kam vom Himmel:
man sollt den Knabn vom Gerichte nehmn ab,
sonst würde die Stadt versinken.
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_016.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)