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9.
Wo wöllt ihr dann Hausrath nehmen?

sprach die alte Schwieger.
Frag nit drum!
wo wirs bekumm,
sprach die Schnur hinwieder.

10.
In welchs Haus wöllt ihr dann ziehen?

sprach die alte Schwieger.
In dein Haus,
du mußt draus!
sprach die Schnur hinwieder.

11.
Das Haus das ist mein eigen,

sprach die alte Schwieger.
Ist es dein,
es wird noch mein,
sprach die Schnur hinwieder.

12.
Wolltst du auf mein Tod hoffen?

sprach die alte Schwieger.
Lebst du lang,
so ist mir bang,
sprach die Schnur hinwieder.

13.
Gieb mir meinen Pelz wieder!

sprach die alte Schwieger.
Der Pelz ist mein,
ist nimmer dein,
sprach die Schnur hinwieder.

14.
Wolltst du mich dann pochen erst?

sprach die alte Schwieger.
Ich bin Herr,
und du nit mehr,
sprach die Schnur hinwieder.

15.
Ich dörft dir Eins an Schleir geben,

sprach die alte Schwieger.
Wie du willt,
nu, es gilt!
schlug die Schnur hinwieder.

16.
Auweh, auweh, meins armen Kopfs!

sprach die alte Schwieger;
liebe Schnur,
halte nur!
ich gieb dirs Alles wieder. –

17.
Also nahm dieser Krieg ein End

mit der alten Schwieger;
ist es nit
noch der Sitt –
buck sich Einer wieder!

(„Der ander Theil Teutscher Lieder, etc. Durch Orlandum di Lassus. München, 1573.“ 4. Nr. 1.)

14. Pochen, stoßen, schlagen. – 17. Sitt, auch im mhd. [site, sit,] masc. gen., der Gebrauch, die herrschende Gewohnheit. bucken, bücken.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_122.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)