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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

des größten Theiles des von den Wurzeln aufgesogenen Wassers ist aber ihr Hauptgeschäft. Du fragst, wozu die Pflanzen so sehr viel Wasser aufsaugen, wenn sie es großentheils durch die Blätter wieder aushauchen? Ich könnte Dir hierauf antworten: damit zur Wolkenbildung und durch diese zur Regenbildung fortwährend Wasserdämpfe in die Luft kommen. Ich sage dies aber nicht, weil dadurch die Pflanzen und namentlich die Waldungen

zu sichaufopfernden Handlangern der Natur herabsänken. Nein; es geschieht aus einem Grunde, der mit dem Leben der Pflanze selbst im engsten Zusammenhang steht. Die Pflanze braucht zu ihrem Leben ganz nothwendig auch mehrere erdige Stoffe, z. B. Kalk und Kieselerde. Da sie nun keine Oeffnungen an der Wurzel hat, um solche Stoffe als kleine feste Theilchen in sich aufnehmen zu können, so kann sie dieselben nur in flüssiger Gestalt, in Wasser gelöst, aufnehmen. Da aber z. B., um 1 Theil Kalk aufzulösen, 1000 Theile Wasser erforderlich sind, so muß sie, um jenes einen Theiles Kalk habhaft zu werden, wohl oder übel 1000 Theile Wasser aufsaugen, in denen jener aufgelöst enthalten ist. Auf diese Weise werden fort und fort ungeheure Mengen Wasser aus dem Erdboden durch die Pflanze hindurch getrieben, um oben als Wasserdampf, mit Zurückbehaltung der darin aufgelöst enthalten gewesenen Stoffe, von den Blättern wieder ausgehaucht zu werden, um dann als Regen aus der Luft wieder nieder zu fallen. Man kann also buchstäblich sagen, ein großer Theil des auf der Erdoberfläche vorhandenen Wassers ist in einem fortwährenden Kreislaufe durch die Pflanzenleiber hindurch begriffen. Ueberschaue noch einmal mit einem Blicke diesen gesetzmäßigen Hergang; worauf beruht also die nachhaltige Speisung unseres Erdbodens mit Wasser? – auf der geringen Löslichkeit von Kalk und Kieselerde und noch einigen andern Stoffen, die den Pflanzen zur Nahrung dienen! So dient in der Natur Eins dem Andern!

Ich muß Dich noch auf Fig. 4 und 5 aufmerksam machen. Ersteres stellt ein kleines Stückchen Oberhaut eines Blattes dar, auf welchem Du vier sogenannte Spaltöffnungen siehst. Das sind je zwei halbmondförmige Zellen, welche so aneinander gelegt sind, daß zwischen ihnen eine kleine spaltförmige Oeffnung bleibt (F. 5). Durch sie hauchen die Blätter wahrscheinlich vorzugsweise die Wasserdämpfe aus.

Zum Schlusse hebe ich nochmals die am Boden der Waldungen wachsenden niederen Pflanzen, namentlich die Moose als wesentliche Erhalter der Bodenfeuchtigkeit und somit der Quellen hervor. Fig. 6 stellt ein Stämmchen des großblättrigen Torfmooses vor, welches namentlich die Wasserbehälter der Bergplateaus, die sogenannten Moose, überzieht. Die eigenthümlich eingerichteten Zellen seiner Blätter (F. 7 zeigt Dir ein Stück eines solchen) haben deutliche Löcher, um Wasser in großer Menge aufsaugen zu können.

Sieh Freund, hier hast Du ein Bild von einer in zahllosen kleinen Einzelheiten vorgehenden, aber durch ihre Gesammtwirkung dennoch mächtigen Thätigkeit des Wassers.

Die Pflanzen sind die Vermittler, die, indem sie sich selbst erhalten, das Ganze erhalten helfen. Welch beherzigenswerther Ruf an uns, es ebenso zu machen! –




Blätter und Blüthen.


Literatur. Von der Verfasserin der Eglantine, der (preußischen) Prinzessin[WS 1], ist vor einigen Tagen eine neue Erzählung unter dem etwas gesuchten Titel: „Frühling- Sommer- Herbst- und Winter-Liebe“ erschienen. Wenn andere Autoren diesem Beispiele folgen, so dürfen wir nächstens noch Morgen- Mittag- Abend- und Nacht-Novellen erwarten. – Gerstäcker’s Reisen, bei Cotta in Stuttgart erschienen, haben eine so günstige Aufnahme gefunden, daß die Verlagshandlung jetzt schon zum Druck einer zweiten Auflage schreiten muß, obwohl das Buch kaum einige Monate alt ist. Sicherlich die beste Kritik. – Unter dem Titel: Europäische Volksfeste wird jetzt ein interessantes Kunstwerk vorbereitet, welches in der bekannten Kunsthandlung von Arnz & Comp. in Düsseldorf erscheinen soll. Die Sitten und Gebräuche im öffentlichen Leben eines Landes, wie sie sich besonders durch die volksthümlichen Feste und Spiele ausprägen, sollen in diesem mit großem Luxus ausgestatteten Prachtbuche von den besten Autoren jedes Landes geschildert und von den renommirtesten Malern in ausgewählten Illustrationen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Amalie Eleonore Sophie Caroline, Prinzessin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1813–1870) (Quelle: GeneaNet)
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_073.jpg&oldid=- (Version vom 15.4.2020)