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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

von allen Seiten auffordern, mit Hand aufzulegen, eine stoische Verachtung entgegen.

Er hat den citirten Geist leibhaftig gesehen und sprechen hören, und wurde doch mitten in der Blüthe seiner naturwissenschaftlichen Gelehrsamkeit auf’s Schändlichste betrogen (d. h. er betrog sich) und sollte jetzt der feigen Stümperei mit Meubelziehen, unbeholfenem Buchstabiren und holzwurmartigen Ticken und Tücken die geringste Beachtung schenken? Diesem geistlosen, nüchternen Schwindel aus Amerika ohne Spur von blauen Flammen und von dem ganzen höhern, wirklich durchdachten Gepräge der geheimnißvollen Damen aus Petersburg?

Wir Beide blicken mit einer Art von Stolz auf die moderne Geisterwirthschaft herab, einer Art von Schafskopfspiel; wir ließen uns doch wenigstens auf eine geistreiche Weise betrügen. Der niedrigste Taschenspieler in Dorfschenken (Erwachsene 1 Sgr., Kinder die Hälfte oder eine halbe Metze Kartoffeln) leistet mehr, als der höchste Tischklopfer in seinen glücklichsten Stunden.




Aus der Gewerbswelt.

Mitgetheilt von Friedrich Georg Wieck.
Die Brütmaschine des Cantelo.

Man hat in alten Büchern und neuen Reisebeschreibungen von der künstlichen Ausbrütung des Geflügels in China und Aegypten gelesen. Die Einen erzählen uns von der wunderbaren Gewandtheit der Chinesen, junge Enten in’s Dasein zu rufen, und fabeln zugleich von einer Entengattung, die alle ihre Eier in ein Nest unter dem Wasser lege, und hinabtauche, um darauf zu brüten. Andere sprechen von den ägyptischen Mammellen oder Brütöfen, wissen aber nichts Anderes davon, als was sie sich von Anderen haben verdollmetschen lassen. Sie vermuthen dahingegen sehr stark, daß jenes ägyptische Brütverfahren als Familiengeheimniß Jahrtausende lang bewahrt worden sei, und deuten entfernt darauf hin, daß die Hühnereier wie die Straußeneier in der Sonne ausgebrütet würden. Letztere werden aber in der That eben so gut von der Straußhenne ausgebrütet, wie ein Hühnerei von der Henne. Nur Eier von kaltblütigen Thieren, wie von Fischen und Amphibien, kriechen in Folge der Einwirkung von Luft und Licht aus. - Cantelo, ein praktischer Naturforscher in England, hat sich die Vorgänge bei der natürlichen Ausbrütung der Eier des Geflügels zu einem langjährigen Studium gemacht, und dessen Ergebnisse zur Aufstellung eines Verfahrens und Zusammenstellung eines Geräths behufs der Ausbrütung durch künstlich erzeugte Wärme benutzt. Er zeigte ein solches Geräth, eine Brütmaschine, unter dem Namen „Hydro-Incubator“ zur Zeit der Ausstellung in London auf Leicester Square, und ich habe selbst damals die Maschine im Gange gesehen. Cantelo empfiehlt die Ausbrütung von Geflügel aller Art, zahmen und wilden, als ein gewerbliches Geschäft; und dem Vernehmen nach, wenn auch bis diesen Augenblick noch nicht unzweifelhaft glaubwürdige Berichte darüber vorliegen, sollen in der Gegend von London, in Paris und in Wien Apparate in Thätigkeit sein. Theophil Weiß in Prag baut, Zeitungsnachrichten zufolge, ebenfalls Brütmaschinen. Auf eine desfallsige Anfrage bin ich aber ohne alle Antwort geblieben, was eben nicht sehr zu Gunsten der Sache zu sprechen scheint. Das soll mich inzwischen nicht abhalten, hier einige Worte über das Verfahren der künstlichen Brütung zu sagen, da Cantelo’s Bericht darüber und seine Anweisung dazu, welche in der deutschen Gewerbezeitung, I. Heft 1853 in größter Ausdehnung zu lesen ist, von einem, die Natur durchdringenden Geiste zeugt und die Thatsächlichkeit jener Brütung außer aller Frage stellt. Ich kann hier nicht, als meiner Aufgabe zu weit ab liegend, auf naturwissenschaftliche Bemerkungen eingehen, auch nicht die Geheimnisse des Hühnerhofs und der Hühnerzucht zu enthüllen unternehmen, sondern ich will mich auf Festhaltung des technischen Gesichtspunktes beschränken, und daher einfach beschreiben, was ich in London sah. – Mehrere ähnliche Apparate wie derjenige ist, den wir in unserer Abbildung veranschaulichen, befanden sich in einem geräumigen Zimmer aufgestellt. Die Apparate waren von Tischhöhe und hatten große Aehnlichkeit mit einer langen Kommode. Zu beiden Seiten aber wird man die auszubrütenden Eier bemerken. Sie liegen unter wasserdicht eingekitteten Glasplatten, über welche fortwährend warmes Wasser hinwegläuft. Dieses Wasser wird in stets gleicher Temperatur durch eine Heizvorrichtung gehalten, deren obere Bedeckung in Form eines Topfes man in der Mitte des Apparats bemerken wird. Jene Wasser-Heizvorrichtung kann man sich wie einen mittels Spirituslampe warm gehaltenen Theekessel, oder wie einen durch glühende Holzkohlen beheizten Samavar (russischer Theekessel) vorstellen. Eine zu regelnde Gasflamme leistet gleiche Dienste. Die Eier liegen auf einem Springfederkissen, so daß kleine und große Eier nicht mehr und nicht weniger von der Glasplatte gedrückt werden. Auch können sie, in einer Schublade liegend, zum Behufe der Untersuchung und zur Entfernung der ausgekrochenen Küchlein, hervorgezogen werden. Diese finden ihren warmen, mit weichem Molton ausgefütterten Platz zunächst oben rund um den Heizcylinder. Dann werden sie in die untern Fächer eingesetzt, durch

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_366.jpg&oldid=- (Version vom 13.4.2020)