verschiedene: Die Gartenlaube (1857) | |
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die ihrigen zu nennen. Nur eine von der Hand eines Hamburgers geschaffene Sehenswürdigkeit ist der Altonaer jeden Augenblick bereit, seinem Nachbar zu überlassen: das in der grandiosen Palmaille (einer langen aus zum Theil sehr alten Ulmen, Linden und Buchen bestehenden Allee) aufgerichtete Standbild des um die Stadt so hochverdienten Oberpräsidenten Grafen v. Blücher. Und in der That, jede menschlich fühlende Seele kann ja auch nur mit Angst und innigem Mitleid diese Figur des alten würdigen Mannes betrachten, sintemal sie im Begriff zu sein scheint, von ihrem Postamente herab rücklings in den Schmutz der Straße zu fallen. Wie manchen Spott müssen die Altonaer dieses verunglückten Standbildes wegen erdulden! Eins gereicht ihnen dabei jedoch zu einigem Trost: daß die Hamburger nicht in das Gespött einzustimmen wagen, denn es ist ja Einer der Ihrigen, der diese in Erz gegossene Missethat verübt hat.
Wahrhaft rührend aber ist die Anhänglichkeit, welche die Altonaer für eine andere Sehenswürdigkeit ihrer Umgegend, die beiden Dichtergräber auf dem freundlichen Friedhofe zu Ottensen, an den Tag legen. Am Ausgange der großartigen Promenade beginnt die glänzende Häuserreihe der Klopstockstraße, welche zu dem weltberühmten Rainville’schen Garten führt. Auf der rechten Seite der Straße liegt der Gottesacker des genannten volkreichen Dorfes mit der ansehnlichen Kirche, und vor dem Haupteingange der letzteren erblickt man die von einer ungeheuren Linde beschatteten Gräber Klopstocks und Schmidts von Lübeck, beide von geschmackvollen hohen Eisengittern eingefaßt.
Seit vielen Jahren hatte ich die Ruhestätte des Messiassängers, der dort mit seiner geliebten Gattin und seinem Sohne schlummert, nicht gesehen, ich war daher nicht wenig erfreut, als ich die einst ziemlich wüste, vernachlässigte Gruft sorgfältig von Unkraut und Gestrüpp gereinigt und so schön umhegt wiederfand. Und wie viele frische und halbvertrocknete Blumenkränze lagen auf den Denksteinen und an dem Gitter! Selbst mitten im Winter, wenn die im Winde rauschenden Zweige der Linde die silbernen Schneeflocken auf das Grab streuen, werden sie dort niedergelegt, diese prangenden Blumen, die so manches andere Dichtergrab für immer entbehrt. Unwillkürlich fielen mir dabei die Schicksale dieses Grabmals bei. Damals (1805), als von Hamburg das Denkmal auf dänischem Gebiet anlangte, fragte ein dänischer Zollbeamter in Altona den Steinsetzer, der die Aufsicht über den Transport hatte, wie viel der Stein wohl gekostet habe. Treuherzig gab dieser den Preis auf circa 350 sächs. Thaler an, und sofort wurden 64, sage vierundsechzig Thaler Zoll gefordert, welcher Betrag auch trotz aller Vorstellungen deponirt werden mußte. Ob auf den an die Regierung erstatteten Bericht ein günstiger Bescheid erfolgt ist, kann ich nicht sagen. Im September 1814 wurde das Denkmal – von wem, weiß man jetzt noch nicht – umgestürzt und zersplittert, von den vereinigten patriotischen Gesellschaften in Hamburg und Altona aber wieder hergestellt, und zum zweiten Male am 2. Juli (Klopstock’s Geburtstag) 1815 eingeweiht.
Gleicher liebenden Sorgfalt hat sich auch das Grab des edlen, gemüthvollen Lyriker Schmidt von Lübeck zu erfreuen. Als ich es
verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_261.jpg&oldid=- (Version vom 9.2.2020)