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verschiedene: Die Gartenlaube (1854)

(f), welche eine Art von Polster für die Lederhaut bildet und diese locker oder fest mit den unterliegenden Theilen verbindet, besteht aus weichem Bindegewebe, in dessen Maschenräumen eine größere oder geringere Anzahl von Fettzellen eingelagert ist. An den verschiedenen Stellen des Körpers ist die Fetthaut von verschiedener Dicke und von größerem oder geringerem Fettgehalte. An einzelnen Stellen, wie am Kinn und Ellenbogen, enthalten größere Maschenräume des Unterhautzellgewebes eine klebrige helle Flüssigkeit, welche die Haut (wie ein Luft- oder Wasserkissen) vor stärkerm Druck schützen soll. Dergleichen Räume heißen Hautschleimbeutel. – Der Nutzen der Fetthaut ist insofern kein unbedeutender, als sie nicht blos der Lederhaut und den unter dieser liegenden Organen als weiches Polster (als Schutz vor Stoß und Druck) dient, sondern auch als schlechter Wärmeleiter die innere Körperwärme zusammenhält und die äußere Kälte abhält, abgesehen noch davon, daß sie durch Ausfüllen der Vertiefungen an der Oberfläche des Körpers, die Form desselben voller, runder und schöner macht.

Die äußere Haut (senkrecht durchschnitten und bedeutend vergrößert): a. Hornschicht und b. Schleimschicht der Oberhaut, c. Farbeschicht in der Schleimschicht. d. Lederhaut. e. Tastwärzchen. f. Fetthaut. g. Schweißdrüse. h. Schweißkanal. i. Schweißporen, k. Haarbalg. l. Haar. m. Haarkeim. n. Haarzwiebel, o. Haarwurzel. p. Talgdrüse.

Zwischen dem Gewebe der Lederhaut befinden sich nun noch Apparate zur Bereitung der Haare, des Schweißes und den Talges, nämlich Haarbälge, Schweiß- und Talgdrüsen. – Die Haarbälge oder Haarsäckchen (k), welche so ziemlich über die ganze Haut verbreitet sind, stellen lange flaschenförmige, die Haarwurzel umschließende Säckchen dar, auf deren Boden ein warzenförmiges, sehr gefäßreiches Hügelchen emporsteht, welches der Haarkeim oder die Haarpapille (m) heißt. Von dieser Papille wird der Haarstoff abgesetzt, der anfangs und unten in flüssiger Form, später und nach oben hin in Zellen-, Faser- und Schüppchenform das Haar bildet. Der unterste, weichste und mit einer Aushöhlung auf dem Haarkeime aufsitzende Theil der Haarwurzel führt den Namen der Haarzwiebel (n). Da diese Haarbälge noch lange fortbestehen, auch wenn die Haare daraus verloren gegangen sind, so läßt sich das Wiederwachsen von Haaren auf kahlen Stellen durch Erregung der Absonderungsthätigkeit des Haarkeimes erzielen. – Die Talgdrüsen (p) sind kleine, weißliche, entweder einfache oder zusammengesetzte, länglich-birnförmige oder traubenförmige Schläuche, welche sich fast überall in der Haut, besonders an behaarten Stellen finden und den Hauttalg oder die Hautschmiere absondern. Viele derselben münden in Haarbälge oder haben doch mit denselben eine gemeinsame Oeffnung auf der Haut (deshalb auch Haarbalgdrüsen genannt). Im Allgemeinen sitzen diese Drüsen dicht an den Haarbälgen in den obern Schichten der Lederhaut; zieht sich diese bei Einwirkung der Kälte um die gefüllten Drüschen zusammen, so ragen sie wie Knötchen auf der Haut hervor und bilden die sogenannte Gänsehaut. Der zellenreiche Hauttalg ist sehr fetthaltig und wird zum Einsalben der Haut und Haare verwendet, vorzüglich an solchen Stellen, wo die Haut häufig der Feuchtigkeit ausgesetzt ist. – Die Schweißdrüsen (g) sind einfache, aus einem zarten, mehr oder weniger gewundenen Gange bestehende und den Schweiß absondernde Drüsen, welche, bis auf äußerst wenige Stellen, in der ganzen Haut vorkommen und sich mit feinen Oeffnungen (Schweißporen i), an der Oberfläche derselben ausmünden. Das unterste Stück jeder Schweißdrüse heißt der Drüsenknäuel (g) oder die eigentliche Drüse und stellt ein rundliches, aus vielfachen Windungen eines einzigen Ganges bestehendes Körperchen dar, welches seine Lage in der tieferen Schicht der Lederhaut, bald etwas höher, bald etwas tiefer (seltener im Unterhautzellgewebe), umgeben von Fett und lockerem Bindegewebe, neben oder unter den Haarbälgen hat. Nach oben tritt nun dem Drüsenknäuel der Schweißkanal (h) als Ausführungsgang hervor; dieser läuft, anfangs leicht geschlängelt, senkrecht durch die Lederhaut in die Höhe, um sich zwischen den Hautpapillen in die Oberhaut einzusenken und hier mit (zwei bis sechs) spiraligen Windungen (korkzieherförmig) bis zur Oberfläche der Haut zu dringen, wo er sich dann ausmündet (Schweißporen i). Ueber drei Millionen solcher Schweißdrüsen sind in der menschlichen Haut eingebettet und zwar kommen auf 1 Quadratzoll an der Fußsohle 2685, am Halse 1303, an der Stirn 1258, an Brust und Bauch 1136, am Nacken blos 417.

