Seite:Die Gartenlaube (1853) 223.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

genaue Darstellung des Arbeitshauses, welches für die Windsor-Union im Jahre 1840 errichtet worden, und es befindet sich an der Grenze des großen Windsor-Parkes, unmittelbar an der Landstraße, welche nach Bishopgate und Englefield führt, gerade in der Mitte der allerschönsten Landschaftsscenen, an denen die Umgebung des majestätischen Windsor so überreich ist, und es war namentlich dieser äußerst malerische Theil, welcher den Inhalt zu Denhams berühmtem Gedichte „Cooper’s Hill“ geliefert hat. Die äußere Erscheinung der Anstalt steht in schönem Einklange mit den heiteren Aussichten über das liebliche fruchtbare Thal der „gelbgelockten, göttlichen“ Themse und den ehrwürdigen riesenhaften Bäumen, welche den Reiz und die feierliche Stille dieser Waldlandschaften so unermeßlich erhöhen. Es ist im Style des sechszehnten Jahrhunderts erbaut, als Bequemlichkeit und Eleganz, die Erzeugnisse des Wohlstandes und einer größeren Sicherheit, die rohen Festungsburgen der feudalen Großherren zu verdrängen begannen. Der Raum, welcher es umgibt, ist von der öffentlichen Landstraße durch nichts als ein Stacketgitter getrennt und vor dem Centralgebäude blühen in der Mitte des grünen Rasens die mannigfaltigsten Blumen in schönster Pracht, und der Fleiß der Einwohner hat an den beiden Flügeln des Gebäudes zwei ansehnliche Strecken in üppige Küchengärten verwandelt.

Arbeitshaus der Windsor-Union.

Doch lasset uns selbst eintreten.

An dem Portale des Centralgebäudes begegnen wir einem Thüröffner, welcher uns auf das allerartigste in ein Zimmer zeigt und unseren Wunsch, das Arbeitshaus in Augenschein zu nehmen, dem Director mittheilt. Die Erlaubniß ist sofort gewährt und wir beginnen nun unsere Wanderung. Die Insassen haben so eben gespeist; wir kosten die verschiedenen Gerichte, aus denen die Mahlzeit bestanden hat und müssen eingestehen, daß der Pudding, das Brod und Käse von der allerbesten Qualität waren, welche wir jemals genossen haben. Aber dann, wie verhält es sich mit der Quantität? Wie viele arme Kinder verlassen die Tafel mit hungrigem Magen? und wie viele bejahrte Personen bedürfen noch einiger anderer Erfrischungen und Erquickungen außer der gewöhnlichen Suppe und Grütze und Pudding und gekochtes Rindfleisch. Diese Gedanken drängen sich dem Besucher unwillkürlich auf, welcher die Redner und Schriftsteller, die diesen Anstalten feindlich sind, von der unerträglichen Diät und dem Hungersysteme in diesen Arbeitshäusern so laut hat reden hören. Die imponirende äußere Erscheinung des Gebäudes hat bereits manche unserer Vorurtheile völlig vernichtet; aber da mag dessen ungeachtet ein ungeheures Elend hausen, obwohl die Zimmer einladend, hell, luftig und äußerst sauber erscheinen. Lasset uns in unserer Wanderung fortschreiten.

Die verschiedenen Speisezimmer für die Männer, welche sich auf der linken Seite von dem Centralgebäude befinden, sind sämmtlich von diesen verlassen und wir eilen deshalb vorwärts und besuchen sie in ihren Wohnzimmern, welche sowohl in der Front als nach hinten hinaus mit verschiedenen Höfen in Verbindung stehen. Die ganze Menge der männlichen Insassen sind zunächst in zwei Klassen getheilt: die Arbeitsfähigen und die Bejahrten und Schwachen oder Arbeitsunfähigen; und jede dieser Klassen haben ihre bestimmten Zimmer und Aufenthaltsplätze. Die Alten

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_223.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2020)