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10.
‚‚‚Wir seind die König vom finstern Stern

und brächtend dem Kindlein Opfer gern,

11.
‚‚‚Myrrhen und Weihrauch und rothes Gold;

wir seind dem Kindlein ins Herz nein hold.‘‘‘

12.
Herodes sprach aus Uebermuth:

„Bleibend hienacht bei mir und nehmend für gut!

13.
„Ich will euch geben Heu und Streu,

ich will euch halten Zehrung frei.“

14.
Die heilgen drei König thaten sich bsinnen:

‚‚‚Fürwahr wir wöllend jetzt von hinnen!‘‘‘

15.
Herodes sprach aus trutzigem Sinn:

„Wöllt ihr nicht bleiben, so fahrend hin!“

16.
Sie zohend über den Berg hinaus,

sie fundend den Stern stehn ob dem Haus.

17.
Sie traten in das Haus hinein,

sie fundend Jesum in dem Krippelein.

18.
Sie gabend ihm ein reichen Sold,

Myrrhen und Weihrauch und rothes Gold.

19.
Joseph bei dem Krippelein saß,

bis daß er schier erfroren was.

20.
Joseph nahm ein Pfännelein

und macht dem Kinde ein Müselein.

21.
Joseph der zohe seine Höselein aus

und machet dem Kindlein zwei Windelein draus

22.
„„Joseph, lieber Joseph mein,

hilf mir wiegen mein Kindelein!““

23.
Es warend da zwei unvernünftige Thier,

sie fielend nieder auf ihre Knie.

24.
Das Oechslein und das Eselein

die kanntend Gott den Herren rein.       Amen.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_176.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)