Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
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hab daran kein Unwillen!
sie redt es nicht aus falschem Grund,
sie ist todtkrank zu dieser Stund.‘‘‘
vor Unmuth sie nichts redte,
mit brennenden Kerzen und Fackeln gut,
sie war traurig und ungemuth.
mit Rittern und mit Grafen,
mit Rittern und mit Reutern,
mit lauter Edelleuten.
so bitt ich euch so sehre,
ihr wollt thun nach dem Willen mein,
laßt mich die Nacht ein Jungfrau sein!
die andern fürbaß keine;
wo mir Gotts Will das Leben gan,
bin ich fürbaß euch unterthan.“
der Bitt sollt du gewähret sein;
mein Schatz, mein Trost, mein schönes Lieb!
ob deinem Schmerzen ich mich betrüb.
nun muß Gott ewig klaget sein;
solltest du durch mich leiden Pein,
des muß ich ewig trostlos sein.
ich bitt dich, hör mich nur ein Wort!
hab ich dich tödtlich wund erkennt,
verzeih mir das vor deinem End!‘‘‘
bekümmert euch doch nicht so sehr!
es sei euch Alles verziehen schon,
nichts Arges habt ihr mir gethon.“
und nahm ein seligs Ende;
in Gott endt sie ihr Leben fein
und bleib ein Jungfrau keusch und rein.
ihr Vater reichlich begaben,
da ward sie schon verschieden
in Gottes Namen und Frieden.
wie sie gnommen hätt ein Ende?
Graf Friedrich sprach: ‚‚‚Ich armer Mann
bin, Gott seis klagt! selbst schuldig dran.‘‘‘
„Hast du verrērt ihr junges Blut,
so mußtu auch darum aufgeben
durch meine Hand dein junges Leben!“
erstach den edlen Grafen werth
mit großem Schmerzen durch sein Leib,
daß er todt auf der Erden bleib.
man schleift ihn durch das tiefe Moos,
darin man seinen Leib begrub;
kürzlich zu blühen er anhub.
da wuchsen drei Lilgen auf seinem Grab,
darauf da stund geschrieben:
er wär bei Gott geblieben.
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_043.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)