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verschiedene: Die Gartenlaube (1861)

Eise anfüllt, wird die Oeffnung mit Querbretern und Füllung zugestellt. Erreichen allmählich die Eisschichten im Hause eine zu große Höhe, um die Oberfläche bequem erreichen zu können, so bedient man sich einer Vorrichtung zum Heben der grossen Eisstücke, bestehend aus einem kleinen Gerüste, das sich vermittelst Rollen und einem Seil vor der Oeffnung heben oder senken läßt. (Siehe die Zeichnung.) – Hinsichtlich der Lage des Eishauses will ich bemerken, daß es am besten ist, dasselbe hart am Wasser anzubauen, mit einem Vorsprung, der noch über die Oberfläche desselben hinausragt. Sollte dies nicht angehen, so kann das Eishaus an jedem andern Orte angelegt werden, wo möglich jedoch frei, nach Norden zu oder unter schattigen Bäumen. – Die wärmste Sonne hat nur geringen Einfluß auf das Schmelzen des Eises, sobald die Wände hinreichend mit Gerberlohe oder im Nothfall auch mit Sägespänen fest angefüllt sind, doch ist Lohe am besten und wird am häufigsten benutzt. Der Boden des Hauses muß ebenfalls mit einer 4 bis 5 Zoll dicken Schicht Lohe bedeckt sein, um gegen die Erdwärme zu schützen. In unserm kleinen Eishause konnten wir stets das Eis von einem Jahre bis zum andern erhalten, und beim Einbringen des neuen Eises fand sich stets noch eine 4 bis 5 Fuß dicke Eislage vor.

Verticaldurchschnitt des Eishauses

Hinsichtlich des Schneidens des Eises wäre zu erinnern, daß die beste Zeit dazu wäre, wenn das Eis seine größte Dicke, also 8 bis 10 Zoll, erhalten hat. Eis, das sich durch Anhäufung von Schnee und Regen auf einer schon vorhandenen Eisrinde gebildet hat, ist schlecht, weil es voller Luftblasen ist, die ein schnelles Schmelzen des Eises befördern, und nicht zur Aufnahme in Eishäuser geeignet; ist man jedoch gezwungen, solches doch zu nehmen, so fege man den Schnee sorgfältig ab und schneide mit einer gewöhnlichen, großzahnigen Schrotsäge regelmäßige, etwa 3 Fuß lange und 2 Fuß breite Blöcke. (Befindet sich auf denselben eine Schneekruste, so läßt sich dieselbe leicht mit einem guten Beil abspalten.) So schnell nun die Blöcke geschnitten werden, müssen solche auch in das Eishaus geschafft und schichtweise verpackt werden; damit diese Schichten vollkommen glatt und eben werden, muß auch der Boden für die erste Schicht ganz eben gemacht sein. Dabei ist erforderlich, daß die Eisblöcke genau so gelegt werden, wie Bausteine, alle Lücken und Zwischenränme müssen mit klein zerschlagenem Eis fest ausgefüllt werden um so viel als möglich alle Luft auszuschließen, worin eigentlich das Geheimniß des Eisverpackens liegt. Ist die erste Schicht gelegt, so lege man die zweite so, daß die Ritzen der erstern damit bedeckt werden, nach Art der Mauersteine. So fülle man das Eishaus bis unter das Dach an, und decke dann die oberste Schicht mit einer dicken Lage Hobelspäne oder Stroh, und schließe das Haus, bevor es anfängt wärmeres Wetter zu werden. Im Sommer nimmt man das Eis durch eine Oeffnung im Dachgiebel heraus und läßt es auf einer schiefen Ebene herunter rutschen, wozu ein angelehntes Bret ausreicht; nach jedesmaligem Herausnehmen ist die obere Schicht wieder sorgfältig mit Hobelspänen oder Stroh zuzudecken. – In genauer Verbindung mit diesen Eishäusern stehen die schon seit Jahren in Amerika eingeführten und bis in die kleinsten Städte verbreiteten Eisschränke und Eiskisten zur Aufbewahrung alles Desjenigen, was im Sommer durch große Wärme leidet oder dem Verderben ausgesetzt ist; namentlich Fleisch, Speisen

Das Eishaus.

a Thüre des Hauses, bb senkrechte Balken, zwischen welchen sich ein Gerüste c zum Heben des Eises auf- und abziehen läßt.
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verschiedene: Die Gartenlaube (1861). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1861, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1861)_189.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)