Seite:Die Gartenlaube (1857) 055.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

das Ankylostoma (im obern Dünndarme; bis jetzt nur in Egypten beobachtet), der Pallisadenwurm (in der Niere), der spiralige Haarwurm (im Fleische), der Guineawurm (unter der Haut, besonders der Beine; in den Tropenländern). Merkwürdig sind dann noch die mit einem Bandwurmkopfe versehenen und in den verschiedensten Organen vorkommenden Blasenwürmer (der Finnen- oder Blasenschwanzwurm und der Hülfenwurm), welche nichts anderes als auf der Wanderung begriffene, aus dem Darmkanal verirrte, und nicht zum Bandwurm ausgebildete Bandwurmlarven sind, die sich dann noch mit einer Blase umhüllen. – 3) Die parasitischen Schmarotzerthiere der Haut (also Epizoen) sind entweder Milben, wie die Krätz- und Haarsackmilbe (manchmal noch die Räudemilbe des Pferdes, die Vogelmilbe und der Holzbock) oder gehören zu der Klasse der Insekten und zwar der Ohnflügler, wie die Läuse, Flöhe und Wanzen.

II. Die pflanzlichen Parasiten (Ento- und Epiphyten), welche in und auf dem menschlichen Körper wuchern, gehören alle den Kryptogamen (blüthen- und samenlosen, Keimkorn- oder Sporenpflanzen), und zwar entweder den Algen oder den Pilzen (Champignons) an; die ersteren trifft man mehr im Innern, die letzteren am Aeußern des Körpers. Sie sind Pflanzen der niedrigsten Entwickelungsstufe, die sich entweder blos als einfache, runde oder ovale Bläschen (Zellen) darstellen, oder als solche mit bläschenartigen Sprossen versehen sind, oder sich als aus aneinander gereihten Zellen bestehende, fadenförmige und verästelte Gebilde zeigen; nur die Algen enthalten eine farbige Substanz. Die Schmarotzerpflanzen, welche zum größten Theile, wenn nicht alle, Gärungsprodukte zu sein scheinen, erzeugen sich stets aus Keimen, die von außen, durch Luft, Speisen und Getränke, in den Körper gebracht werden, und zwar vorzugsweise in gährenden und faulenden eiweißhaltigen Flüssigkeiten, besonders auf der Haut und Schleimhaut, sowie in Flüssigkeiten. – Die häufigsten und wichtigsten Schmarotzerpflanzen sind die Schimmelpilze der Haut, welche im Kopfgrinde, in den Pusteln der Bartfinne, beim Kahlgrinde und Weichselzopfe, sowie in den Schuppen gewisser Leberflecke beobachtet wurden. Auch in den Schwämmchen (Aphthen), die besonders bei kleinen Kindern im Munde angetroffen werden, findet sich als mikroskopischer Bestandtheil ein eigenthümlicher Pilz. – Schmarotzenden Algen (Hefenpilzen, Sarcine) begegnet man am öftersten im Verdauungsapparate, in der Mundhöhle, im Magen und Darmkanale.

