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Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort


28.
Die Frau die nahm ihr ein Stecken,

sie gieng auf den Kirchhof wecken:

29.
„„Thu dich auf, thu dich auf, du Erdenkloß!

und nimm mich hinunter in seinen Schooß!““

30.
„Was willst du denn hier unten thun?

hier unten hast du keine Ruh.

31.
„Hier unten hörst du kein Glockenklang,

hier unten hörst du kein Priestersang;

32.
„Hier unten hörst du kein Hahn nicht krähn,

hier unten hörst du kein Wind nicht wehn.

33.
„So geh nur wieder heime

und erzieh dir deine Waislein kleine!

34.
„Erzieh sie dir alle groß und klein,

daß sie ein wenig erzogen sein!

35.
„Es reuet mich nichts so sehre,

als wie nur des gar Klein in der Wiege,

36.
„Was da weder reden noch sprechen kann:

wenn ich dran denk, geht michs Jammern an.“ –

37.
„„Schließt euch, ihr Gräbelein, feste!

die erste Treue die beste.

38.
„„Schließt euch, ihr Gräbelein, feste zu!

auf dieser Welt hab ich keine Ruh.““

(Mitgetheilt durch Herrn Prof. Hoffmann v. F.)

Vorwirth, der erste Mann der Hauswirthin. – 16. Bis, sei. – 29. in seine Schooß. – Die Strophen 21 u. 32 werden nach dem zweiten Theile der Melodie gesungen.


46a. Das nasse Grabhemd.
1.
Es hütet ein Herr sechs graue Roß

auf einem wüsten Kirchhof.

2.
Er hütet den Kirchhof um und um,

bis er kam zu seins Vorwirths Grab.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_160.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2019)