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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Man schaffte 78 Hauptbücher und 60 Commis ab, um das verdoppelte Geschäft besser führen zu können. Blos durch Verkleinerung der gedruckten Formulare wurden jährlich gegen 8000 Thaler gespart. Dadurch, daß man das Gesetz, nach welchem jedes einzelne Geschäft in einer besondern Anweisung gegeben werden mußte, aufhob, spart man wöchentlich 46,000 Briefe im Durchschnitt. Diese Reformen in der Verwaltung geben eine Ersparniß von etwa 120,000 Thaler jährlich bei ungeheuerer Zunahme der Geschäfte.

Wir sind zu Ende. Für den nachdenkenden Leser werden die angeführten Thatsachen einleuchtender und stärker predigen, als alle Redekünste, wie das moralische und materielle Heil des Volks wesentlich auf der Freiheit und Flüssigkeit der Werthe und Waaren, des Verkehrs beruht, auf Einrichtungen, die Raum und Zeit überwinden und Jedem zu jeder Zeit Gelegenheit bieten, Mangel und Ueberfluß, Angebot und Nachfrage auszugleichen. Alles Andere, ob es politisch vom Staate oder heilig aus der Kirche oder philanthropisch von Gesellschaftskünstlern ausgehe, ist, wenn nicht störend, so doch stets wenigstens Nebensache.




Blätter und Blüthen.

Der Deutsche in Amerika. Was mich tief anregt, schreibt ein Reisender aus Amerika, und worauf ich immer und immer zurückkomme, das ist die hier in Washington recht augenfällig heraustretende, traurige Stellung der Deutschen in politischer Beziehung. Im Senate saß im Sommer 1852 ein einziger Mann von deutscher Abkunft. Es wurde dies in den öffentlichen Blättern als ein Ereigniß hervorgehoben, das zum erstenmal in der Union vorkomme; doch erwähnten deutsche Blätter: dieser Senator verläugne alles Deutsche dermaßen, daß er seine alte Mutter, die nur wenig Englisch verstehe, bei einer letztern Zusammenkunft Englisch angeredet, worüber die gute Frau Thränen des Kummers vergossen habe. Dabei bemerkt ein Blatt: der Herr Senator verstehe genug deutsch, um sich verständlich machen zu können, allein er scheue sich sorgfältig dies merken zu lassen, um nicht bei seinen Gönnern, den Yankees, in Ungnade zu fallen. Die Englischen in der Union lassen Leute deutscher Abkunft also nur zur höhern Repräsentation gelangen, wenn sie sich als Deutsche prostituiren! Im Repräsentantenhause sitzen schon etliche Männer, die deutsche Namen tragen; indessen habe ich nicht bemerkt, daß sie irgend ein Zeichen besonderer Berücksichtigung der Deutschamerikaner jemals an den Tag gelegt hätten, und halte mich fest davon überzeugt, keiner gehe von der Idee aus, eine förmliche Gleichstellung des deutschen Elements der Bevölkerung mit dem englischen erstreben zu wollen. Im Gegentheil ist anzunehmen, daß alle auf ein Amerikanerthum mit Alleinherrschaft der englischen Sprache hinzielen. So steht es mit der Vertretung einer Union, in deren Staaten, Districten (Counties) und Gemeinden die Verhältnisse fast genau dieselben sind; kaum daß in Staaten und Ortschaften, wo sich eine besonders starke deutsche Bevölkerung vorfindet, eine ansehnlichere Zahl von Vertretern deutscher Abkunft zeigt, im Verhältniß zur Menge der deutschen Bevölkerung stehen sie nie. Genau derselbe Fall wie bei der Vertretung ist es auch bei der Verwaltungspartei. Man findet in deren Departements, namentlich wo man wissenschaftliche oder künstlerische Ausbildung nicht entbehren kann, mehrere Deutsche als Subalternbeamte angestellt und benutzt, allein die einträglichern Stellen von Bureauchefs und dergleichen sind immer mit Englischen besetzt. Im Verwaltungsfache der Staaten, Districten und Gemeinden stellt sich ein ganz ähnliches Verhältniß heraus. Nur etwa in Gegenden, wie z. B. Californien, wo Gouverneure, Richter und dergleichen gelegentlich umgebracht zu werden pflegen, wird vielleicht ein Deutscher an die Spitze gestellt. Beim Militair und bei der Flotte bekommen Deutsche selten oder nie Officierstellen, allein das Kanonenfutter, vom Gemeinen an bis etwa zum Feldwebel und Wachtmeister, rekrutirt man gern aus den Deutschen, die immer gut zum blinden Dreinschlagen waren.




Die Ehrlichkeit der Montenegriner. „Man hatte mich,“ erzählte ein Reisender im Böhmischen Museum, „vielfach gewarnt vor der Grausamkeit und Raubsucht der Montenegriner, die durchgehens als Räuber geschildert wurden. Ich machte mich indeß getrost auf den Weg und da habe ich denn gefunden, daß es in den montenegrinischen Bergen zu jeder Tageszeit sichrer ist, als in unseren hochcivilisirten Städten, wo man sich, sei es auf der Straße, in der Kirche oder sonst wo, nicht genug in Acht nehmen kann, daß eine unbefugte Hand Einem nicht in die Tasche fährt, die Uhr herauszieht oder des seidenen Taschentuches wegen den Rockschoß abschneidet. Ich habe aus glaubwürdiger Leute Mund vernommen, daß in Montenegro und den angrenzenden österreichischen Ländern der Diebstahl eine der größten Seltenheiten und dieses Laster als daselbst gar nicht vorhanden zu betrachten ist. Um nur ein Beispiel von der Ehrlichkeit der Tschernogorzen anzuführen, will ich erzählen, was mir mit meinem Begleiter Sawo begegnet ist, mit dessen Wachsamkeit und Dienstleistungen ich vollkommen zufrieden war. Als ich von dem Lohne sprach, den ich ihm zu geben beabsichtigte, sagte er: „Herr, ich habe mich an dich nicht verdingt, deshalb verlange ich auch nichts.“ – „Nun, so nimm wenigstens die Paar Zwanziger, die ich dir hier anbiete, wenn auch keine Uebereinkunft zwischen uns getroffen worden ist,“ erwiederte ich. Mit Selbstgefühl, doch ohne den Beleidigten zu spielen, antwortete mir darauf Sawo: „Ich bin Penjanik des Wladika und erfülle lediglich, was mir vom Hospodar befohlen worden ist. Dafür nehme ich kein Geld, habe dich aber deshalb doch lieb.“ „Nun, wenn du mich wirklich liebst,“ entgegnete ich, „so nimm wenigstens die Hand voll Kleingeld da, ich werde dich beim Wladika schon entschuldigen und ihm sagen, du hättest es nur auf mein dringendes Zureden gethan.“ Sawo bedachte sich einen Augenblick, blickte auf das dargereichte Geld und

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_197.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2020)