Seite:Deutscher Liederhort (Erk) 416.jpg

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11.
Die hohen Bäum die bogen sich,

die harten Felsen zerkloben sich,
die Sonn verlor ihrn klaren Schein,
die Vögel ließn ihr Rufen sein. –

12.
Nun merket auf, ihr Fraun und Mann!

und wer dies Liedlein singen kann,
der sing es Tages nur einmal,
sein Seel wird kommn ins Himmels Saal.

(Vielfach mündlich, aus Schlesien, Pommern, Westfalen, vom Mittel- u. Niederrhein etc. Mit Benutzung von flieg. Bl. aus der Zeit v. 1780–1810. – Vgl. Erk, Volksl. B. II, H. 6, S. 52. Nr. 49 – Hoffmann v. F. Schles. Volksl. S. 336. – Wunderhorn. I, 142; in neuster Aufl. I, 149. [Die Str. 6, 7 u. 8 unächt.] – F. W. Gubitz, „Gaben der Milde. Berlin, 1817.“ II, 15. – Meinert. S. 226. – „Münsterische Geschichten, etc. Münster, 1825.“ S. 223.)

Das Gedicht im 16. Jahrh. nachweislich. (Uhland. II, 886. Ein Druck v. 1590.) In dem kathol. GB. „Geistlicher Paradeiß Vogel. 1663. 8. S. 87 wird es in der Ueberschrift als „Ein sehr altes Gesang“ bezeichnet. Vgl. auch Hoffmann’s v. F. „Geschichte des deutschen Kirchenliedes.“ 2. Ausg. S. 503. – und dessen „Monatsschrift von und für Schlesien. Breslau, 1829.“ II, 756.) – In verkürzter Form (5 Str.) findet sich das Lied vor in den Cölnischen GB. von 1617 („Alte Catholische Geistliche Kirchengesäng, etc. Cölln, M.DC.XVII.“ 12. Bl. 33b.), von 1625 u. 1634. („Catholische Kirchen Gesäng, etc. Cölln, 1625.“ 12. S. 168. – 1634: S. 168.) Damit stimmt die Lesart aus dem Andernacher GB. 1608. Nr. 58. (s. Hoffmann, Kirchenl. S. 502. Nr. 309.)

In Pommern wird dieses Lied nach der bekannten Mel. „Nun laßt uns den Leib begraben“ (siehe Georg Rhaw’s GB. v. 1544.) gesungen, was von sehr guter Wirkung ist. Vgl. L. Erk, „Choralmelodienbuch etc. Berlin, 1847.“ S. 26. (Nach F-dur zu versetzen.)

Weiter unten die älteren Texte und Melodien.

1, 1. Da Jesus in dem (den) Garten gieng. 1, 3. da trauert Alles was da was, all Creatur, Laub, grünes Gras. – 2, 2. sie nahmen Jesum im Garten gefangen. 2, 3. sie thäten ihn geißeln und verhöhnen, sein heilges Haupt mit Dornen krönen. – 3, 4. Maria war voll Herzeleid, – 4. Ein Schwert durch Marien Seele gieng; sie sprach: ach weh, mein liebes Kind! ach, meines Herzens Trost alldar, mein Kind muß ich verlassen gar! 4, 4. mein liebes Kind will mich gar verlohn! – 4a. Dies thät den falschen Jüden Zorn, sie schlugen Jesum mit scharfen Dorn; sie schlugen Jesu in einer Stundn viel mehr denn tausend tiefer Wundn. – 5. Da kam ein falscher Jud gegangn, der hatt ein Speer an seiner Stangn; er führt den Speer wol hoch hinauf, stach etc. – 6, 3. hoch an dem Kreuz, war etc. – 7, 3. nimm sie und führ sie weit von dann, daß sie nicht schaut etc. – 8, 2. ich will sie trösten also schon (schön). – 10, 1, Nun bück dich Baum, nun bück dich Ast! – 11, 2. die starken Felsen zerspalten (zerrissen) sich; die Sonn verlor auch ihren Schein, die Vöglein ließen ihr Singen und Schrein. – 11a. Den Todten öffnet sich die Thür, sie giengen aus den Gräbern für; die Erde riß auf vor großer Pein: das möcht ihr (sich) ein groß Herzeleid sein! – 11b. Wer dies nicht oftermal betracht und Christi Leiden so veracht, der wird ja selig nimmermehr; Undankbarkeit haßt Gott der Herr. – 11c. Derhalben sagn wir ewig Dank, o Gott, dir unser Lebenlang. O laß dein bitter Leidenspein an uns doch nicht verloren sein!


Druck von Gustav Schade in Berlin,
Oranienburgerstr. 27.
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_416.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)