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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Wasser und Kochsalz sind die beiden unorganischen Stoffe, welche in ziemlich großer Menge in den menschlichen Körper geschafft werden müssen, damit derselbe ordentlich ernährt und gesund erhalten werde, denn er besteht ja fast zu vier Fünfteln aus Wasser und alle festen und flüssigen Bestandtheile des Körpers enthalten Kochsalz. Dies sind nun aber gerade diejenigen Stoffe, von denen weder in den thierischen noch pflanzlichen Nahrungsmitteln die hinreichende Menge vorhanden ist, und deshalb muß man gehörig trinken und salzen. Gegen dieses Gesetz fehlen aber die meisten Menschen.

Welche Nahrungsmittel sind nun aber für den Menschen die besten? die thierischen oder die pflanzlichen? Weder die einen noch die andern können für sich allein als richtige Nahrung dienen, und zwar aus dem Grunde, weil die thierische Nahrung zu wenig fette und fettartige Bestandtheile, die pflanzliche dagegen zu wenig eiweißartige und unorganische Stoffe enthält. Eine gemischte Kost ist sonach dem Menschen am zuträglichsten. Die thierischen Nahrungsmittel sind im Allgemeinen weit leichter verdaulich als die viel unlösliche Bestandtheile enthaltenden pflanzlichen; von den ersteren sind Blut, Milch, Fleisch und Ei, von den letzteren die Samen der Getreide und die Hülsenfrüchte am nahrhaftesten. – Die Gewürze tragen nichts zum Ersatze der Gewebe, also zur Ernährung des Körpers bei, sondern dienen nur zur Verbesserung des Geschmackes der Nahrungsmittel oder zur Beförderung des Verdauungsprozesses. Sie stammen sämmtlich aus dem Pflanzenreiche und verdanken ihre Wirkung ätherischen Oelen.

Wer von den Lesern den Werth der einzelnen Nahrungsmittel, über welche spätere Aufsätze handeln werden, sowie die Wichtigkeit der verschiedenen Speisen und Getränke bei Krankheiten richtig kennen lernen will, muß diesen vorliegenden Aufsatz recht ordentlich studiren.(B.)     


Aus der Gewerbswelt.

Mitgetheilt von Friedrich Georg Wieck.

Die thüringische Gewerbeausstellung auf Schloß Friedenstein in Gotha.
I.

Der Glaspalast in London war ein stolzes Gebäude, der seine kristallene Wölbung hoch über die Gipfel der Bäume im Hydepark ausstreckte; aber es war doch kein Schloß Friedenstein, das seine Zinnen dem herrlichen Thüringer Wald entgegenstreckt! Die Aussicht im Glaspalaste war bewältigend, der große Mittelgang verlor sich in grauen Duft. Hohe Waldbäume standen im Transept. Aber was ist diese beschränkte Aussicht gegen den Blick von den Fenstern des Friedensteins auf die sich von der Höhe in’s Thal hinabziehende Stadt, auf den Park mit seinem Wald von ehrwürdigen Tannen, Buchen und Eichen, auf das blaue Gebirge, das sich in so reizenden Umrissen am nahen Horizonte erhebt.

Hier auf diesem weitschauenden Schlosse breitete im August und September dieses Jahres die Industrie Thüringens ihr Festgewand aus und von den Höhen und Thälern brachte man Beiträge ihrer Kunst und ihres Fleißes zu der Feier.

Schon längst ist der Friedenstein eine Schatzkammer von Leistungen der Wissenschaft und Kunst, seit der Zeit, als Herzog Ernst der Fromme in der Mitte des 17. Jahrhunderts ihn auf der Stelle der früheren Burg Grimmenstein erbaute; jene alte Veste, welche in Folge der Grumbach’schen Händel 1566–1567, nach der Landfriedensordnung „als eine Herberge der Landfriedensbrecher, Mörder und Straßenräuber“ geschleift wurde.

Der Friedenstein wuchs aus den Trümmern hervor. Die Künste des Friedens fanden dort von nun an eine bleibende Freistätte. Wichtige und seltene Sammlungen von Büchern, Schriften, alten Münzen, merkwürdigen Erzeugnissen des Gewerb- und Kunstfleißes entfernter Länder und früherer Zeiten, Alterthümer, Antiken, Kupferstiche und Gemälde, Naturalien sind dort aufgestellt und der Beschauung und Durchforschung gewidmet.

Gab es einen würdigern Platz für die Festfeier der Thüringischen Industrie? Eine Versammlung von fast tausend Gewerbtreibenden, welche dort ihre Leistungen in schönen Proben entfalteten, bejaht diese Frage. Das war gewiß ein schönerer Anblick, als wenn ehemals auf dem finstern Grimmenstein tausend Ritter ihre Banner entfalteten; und die melodischen Klänge der trefflichen Musikinstrumente im großen Saale wurden gewiß von den durch die Räume Lustwandelnden lieber gehört, als in jener blutigen Zeit die Kriegstrompeten von den Thürmen. Die Errungenschaften des Friedens vereinten sich auf dem Schlosse. Die alte Kunst gab der neueren die Hand, bewillkommnete sie und zog sich dann wieder in selbstbeschauliche Ruhe zurück. Sie überließ der in frischester Jugend blühenden Urenkelin die schönsten Räume, wo das beste Licht auf ihre Reize fiel.

Ehe wir aber der jungen Industrie, die sich wie eine Braut an ihrem Hochzeitstage geschmückt hatte, einige schmeichelhafte Worte sagen – wer möchte nicht gern gefallen! – wollen wir einen Blick hinauswerfen auf das Land umher, das wir theils mit leiblichem, theils mit geistigem Auge von den zahlreichen Fenstern

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_425.jpg&oldid=- (Version vom 14.5.2023)