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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

und Bier oder andere dergleichen Flüssigkeiten gähren, sich entwickelt, so ist der Eintritt in solche Keller, welche lange Zeit verschlossen gewesen sind, nicht ohne Gefahr und es muß deshalb erst der Versuch angestellt werden, ob und wie ein Licht darin brennt. In der Hundsgrotte bei Neapel dringen Ströme von Kohlensäure aus der Erde (Mofetten) und füllen die Höhle einige Fuß hoch mit diesem Gase. Da dieses schwerer als die atmosphärische Luft ist, so zieht sich dasselbe nur auf dem Boden hin und Menschen, welche mit dem Kopfe über diese Kohlensäureschicht hinausragen, können ohne Gefahr in die Grotte treten, während Hunde darin sterben. In Indien ist ein Thal, das sogenannte Giftthal, rings von Bergen eingeschlossen, dessen kohlensäurereiche Luft Menschen und Thiere tödtet, die dasselbe betreten. Man sollte nun glauben, daß sich auch bei uns in der atmosphärischen Luft nach und nach eine zu große, für Menschen und Thiere gefährliche Menge von Kohlensäure anhäufen müßte, da fortwährend beim Ausathmen und bei Verbrennungen, sowie beim Gähren und Faulen Kohlensäure gebildet wird, allein die Pflanzen nehmen so viel davon wieder in sich auf, und hauchen dafür Lebensluft (Sauerstoff) für uns aus, daß nur ein sehr geringer und unschädlicher Antheil von Kohlensäure in der atmosphärischen Luft vorhanden ist. – Das Kohlenoxydgas (Kohlendunst, Kohlengas) ist ebenfalls eine Verbindung von Kohlenstoff mit Sauerstoff, aber mit einer geringeren Menge des Letzteren als in der Kohlensäure. Dieses Gas bildet sich, wenn bei der Verbrennung der Kohle nur wenig Luft zutritt, also beim unvollkommnen und langsamen Verbrennen von Kohlen (mit erstickter Flamme), wie dies in Oefen der Fall ist, wo die Klappe geschlossen und dadurch der Luftzug gehindert wird, ferner wenn Kohlen nur glimmen und die auf denselben sich bildende Asche den Zutritt der Luft erschwert (in Kohlentöpfen). Entzündet man das Kohlenoxydgas, so brennt es mit schöner blauer Flamme und wird dadurch, daß es nun noch mehr Sauerstoff aufnimmt, zu Kohlensäure. Dieses Gas ist, wenn es eingeathmet wird, höchst giftig und die gewöhnlichste Ursache der Erstickung von Menschen, die in einem Zimmer schliefen, in welchem Kohlen brannten. – Kohlenwasserstoffgas heißt die Verbindung des Kohlenstoffes mit Wasserstoff und diese verbrennt mit heller Flamme, weshalb es auch Leuchtgas genannt wird. Vereinigen sich 75 Gewichtstheile Kohlenstoff mit 121/2 Gewichtstheil Wasserstoff, und dies ist der Fall, wenn kohlenwasserstoffreiche Körper bei höherer Temperatur erhitzt werden, so bildet sich das schwere Kohlenwasserstoffgas (ölbildendes Gas), welches in Gasbereitungsanstalten durch Erhitzen von Steinkohlen in verschlossenen eisernen Cylindern gewonnen wird. In diesen Cylindern bleibt dann der sogen. Koak zurück, der aus ziemlich reinem Kohlenstoffe besteht und deshalb ein gutes Brennmaterial ist. Vereinigen sich dagegen, bei niedriger Temperatur, 75 Gewichtstheile Kohlenstoff mit doppelt soviel Wasserstoff, dann entsteht leichtes Kohlenwasserstoffgas, welches auch Grubengas (schlagende Wetter, feurige Schwaden) und Sumpfluft genannt wird, weil sich dasselbe in Gruben von Steinkohlenbergwerken entwickelt und hier, wenn es durch ein Grubenlicht entzündet wird, heftige Explosionen veranlaßt, und weil dasselbe über Sümpfen durch Zersetzung von Pflanzen und Thieren entsteht und dann im Menschen, wenn dieser die Sumpfluft einige Zeit einathmet, bei uns zu Lande das kalte oder Wechselfieber, in heißen Ländern die gefährlichen Sumpffieber erzeugt. Zum Füllen der Luftballons bedient man sich des leichten Kohlenwasserstoffgases, weil dieses um die Hälfte leichter als die atmosphärische Luft und viel billiger als das noch viel leichtere Wasserstoffgas ist. – Der Stahl ist eine Verbindung von Kohlenstoff mit Eisen; mit dem größern Gehalte an Kohlenstoff nimmt die Festigkeit und Härte des Stahls zu.

Schwefel ist ein ziemlich verbreitetes und auch im menschlichen Körper befindliches Element, welches rein (gediegen) in Sicilien und in der Nähe von Neapel gefunden wird, sonst aber gewöhnlich mit Metallen verbunden vorkommt (besonders als Schwefeleisen und Schwefelkupfer). Im Handel erscheint der Schwefel in Gestalt von größern Stücken (als Stangenschwefel) oder als feines gelbes Mehl (Schwefelblumen). Die bekannteste Anwendung des Schwefels ist die zu Schwefelhölzchen und Schießpulver (mit Salpeter und Kohlen), sowie zum Schwefeln der Körbe und Weinfässer (damit der Wein nicht so leicht durch Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft sauer werde). Neuerlich benutzt man den Schwefel zum Vulkanisiren des Kautschuk, weil dieser durch die Verbindung mit Schwefel weicher und von länger dauernder Elasticität wird. – Mit Sauerstoff verbunden stellt der Schwefel das Vitriolöl oder die Schwefelsäure dar; mit Wasserstoff vereinigt bildet sich ein Gas, das Schwefelwasserstoffgas, welches öfters in Cloaken erzeugt wird, wie faule Eier stinkt und sich sehr gern mit Metallen verbindet. Deshalb laufen auch gar nicht selten beim Reinigen der Abtrittsgruben die messingenen Schlösser, sowie die silbernen Löffel und dergl., selbst die mit Bleiweiß gestrichenen Thüren gelblich, bräunlich oder auch schwärzlich an. Dieses Gas ist sehr giftig und hat schon manchem unvorsichtigen Grubenarbeiter den Tod gebracht. – Im menschlichen, thierischen und pflanzlichen Körper trifft man den Schwefel in den eiweißartigen Substanzen an, welche deshalb auch bei ihrem Faulen Schwefelwasserstoffgas entwickeln, und wenn silberne Löffel durch manche Speisen, wie durch Eier und Fische, gelb oder schwärzlich anlaufen, beruht dies auf der Bildung von Schwefelsilber mittels des Schwefelwasserstoffes aus der schwefelhaltigen Eiweißsubstanz.

Phosphor ist als Oxyd in Verbindung mit Kalk (als phosphorsaurer Kalk) in der Natur sehr verbreitet; auch im Menschenkörper wird er in ziemlich großer Menge angetroffen, denn jeder ausgewachsene Mensch trägt etwa 6 Pfund phosphorsauren Kalkes nur in der Masse seiner Knochen mit sich herum, abgesehen davon, daß auch in den eiweißartigen Substanzen (im Gehirn und in den Nerven) Phosphor enthalten ist. Es gelangt aber dieser Stoff hauptsächlich durch die Nahrung aus den verschiedenen Getreidearten in unsern Körper und diese selbst bedürfen deshalb eines

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_306.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)