Seite:Deutscher Liederhort (Erk) 336.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
152a. Von eitel unmöglichen Dingen.


Mäßig geschwind. Melodie mündlich, aus Schlesien. (Breslau.)
Noten
Noten


1.
swollt einmal ein junger Knab

mit ner Jungfer streiten;
|: sie sollt ihm den Apfel roth
über die Wienstadt reichen. :|

2.
„Soll ich dir den Apfel roth

über die Wienstadt reichen;
mußt du mir den grünen Wald
mit der Sichel abschneiden.“

3.
‚‚‚Soll ich dir den grünen Wald

mit der Sichel abschneiden;
mußt du mir die Sternlein zählen,
die am Himmel leuchten.‘‘‘

4.
„Soll ich dir die Sternlein zählen,

die am Himmel leuchten;
mußt du mir ein Leiter anlehnen,
daß ich kann naufsteigen.“

5.
‚‚‚Soll ich dir ein Leiter anlehnen,

daß du kannst naufsteigen;
mußt du mir ein Kind gebärn
ohne Schmerz und Leide.‘‘‘

6.
„Soll ich dir ein Kind gebärn

ohne Schmerz und Leide;
mußt du mir ein Wieglein baun
ohne Schnitzer und Schneide.“

7.
‚‚‚Soll ich dir ein Wieglein baun

ohne Schnitzer und Schneide;
mußt du mir von krummem Rohr
grade Spindeln schneiden.‘‘‘

8.
„Soll ich dir von krummem Rohr

grade Spindeln schneiden;
mußt du mir von Haberstroh
spinnen feine Seide.“

9.
‚‚‚Soll ich dir von Haberstroh

spinnen feine Seide;
mußt du mir ein Pferd beschlan
zu Pfingsten auf dem Eise.‘‘‘

10.
„Soll ich dir ein Pferd beschlan

zu Pfingsten auf dem Eise;
mußt du mir ein Hammer schmieden
aus ner hohlen Weide.“

11.
Länger hielts der Knab nicht aus,

sie war zu gescheite:
‚‚‚Ei so will ich nimmermehr
mit ner Jungfer streiten!‘‘‘

(J. G. Meinert, „Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens.“ S. 80.)
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_336.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)