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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Zeit so vielfache Anwendung als Betäubungsmittel bei Operationen findet, wird aus Chlorkalk, Alkohol und Wasser dargestellt.

Der Kohlenstoff, Carbogen, ein festes und verbrennliches, aber weder im Wasser, noch Säuren, nur im schmelzenden Eisen lösliches, sonst unschmelzbares Element, bildet den Hauptbestandtheil ebensowohl der gewöhnlichen Kohle, wie auch des Diamants, und stellt, mit etwas Eisen vermischt, den Graphit, das Reißblei (in den Bleistiften) dar. Im Diamant, welcher nichts anderes als krystallisirter Kohlenstoff ist, und ebenso wie Kohle verbrennt (wobei er sich mit dem Sauerstoffe der Luft zu Kohlensäure verbindet), findet sich dieser Grundstoff am reinsten und stärksten verdichtet, während in allen übrigen Kohlenarten mehr oder weniger fremde Beimengungen und eine weit geringere Dichtheit existirt. Ohne Zweifel waren die Diamanten einst im flüssigen Zustande und könnten wir jetzt eine Hitze erzeugen, in welcher der Kohlenstoff flüssig würde, so könnten wir auch sehr leicht aus Kohle echte Diamanten fabriciren. – Der Kohlenstoff ist es nun aber auch, der den menschlichen, sowie den thierischen und pflanzlichen Körper zusammensetzen hilft und sich hier vorzugsweise im Fette, Zucker, Gummi, Stärke, Alkohol findet, der ferner eine hauptsächlichste Quelle der Wärme, sowie des Lichtes und der schwarzen Farbe darstellt. Man nennt ihn in den Pflanzen Pflanzenkohle, (wie die Holz-, Stein- und Braunkohle) und aus thierischen Theilen gewonnen, thierische Kohle. Diese Kohle gewinnt man aber durch das Verkohlen organischer Körper, d. h. durch Erhitzen derselben bei gehemmtem Luftzutritt, durch das Verbrennen derselben bei Mangel an der gehörigen Menge von Sauerstoff (wie in den Meilern). Der Vorgang dabei ist folgender: die Verbindung des Kohlen-, Wasser- und Sauerstoffs, aus welchen Stoffen die organischen Körper hauptsächlich bestehen, wird in der Hitze gelöst und der frei gewordene Wasserstoff verbindet sich nun sofort mit dem Sauerstoffe zu Wasser, so daß dem Kohlenstoff kein Sauerstoff zur Verbindung mehr übrig geblieben und er jetzt für sich vorhanden ist. Die Stein- und Braunkohlen sind aus urweltlichen Pflanzen entstanden, indem vor vielen Tausenden und Millionen von Jahren ganze Wälder durch große Erdrevolutionen verschüttet wurden und das Holz in diesem bedeckten Zustande langsam verkohlt ist. Der Torf ist ein ähnliches, nur der jüngsten Erdschicht angehöriges, kohlehaltiges Gebilde, welches der Pflanzenzersetzung seinen Ursprung verdankt. – Die Kohle dient uns als vorzüglichstes Feuerungsmaterial, sie besitzt ferner, und zwar vorzüglich als Knochenkohle (Beinschwarz, gebranntes Elfenbein) die Eigenschaft, färbende Stoffe aus Flüssigkeiten hinwegzunehmen und wird deshalb in den Raffinerien zur Entfärbung des Zuckers benutzt. Die Holzkohle wird uns dagegen durch ihre Porosität sehr nützlich, indem sie andere Stoffe in ihre Zwischenräume mit Begier aufsaugt. Wenn sie Wasserdampf und Luft in sich aufnimmt und verdichtet, kann eine Erwärmung und Selbstentzündung derselben entstehen. So läßt sich fauliges Wasser durch Schütteln mit frischgeglühter und kleingestoßener Holzkohle von schlechten, übelriechender Stoffen reinigen; deshalb filtrirt man auf Seeschiffen das Wasser, wenn es faulig geworden ist, durch Kohlenpulver und ebenso macht man in Paris, was kein frisches Wasser besitzt, das Seinewasser trinkbar. Daher wendet man auch in Krankenzimmern zerkleinerte Kohle an, um die Luft von schädlichen Ausdünstungen zu reinigen. Dem Branntweine entzieht die Kohle das Fuselöl und dem Biere die Hopfenbestandtheile. Pflanzen- und Thierstoffe werden lange Zeit vor Fäulniß bewahrt, wenn man sie in Kohlenpulver packt oder mit demselben einreibt; aus diesem Grunde räuchert man das Fleisch, um ihm eine Kruste von Kohlenstoff zu geben; deshalb bleibt das Wasser in Fässern, welche im Innern etwas verkohlt sind, lange trinkbar, und darum verkohlt man Holzpfähle, welche in die Erde eingerammelt werden. Von großer Bedeutung ist außerdem die Anwendung der Kohle als Desoxydationsmittel, d. h. um den Oxyden ihren Sauerstoff zu entziehen, indem sie sich mit demselben zu Kohlensäure verbindet. Fast alle Metalle und namentlich das Eisen werden dadurch gewonnen, daß man ihre Oxyde mit Kohle zusammenglüht. Im Schießpulver spielt die Kohle eine Hauptrolle; der Kien- und Lampenruß, überhaupt Ruß, wird aber zu schwarzen Farben verarbeitet. – Im menschlichen Körper dient der Kohlenstoff, welcher hauptsächlich durch die fetten, zuckerigen, stärkemehlhaltigen und spirituösen Nahrungsmittel eingeführt wird, nicht blos zur Bildung der Gewebe und vorzugsweise des Fettes, sondern auch zur Entwicklung der Eigenwärme, indem derselbe durch den Sauerstoff verbrannt und in Kohlensäure verwandelt wird, welche wir dann fortwährend ausathmen (s. Athmungsproceß in Gartenlaube No. 16 u. 17).

Verbindungen des Kohlenstoffes. Unter diesen steht die luftförmige Kohlensäure obenan, sie bildet sich bei der Verbrennung kohlenstoffhaltiger Substanzen durch die Verbindung des Kohlenstoffes mit dem Sauerstoff, (1 Loth Kohlenstoff und 22/3 Loth Sauerstoff), sie ist es, welche von Menschen und Thieren fortwährend ausgeathmet wird und sich heim Verbrennen, Verwesen und Gähren entwickelt. Die Kohlensäure ist in Wasser auflöslich, und sie ist es, welche dem Biere den perlenden Schaum und dem Champagner, sowie allen sogen. moussirenden Getränken das Brausende verleiht, welche den Sauer-Brunnen ihren angenehmen erfrischenden Geschmack ertheilt und das Brunnenwasser frisch und erquickend macht. Während die Kohlensäure für unsere Magen sich nicht nur nicht nachtheilig, sondern sogar erquicklich zeigt, ist sie für die Lungen ein höchst gefährliches Gas. (S. Athmungsproceß in Gartenlaube No. 16 u. 17.) Denn ebensowenig als ein Licht darin brennen kann, ebensowenig können Menschen und Thiere in dieser Gasart leben; man erstickt, wenn zu viel Kohlensäure in der Luft, in welcher man zu athmen gezwungen, vorhanden ist. Da nun Menschen und Thiere Kohlensäure ausathmen, so wird auch der Aufenthalt vieler Menschen in einem kleinen und verschlossenen Raume für die Gesundheit und das Leben gefährlich. Da ferner Kohlensäure in großer Menge in Kellern, wo Most

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_305.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)