Die Krätzmilbe

ist die Ursache desjenigen Hautausschlages, welchen man die Krätze (echte Krätze, Milbenkrätze) nennt, eines Ausschlages, der natürlich ansteckend sein muß, weil recht leicht die Milbe von einem Menschen auf den andern übertragen werden kann. – Die Krätzmilbe acarus scabbiei, sarcoptes hominis), welche schon im Jahre 1197 Ebn Zohr erwähnt und in Corsika seit alten Zeiten vom gemeinen Manne mit einer Nadel aus der Haut gezogen wird, ist ein Hautschmarotzer des Menschen, der zu den spinnenartigen Thieren (Arachniden) gehört, etwa 1/5‴ lang und ungefähr 1/7‴ breit ist, mit bloßem Auge als ein kleiner, weißlicher Punkt erscheint, unter dem Mikroskope aber sich fast wie ein kleines, vorn und hinten eingekerbtes Schildkrötchen mit Haaren und Borsten darstellt. Der röthliche, mit 8 feinen Härchen (a. b.) und mit 2 seitlichen blasigen Erweiterungen versehene Kopf dieses Thierchens, welcher mit dem Körper zu einem Stücke verschmolzen und nur wenig einziehbar ist, enthält die Freßwerkzeuge (c), bestehend aus zwei klappenförmigen Oberlippen, die fest mit den leicht gezähnten Oberkiefern verwachsen sind, und aus den beiden, in horizontaler Richtung sägenden Unterkiefern mit den unbeweglichen Unterlippen; Augen fehlen. Der Rumpf ist an seiner Unterfläche flach, an der obern Fläche gewölbt; der Rücken ist runzlig, vorn und in der Mitte mit zahlreichen beweglichen, warzenförmigen Erhabenheiten und einigen dünnen langen Härchen, hinten und seitlich mit langen stachelartigen Fortsätzen (20 Stück) besetzt. Zu beiden Seiten des mit dem Hinterleibe zu einem kugelichen Ganzen verschmolzenen Bruststücks liegen die vier nach vorn gerichteten, gegliederten und mit feinen Härchen besetzten Vorderbeine (f. g.) am Rande der untern Fläche des Rumpfes dicht hinter einander und hinter dem Kopfe; sie endigen mit einer napfförmigen Haftscheibe (d. e.). An der Unterseite des Hinterleibes befinden sich die vier, nach hinten gerichteten, kürzeren und zarteren Hinterbeine, welche an ihrem Ende eine lange, starke Borste tragen. Im Innern der Milbe finden sich Speiseröhre, Magen, Darm, Luftsack und Genitalien; Nerven- und Blutcirculations-Systeme fehlen. Die männliche Krätzmilbe, die sich nur wenig von der weiblichen unterscheidet, im Ganzen weit seltener als diese ist und eine kürzere Lebensdauer (von etwa sechs Wochen) hat, ist nur etwa 1/2 mal so groß als das Weibchen, welches bei einer Lebensdauer von 3 bis 4 Monaten bis über 50 Eier legt, aber immer nur eins auf einmal (das fast ein Drittel des ganzen Thierchens mißt). Im gelegten, zahllose Körnchen enthaltenden Eie entwickelt sich binnen wenig Tagen die junge Milbe, welche nach 8 bis 10 Tagen als Milbenlarve hervorschlüpft, und sich dadurch von der ausgewachsenen Milbe unterscheidet, daß sie blos 1/14‴ lang ist und nur sechs Beine besitzt, denn von den Hinterbeinen existiren nur zwei Stück. Nach etwa 8 Tagen streift die junge Milbe die Haut ab und kriecht nun aus ihrer Hülse als vollkommene, achtbeinige Milbe hervor, häutet sich aber nach dieser Zeit noch zu wiederholten Malen.

Krätzmilben (etwa 100 Mal vergrößert).

Rückenfläche.   Bauchseite.

Die beschriebene Milbe ist stets nur in der Haut des Menschen zu entdecken und lebt von den Säften unter der Oberhaut, in welche sie sich zu diesem Zwecke einbohrt. Das Männchen und die Larve bohren sich nur einen kurzen Gang, das Weibchen dagegen einen langen und füllt denselben mit Eiern aus. Am liebsten wählt sich die Milbe zum Einbohren bestimmte weiche und warme Hautstellen, vorzugsweise die Außenseite der Hand, besonders zwischen den Fingern, die Unterfläche des Handgelenkes, die Achselhöhle, die Knie- und Ellenbogenbeuge u. s. w.; sie kann aber auch an allen andern Theilen des Körpers nisten. Da die Milbe in der Wärme lebhafter, in der Kälte starr wird, so liebt sie die kühlern Stellen des Körpers nicht, wandert hauptsächlich in der Nacht und im warmen Bette umher und veranlaßt bei Kälte weniger Beschwerden (lästiges Jucken). Das Einbohren in die hornige Oberhautschicht, wozu die Milbe etwa 10–20 Minuten nöthig hat, bewerkstelligt sie in fast senkrechter Richtung, indem sie sich dabei auf die Vorderfüße stellt und den Leib mit ihren langen Hinterborsten stützt. Ist sie unter die Hornschicht gelangt, dann geht es schneller mit dem Bohren, das Hintertheil des Thieres senkt sich und die Milbe dringt in einem schräg gebohrten Gange gegen die eigentliche oder Lederhaut vor, aber nie in diese letztere ein. Die feinen, unter der Oberhaut hingehenden, weiß geschlängelten Milbengänge von Linien- bis Zolllänge, die anfangs als erhabene

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_055.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)