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118. Scheiden.


Langsam und innig. Allbekannte Melodie.
Noten
Noten


1.
Schatz, mein Schatz, warum so traurig?

bin ich aller Freuden voll!
Meinst, ich sollte dich verlassen?
du gefällst mir gar so wol.

2.
Eh ich dich, mein Kind, will lassen,

muß der Himmel fallen ein,
und die Sternlein sich erblassen
und der Mond verfinstert sein.

3.
Saßen da zwei Turteltauben,

oben auf dem dürren Ast:
wo sich zwei Verliebte scheiden,
da verwelket Laub und Gras.

4.
Laub und Gras das mag verwelken,

aber treue Liebe nicht:
kommst mir zwar aus meinen Augen,
doch aus meinem Herzen nicht!

(Mehrfach mündlich, aus dem Brandenburgischen, aus Schwaben und dem Hessen-Darmstädtischen. – Vgl. „Teutsches Liederbuch für Hochschulen. Stuttgart, 1823.“ S. 433. Im Melodienheft S. 58, Nr. 168.)

1. Warum bist du denn so traurig? ich bin aller Freuden voll! meinst denn du, ich könnt dich lassen? du gefällst mir gar zu (allzu) wol! – 1a. Morgen will mein Lieb abreisen, Abschied nehmen mit Gewalt; draußen singen schon die Vögel in dem Walde mannigfalt. (Neuerer Zusatz.) – 2, 1. Eh ich dich, mein Schatz, will meiden. 2, 3. und die Sonne (Sternlein) ganz erbleichen und der Mond (die Sonn) verliern den Schein – stets finster sein. – Vgl. Bragur I, 284. – 3, 1. Saßen einst (wol) zwei Turteltauben dort auf jenem dürren Ast. 3, 4. da vergehet Laub und Gras – da wächst weder Laub noch Gras. – 4, 1. Laub und Gras das mag vergehen. 4, 4. aber stirbt aus meinem Sinn.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_271.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)