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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Stoffe, welche innerhalb unseres Körpers vorzugsweise zur Bildung von Fett und, indem ein Theil derselben im Blute durch den eingeathmeten Sauerstoff zu Kohlensäure und Wasser verbrannt wird, zur Entwickelung der Körperwärme verwendet wird. Sie dienen sonach theils als Ernährungs- und theils als Heizungsmaterial (s. Gartenlaube Nr. 17 S. 186). Außer dem Oele selbst sind hier die folgenden Stoffe beachtungswerth:

1. Stärke; sie findet sich fast in allen Pflanzen, ja selbst in der Rinde und im Holze der Bäume, wiewohl hier in geringer Menge. In größerer Menge trifft man dieselbe in den Kartoffeln (Kartoffelstärke), überhaupt in vielen Wurzeln und Knollen, in den Samen der Getreidearten, besonders des Weizens (Weizenstärke), in den Hülsenfrüchten, im Marke mehrerer Palmenarten (Sagopalme), in Moosen (Moosstärke) und in vielen Früchten (Aepfeln). Von außereuropäischen Pflanzen kommen stärkehaltige Substanzen unter den Namen „Sago, Arrow-root (Pfeilwurzelmehl) und Tapioka (Kassawa, Manihotwurzel)“ zu uns; auch ist das isländische Moos reich an Stärke.

2. Zucker ist wie die Stärke im Pflanzenreiche ebenfalls außerordentlich verbreitet, denn die meisten Früchte, viele Wurzeln und Stengel enthalten Zucker. Am reichlichsten und reinsten findet er sich unter dem Namen Rohrzucker im Safte des Zuckerrohrs, sowie in dem der Runkelrübe und des Ahorns, sodann in geringerer Menge in den Mohrrüben, der Eibischwurzel, dem Mais, den Melonen und Kürbissen, Kastanien. Als Trauben- oder Krümelzucker findet man denselben in fast allen, zumal sauren Pflanzensäften, vorzüglich aber in reifen Früchten (Weintrauben, Aepfeln). Der Zucker in der Manna, in vielen Schwämmen und Flechten, erhielt den Namen des Manna- oder Schwammzuckers. - Am Interessantesten ist die Zerstörung des Krümelzuckers, oder auch des Rohrzuckers nach seiner Umwandlung in Krümelzucker, mit Hülfe der Hefe oder eines gährenden (faulenden) Stoffes zu Alcohol (Spiritus) und Kohlensäure. Diese Zersetzung wird geistige oder weinige Gährung genannt und auf dieser beruht die Wein-, Branntwein- und Bierbereitung, sowie die Bäckerei. Durch eine weitere Zersetzung des Spiritus’ bildet sich aus diesem endlich Essigsäure. Diesen beiden aus dem Zucker bervorgehenden Stoffen, nämlich Alcohol und Essigsäure, mangelt wie dieser und der Stärke ebenfalls der Stickstoff.

3. Gummi findet sich zwar in sehr vielen Pflanzen, allein selten in größerer Menge und es ist deshalb dieser Stoff als Nahrungsmittel ohne Bedeutung. Nur aus einigen Pflanzen des Orients fließt es in Tropfen aus, die an der Luft erhärten und bei uns unter dem Namen „arabisches Gummi“ zu verschiedenen Zwecken, besonders zum Kleben, sogar als Arzneimittel benutzt werden.

4. Pflanzenschleim (Bassorin) ist in vielen Pflanzenstoffen anzutreffen und ertheilt diesen die Eigenschaft, mit Wasser eine zähe Flüssigkeit zu bilden, die als Nahrungsstoff nur geringen Werth hat und ebenso wenig als Arzneimittel. Größere Mengen Pflanzenschleims finden sich in der Salepwurzel, Caraghenflechte, im Leinsamen, in der Eibischwurzel, den Quittenkernen, im Tragant- und Kirschgummi.

5. Pflanzengallerte (Pectin) ist in dem Safte der meisten reifen fleischigen Früchte und Wurzeln enthalten. In unreifen Früchten stellt diese Gallerte aber eine in Wasser unlösliche, also unverdauliche Substanz dar, welche erst durch das Reifen unter dem Einflusse der Pflanzensäuren löslich wird.

II. Stickstoffhaltige oder eiweißähnliche Suhstanzen, welche im menschlichen und thierischen Körper vorzugsweise zur Blut- und Fleischbildung und zum Aufbaue der lebenswichtigen Organe verwendet werden.

1. Kleber- oder Pflanzenfaserstoff (Fibrin) kommt in festem Zustande und in Verbindung mit Pflanzeneiweiß und Pflanzenleim vorzugsweise in den Samen der Getreidearten (besonders des Weizens) vor, wo er mit Stärke vereinigt diesen Samen einen dem Hühnereie ähnlichen Nahrungswerth verleiht; denn dem Eiweiß entspricht der Kleber, dem Dotter die Stärke, der Eierschale die Samenhülle aus Cellulose.

2. Pflanzeneiweiß (Albumin) findet sich gelöst in den meisten Säften der Pflanzen, vorzugsweise aber in den Samen der Getreidearten und in allen Gemüsepflanzen.

3. Pflanzenkäsestoff, Legumin (Casein) wird in den Hülsenfrüchten, hauptsächlich in Erbsen und Bohnen angetroffen; auch kommt in den Mandeln, Nüssen und im Malz ein dem Legumin ähnlicher Stoff vor.

III. Von unorganischen Stoffen enthalten die meisten Pflanzen einige von denen, welche im Menschen- und Thierkörper große Wichtigkeit haben, nur sind in der einen Pflanzenart diese, in der andern jene Stoffe vorherrschend. Nach dem Gehalte an unorganischen Bestandtheilen lassen sich die Kulturpflanzen eintheilen: in Alkalipflanzen (mit Kali und Natron), wie die Kartoffeln und Runkeln; in Kalkpflanzen, z. B. Erbsen und Klee; in Kieselpflanzen, zu denen die Gräser gehören; in Phosphorpflanzen, wie Weizen und Roggen. Keine Pflanzenart enthält aber vom Kochsalze oder Eisen so viel, als der menschliche Körper zu seinem richtigen Bestehen bedarf.


B.0 Thier- und Menschenkörper.

Die Mischungsbestandtheile, welche den thierischen Körper zusammensetzen, haben die größte Aehnlichkeit mit denen des Pflanzenkörpers und deshalb eben kann das Thier durch den Genuß von Pflanzenstoffen sein Leben unterhalten. Auf gleiche Weise ist aber auch der Mensch, dessen Zusammensetzung nun wieder der der Thiere gleicht, im Stande, durch Aufnahme von solchen Thier- und Pflanzenstoffen, die sich auch in seinem Körper vorfinden, seine Existenz mehr oder weniger gut zu behaupten. Wie in der Pflanze sind die Stoffe im Thier- und Menschenkörper theils stickstofflose, theils stickstoffhaltige, theils unorganische, und diese Stoffe werden sodann zur Bildung knöcherner

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_350.jpg&oldid=- (Version vom 13.4.2020)