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verschiedene: Die Gartenlaube (1854)

Von den Ufern der Ostsee.
Nr. 4. Noch einmal Kronstadt.

In Nr. 17. der Gartenlaube legten wir den Leser einen Plan von Kronstadt vor, heute bringen wir eine weitere Abbildung dieser wichtigen Seefeste, und sind zugleich in den Stand gesetzt, die schon damals mitgetheilte Schilderung zu vervollständigen, welcher der Leser folgen mag, indem er jene Pläne nochmals zur Hand nimmt.

Kronstadt.

Wir haben schon gesehen, daß man auf der Fahrt nach Kronstadt zunächst zur Linken die westliche Spitze der Insel hat, welche in einer Reihe Felsen, scharf gezackt, im Meere ausläuft, und auf deren äußerstem Ende der Leuchtthurm von Tolbukin steht; dann kommt die mit Batterien gespickte südliche Küste der Insel, in der Fronte aber erblickt man fünf Forts, zwischen denen hindurch sich der Kanal nach dem Hafen von Kronstadt schlängelt. Zur Rechten, in einer Entfernung von zwei Stunden, sieht man (im Sommer) die grünen Hügel Oranienbaums und des kaiserlichen Parks; endlich in der Ferne am Horizont, wenn die hier häufigen Nebel es erlauben, die Umrisse von St. Petersburg, stolz überthront von der goldenen Kuppel der St. Isaakskirche.

Die Vertheidigungsfähigkeit dieser südlichen Küste von Kronstadt wurde schon in unserm ersten Artikel hinlänglich hervorgehoben, nachträglich sei hier nur noch bemerkt, daß sämmtliche Forts und Batterien ihrer Lage nach die Krümmungen des Kanals immer in gerader Linie bestreichen, so daß ein Schiff, welches nach Kronstadt will, stets gezwungen ist, sein Vordertheil dem Feuer auszusetzen, bekanntlich die allerungünstigste Lage für ein Fahrzeug, da es von seinen Batterien keinen Gebrauch machen kann. Um letzteres zu können, müßte es sich bis inmitten der Forts selbst vorwagen, und hier würde es unfehlbar in wenigen Minuten zerschmettert und in Grund gebohrt sein. Ein solches einzige in Grund gebohrte Schiff würde aber den schmalen fahrbaren Kanal alsdann sperren, so daß andere Schiffe weder zur Hülfe kommen könnten, noch die Fortsetzung des Angriffs möglich wäre, oder doch sehr erschwert werden würde.

Der bessern Uebersicht wegen zählen wir einmal die Reihe der Forts und Batterien auf, an denen man auf der Südseite vorüber muß, und beginnen dabei mit den auf der Insel gelegenen:

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verschiedene: Die Gartenlaube (1854). Ernst Keil, Leipzig 1854, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1854)_231.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)