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5.
„Gott grüß euch, zartes Jungfräulein,

was steht ihr hier alleine?

6.
„Wollt ihr dies Jahr mein Schlafbuhl sein,

so ziehet mit mir heime!“

7.
‚‚‚Und euer Schlafbuhl bin ich nicht,

ihr bringt mir denn drei Rosen,

8.
‚‚‚Die in der Zeit gewachsen sein

wol zwischen Weihnachtn und Ostern.‘‘‘

9.
Er ritt wol über Berg und Thal,

er konnt ihr keine finden.

10.
Er ritt vor einer Malerin Thür:

„Frau Malerin, seid ihr drinnen?

11.
„Seid ihr darin, so trett herfür

und malet mir drei Rosen,

12.
„Die eine roth, die andre weiß,

die dritte wie Violen!“

13.
Und als die Rosen gemalet warn,

da fieng er an zu singen:

14.
„Erfreu dich, Mägdlein, wo du bist!

drei Rosen thu ich dir bringen.“

15.
Das Mägdlein an dem Laden stand,

gar bitterlich thät sie weinen:

16.
‚‚‚Ach Herr, ich habs im Scherz geredt,

ich meint, ihr fändet keine.‘‘‘

17.
„Hast du es nur im Scherz geredt,

gar scherzlich wolln wirs wagen:

18.
„So bist du mein und ich bin dein,

und scherzn wir beide zusammen!“

(Vielfach mündlich, aus dem Brandenburgischen, Hessen-Darmstädtischen, aus Schlesien, Sachsen, vom Niederrhein, etc. Vgl. L. Erk, Volkslieder. B. II, H. 1, S. 34, Nr. 29. – B. II, H. 2, S. 16, Nr. 11.)

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_329.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)