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Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort

3.
Uf ds Johr im andere Summer,

wenn dStüdeli trägid Laub.

4.
Und ds Johr und das wär umme,

der jung Chnab ist wiedrum hei.

5.
Er zog durs Gässeli ufe,

wo ds schön Anneli verborge läg.

6.
„Gott grüeß di, du Hübschi, du Feini!

vo Herze gefallst mer wohl.“

7.
‚‚‚Wi cha–n–i denn dir no gfalle?

ha scho längst en andre Ma!

8.
‚‚‚En hübsche–n–und en ryche–n,

und der mi erhalte cha.‘‘‘

9.
Er zog durs Gässeli abe

und weinet und truret so sehr.

10.
Do begegnet ihm seini Frau Mueter:

„„Was weinist und trurist so sehr?““

11.
„Was sött i nit weine–n–und trure?

i ha jo keis Schätzeli meh!“

12.
„„Wärist du deheime bliebe,

so hättist dys Schätzeli no!““


(Vgl. „Sammlung von Schweizer-Kühreihen und Volksliedern. 3. Aufl. Bern, 1818.“ S. 65.)

1. zweu, zwei. hättid, hätten. – 2. Chnab, Knabe. chunnt, kommt. hei, heim. – 3. Stüdeli, kleine Stauden. – 7. cha, kann. no, noch. ha, ich habe. scho, schon. Ma, Mann. – 8. rych, reich. – 9. truret, trauert. – 11. sött, sollte. keis, kein. – 12. dys, dein.


12. Die gefangenen Reiter.


Mäßig. Vielfach mündlich, durch ganz Deutschland verbreitet.
Noten
Noten


1.
Es waren einmal drei Reiter gefangn,

gefangen waren sie;
|: sie wurden gefangen und geführet,
keine Trommel ward dabei gerühret
im ganzen römschen Reich. :|

2.
Und als sie wol auf die Brücke kamn,

was begegnet ihnen allda?
ein Mägdlein jung an Jahren,
hatte nicht viel Leid erfahren:
„Geh hin und bitte für uns!“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_030.jpg&oldid=- (Version vom 25.10.2019)