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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

90 Theilen Kupfer und 10 Theilen Zinn; das Glockenmetall, aus 75–80 Theilen Kupfer und 20–25 Theilen Zinn; das Neusilber oder Argentan, aus 2 Theilen Kupfer, 1 Theil Nickel und 1 Theil Zinn.

Blei wird gewöhnlich aus dem Bleiglanze, einer Verbindung des Bleies mit Schwefel, gewonnen. Unter allen schweren Metallen ist das Blei das weichste, denn es kann mit dem Messer zerschnitten werden, auch läßt es sich in dünne Platten walzen und zu Röhren ausziehen, sowie zu mancherlei Gußwerk (Kugeln, Schrot) verwenden. Auf den menschlichen Körper übt das Blei eine sehr verderbliche Wirkung aus und es ist deshalb vorzüglich von Speisen, sowie in Dampfform fern zu halten. Es erzeugt leicht heftiges Bauchgrimmen, die sog. Bleikolik; ferner aber auch Krämpfe, Lähmungen und Abzehrung, mit einem schmalen bläulichen oder schiefergrauen Saume da am Zahnfleische, wo dieses an die Zähne stößt. Am leichtesten entsteht Bleivergiftung durch den Gebrauch bleihaltiger Zinngeschirre und schlecht gebrannter Töpferwaare. – Von den Verbindungen des Bleies haben eine ausgedehnte gewerbliche Benutzung: die Bleiglätte oder Silberglätte, ein Bleioxyd, welches mit Kieselsäure vereinigt die Glasur unserer Topfwaaren bildet; die Mennige, ebenfalls ein Oxyd; das Bleiweiß oder kohlensaure Bleioxyd; der Bleizucker oder das essigsaure Bleioxyd. – Die wichtigsten Legirungen bildet das Blei mit dem Zinn als Schnellloth der Klempner und als Orgelpfeifenmetall.

Zinn findet sich in der Natur nie gediegen, sondern mit Sauerstoff verbunden als Zinnstein und in Verbindung mit Schwefel als Zinnkies. Nächst dem Silber ist das Zinn das schönste der weißen Metalle und wegen seines Glanzes und seiner Unveränderlichkeit an der Luft wird es vielfach zu Tischgeräthschaften verarbeitet. Auch läßt sich dasselbe in sehr dünne Blättchen (unechtes Blattsilber genannt) schlagen und zu Zinnfolie und Stanniol auswalzen, womit die Pfropfen der Champagnerflaschen überzogen, sowie gewöhnlich Vanille und feine Chocoladen verpackt sind. Vorzüglich benutzt man aber das Zinn dazu, um das Eisen vor dem zerstörenden Einflusse der Luft zu schützen, indem man Eisenbleche mit Zinn legirt, worauf dasselbe Weißblech genannt wird. Auch Kupfergeschirre werden verzinnt und dadurch für die Speisen weniger gefährlich. – Von den Verbindungen des Zinns kommen in Anwendung: das Zinnoxyd zur Darstellung des Emails und der Glasur von Fayence; das Chlorzinn zum Färben des Kattunes; das Schwefelzinn als Musivgold, wegen seines goldähnlichen Ansehens. – Legirungen kommen am häufigsten zwischen Zinn und Kupfer oder mit Blei vor (s. vorher bei diesem Metallen).

Zink kommt ebenfalls in der Natur nie gediegen vor, sondern gewöhnlich mit Sauerstoff oder Schwefel verbunden, als Galmei und Zinkblende. Dieses Metall ist an sich sehr spröde, wenn es aber bis zum Siedepunkte des Wassers erwärmt wird, so läßt es sich in Bleche auswalzen. Es wird theils zu Gußwerken, theils zu Dachbedeckungen benutzt; letzteres deshalb, weil es sich an der Luft mit einer Haut von Oxyd überzieht, welche die darunter liegenden Theile vor fernerer Oxydation schützt. – Die Verbindungen des Zinks sind schädlich und erregen Brechen; von Legirungen sind wichtig: Messing, Tomback und Neusilber.

Wismuth ist eins der seltener vorkommenden Metalle und findet sich meist gediegen im Granit und Thonschiefer. Weder an sich noch in seinen Verbindungen ist das Wismuth von besonderer technischer Wichtigkeit; es wird zu optischen Gläsern und weißer Schminke benutzt. Dagegen sind Legirungen desselben mit Blei und Zinn in Gebrauch, zum Abklatschen (Clichiren) von Holzschnitten, Druckformen (Stereotypen). Interessant ist die Legirung von 1 Theil Blei, 1 Theil Zinn und 2 Theile Wismuth, weil dieselbe schon im siedenden Wasser schmilzt.

Antimon oder Spießglanz, findet sich am häufigsten mit Schwefel verbunden als Grauspießglanz. Es ist ein Metall von zinnweißer Farbe, glänzend und so spröde, daß es sich leicht zu Pulver zerstoßen läßt. Die Antimonverbindungen spielen in der Medicin eine große Rolle und von diesen ist der Brechweinstein das wirksamste Mittel. – Eine sehr wichtige Legirung ist die von 1 Theil Antimon mit 4 Theilen Blei, weil man aus dieser die Buchdruckerlettern gießt.

Nickel und Kobalt kommen gewöhnlich in Gesellschaft mit einander und in Verbindung mit Schwefel und Arsen vor. Beide Metalle sind sehr hart, spröde und schwer schmelzbar. Das Nickel nähert sich zwar in seinen Eigenschaften dem Eisen, da es sich in Platten hämmern läßt, allein für sich allein wird es trotzdem nicht verarbeitet. Die meisten Verbindungen desselben zeichnen sich durch eine schöne grüne Farbe aus. Die wichtigste Anwendung des Nickels ist die, daß es mit Kupfer und Zink oder Zinn eine Legirung bildet, welche Neusilber oder Argentan genannt wird. Chinasilber ist galvanisch versilbertes Neusilber. – Der Kobalt wird gar nicht als Metall verwendet, sondern nur in seinen Verbindungen als schöne blaue oder rosenrothe Farbe benutzt, besonders als Schmalte (Waschblau) und Kobaltultramarin bei der Glas- und Porzellanmalerei (blauer Streusand).

Chrom ist eins der weniger verbreiteten Metalle und wird in metallischem Zustande auch nicht verwendet, sondern nur in seinen Verbindungen als Farbe, besonders das Chromgelb und das grüne Chromoxyd. Wegen seiner schönen Farben hat dieses Metall auch seinen griechischen Namen, welcher Farbe bedeutet, erhalten.

Quecksilber gehört wie Silber und Gold zu den edlen Metallen und findet sich nur selten gediegen vor, gewöhnlich mit Schwefel verbunden als Zinnober (in Spanien, Idria, Mexico, Californien). Es ist ein sehr schweres, flüssiges und an der Luft nicht veränderliches Metall, dessen Anwendung zu Thermometern (Temperaturmessern) und Barometern (Luftdruckmessern) von der größten Wichtigkeit ist. Es besitzt die Fähigkeit, den Zusammenhang aller übrigen Metalle, mit Ausnahme des Eisens, aufzuheben, diese also aufzulösen und damit flüssige Gemenge (Amalgame)

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_328.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)