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Verschiedene: Die Gartenlaube (1890)

Der Schräibach.

Bald haben wir die rauschende Aare, die ihre sandigen Fluthen in wohlgeregeltem Bett pfeilschnell dem Brienzersee zuführt, überschritten, und nach einigen Augenblicken landen wir wohlbehalten unter der Pforte unseres Hotels. Kein Dutzend schwarzbefrackter Kellner mit langweiligen nichtssagenden Gesichtern schwärmen herum, uns fast die Zehen abzutreten; dafür heißen uns des Wirthes schmucke Töchter um so herzlicher willkommen. – „Gottlob!“ sagt mein Freund, „sind wir nicht in einem Haus, in dem man vor lauter Luxus, Parkettböden, Aufzügen, Kronleuchtern etc. alles hat, nur keine Idee von Ausruhen und Gemüthlichkeit.“

Das Känzeli.

„Ja, deß bin ich auch froh, aber wer kommt denn da die Treppe herunter? Ist das nicht unser Freund, der Doktor, der Geologe? Jetzt ist unser Kleeblatt erst vollzählig!“

„Das trifft sich ja herrlich! Nun mach’ ich den Cicerone und führe Euch ein wenig herum –“

„Schon alles gesehen!“ rufen wir leichthin im Bewußtsein unserer vorigen Leistungen in Naturgenuß, „kommst längst zu spät!“

„Aber das ist ja rein unmöglich in der kurzen Zeit; habt Ihr denn die Aareschlucht schon gesehen?“

„Was? Aareschlucht! Wird mir was Rechtes sein!“

„O,“ sagt er, „einzig, großartig, kolossal!“

„Na also, nach dem Essen wollen wir hingehen! Erst die Pflicht, dann das Vergnügen!“

Meyringen.

Und nun setzen wir uns gemüthlich zu Tisch und lassen uns

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1890). Leipzig: Ernst Keil, 1890, Seite 541. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1890)_541.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)