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148. Klosterleben.


Sehr mäßig. Mel. mündlich, aus der Gegend von Frankfurt a. M.
und dem Magdeburgischen.
Noten
Noten


1.
O Klosterleben, du Einsamkeit,

du stilles und ruhiges Leben!
dir hab ich mich gänzlich ergeben,
zu führen ein geistliches Leben:
O Himmel, was hab ich gethan!
die Liebe war Schuld daran.

2.
Des Morgens wenn ich zur Kirche geh,

muß singen und beten alleine;
und wenn ich das Gloria patri sing,
so liegt mir mein Schätzchen wol immer im Sinn:
O Himmel, was hab ich gethan!
die Liebe war Schuld daran.

3.
Dort kommt mein Vater und Mutter her,

sie beten für sich alleine;
sie haben gar schöne Kleider an,
ich aber muß in der Kutten stahn:
O Himmel, was hab ich gethan!
die Liebe war Schuld daran.

4.
Des Mittags wenn ich zum Essen geh,

find ich es mein Tischchen alleine;
dann eß ich mein Brot und trinke mein Wein:
ach, könnt ich bei meinem schön Schätzchen sein!
O Himmel, was hab ich gethan!
die Liebe war Schuld daran.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_323.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)