Ein wichtigen Ausscheidungsorgan ist die Haut vorzüglich deshalb, weil sie durch ihre Ausdünstungen das Blut von einigen unnützen Stoffen befreit. Außerdem erzeugt sie ja auch noch den Hauttalg, die Oberhaut, die Haare und Nägel. – Die Hautausdünstung, welche hinsichtlich ihrer Menge und Beschaffenheit nach Race, Alter, Geschlecht und individueller Körperbeschaffenheit sehr verschieden und selbst bei ein und demselben Menschen nicht zu allen Zeiten und an allen Stellen seines Körpers immer dieselbe ist, erscheint in zwei Formen, nämlich als unsichtbare, dunstförmige und als tropfbarflüssige oder Schweiß. – Der Hautdunst, jedenfalls die wichtigere Hautabsonderung, steigt ununterbrochen zu jeder Zeit von der Oberfläche der Haut auf, wird vorzugsweise von den Gefäßen der Hautoberfläche abgeschieden und besteht zum allergrößten Theile aus Wasser, den noch gasförmige und flüchtige Stoffe (Ammoniak, Essigsäure, Buttersäure, Kohlensäure und Stickstoffgas), sowie riechende Materien beigemischt sind. Die Riechstoffe rühren wahrscheinlich zum Theil vom Ammoniak und der Buttersäure, zum Theil von genossenen riechenden Nahrungsmitteln (Zwiebeln, Knoblauch, Spargel, Rettig, Senf, Gewürzen etc.), zum Theil von eigenthümlichen, noch unbekannten Riechstoffen her. Die Menge dieser Stoffe variirt sehr bedeutend; nach vegetabilischer Kost wird mehr Kohlensäure, nach Fleischnahrung mehr Stickstoffgas entweichen. – Der Schweiß, das Produkt der Schweißdrüsen, erscheint nur zu einzelnen Zeiten, in kleineren Tröpfchen oder in größeren, durch Zusammenfließen der Tröpfchen gebildeten Tropfen, über die ganze Oberfläche der Haut ausgebreitet oder nur an einzelnen Körperstellen. Durch das Erscheinen den Schweißes wird im Allgemeinen eine stärkere Hautausdünstung angedeutet. Die Bestandtheile des Schweißes, der natürlich vorzugsweise aus Wasser besteht (in dem Kochsalz und Ammoniaksalze am Reichlichsten vorhanden), sind größtentheils dieselben, welche sich auch im Hautdunste und im Harne vorfinden, und es können deshalb auch die Nieren die Funktion der Haut recht gut theilweise übernehmen. Trotzdem scheint das Zurückbleiben der Stoffe im Blute, welche durch die Hautausdünstung aus demselben entfernt werden sollen, doch zum Krankwerden zu führen.

– Die Hautausdünstung folgt theils den allgemeinen physikalischen Gesetzen der Verdunstung, theils ist sie von lebendigen Thätigkeiten im Innern des Körpers abhängig. Sie geht reichlicher vor sich bei warmer Haut, bei Trockenheit, Wärme und Bewegung der Atmosphäre, so wie bei tiefem Barometerstande, während sie durch Kälte der Haut, bei feuchter, kalter und ruhender Luft, so wie bei hohem Barometerstande verringert wird. Alles, was den Zufluß des Blutes zur Haut vermehrt und den Durchfluß desselben beschleunigt, bedingt Steigerung der Hautausdünstung. Hierher gehören ebensowohl Reize, welche die Haut selbst treffen, als auch solche, welche die Cirkulation beschleunigen. Bei der Mannigfaltigkeit der auf die Vermehrung oder Verminderung der Hautausdünstung einwirkenden Verhältnisse ist es natürlich, daß die absolute Quantität dieser Ausscheidung häufigen und bedeutenden Schwankungen

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verschiedene: Die Gartenlaube (1854). Ernst Keil, Leipzig 1854, Seite 528. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1854)_528.jpg&oldid=- (Version vom 12.12.2020)