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55. Die Spinnerin.


Munter. Mündlich, aus dem Clevischen und Bergischen.
Noten
Noten


1.
Spinn, spinn, meine liebe Tochter!

ich kauf dir nPaar Schuh.
„Ja, ja, meine liebe Mutter,
auch Schnallen dazu!
Ich kann ja nicht spinnen,
es schmerzt mich mein Finger
und thut, und thut, und thut mir so weh.“

2.
Spinn, spinn, meine liebe Tochter!

ich kauf dir nPaar Strümpf.
„Ja, ja, meine liebe Mutter,
schön Zwickeln darin!
Ich kann ja nicht spinnen,
es schmerzt mich mein Finger
und thut, und thut, und thut mir so weh.“

3.
Spinn, spinn, meine liebe Tochter!

ich kauf dir ein Kleid.
„Ja, ja, meine liebe Mutter,
nicht zu eng und nicht zu weit!
Ich kann ja nicht spinnen,
es schmerzt mich mein Finger
und thut, und thut, und thut mir so weh.“

4.
Spinn, spinn, meine liebe Tochter!

ich kauf dir ein Mann.
„Ja, ja, meine liebe Mutter,
der steht mir wol an!
Ich kann auch schon spinnen,
es schmerzt mich kein Finger
und thut, und thut, und thut mir nicht weh.“

1, 4. Pantoffeln dazu! 1, 5. Kann wahrlich nicht spinnen von wegen meinem Finger. – 3, 4. es wär auch schon Zeit!


55a. Die Spinnerin.
1.
Spinn, spinn, mein schöins Nannel,

ich kauf dia neua Schouh.
„Jo, jo, mei löiba Moutta,
schöine Schnolla a dazou!
Ich konn jo net spinna,
mia thoun jo meina Finga
sua weh, sua weh,
meina Fingala sua weh!“

2.
Spinn, spinn, mein schöins Nannel,

ich kauf dia neua Strümpf.
„Jo, jo, mei löiba Moutta,
schöina Zwickala san drin.
Ich konn jo net spinna,
mia thoun jo meina Finga
sua weh, sua weh,
meina Fingala sua weh!"

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_192.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2019)