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verschiedene: Die Gartenlaube (1861)

auch die höchste Auszeichnung im Königreich Preußen, den hohen Orden vom Schwarzen Adler. Erst am 1. Juli 1860 nach 64jährigem treuem Dienste trat Leopold Heinrich von Wedell in den Ruhestand, und er war auch da noch eine frische männlich kräftige Erscheinung, so würdig und gewinnend auch im äußern Auftreten, daß häufig Fremde, die ihm begegneten, stehen blieben und achtungsvoll den Hut vor ihm zogen.

Die letzten Lebenstage des greisen Kriegers waren nicht ungetrübt, er mußte noch seine geliebte Gemahlin begraben und seinen König, an dem er mit wahrer Begeisterung gehangen; er eilte nach Berlin, um ihn zur Gruft zu geleiten. Noch bei der großen Fahnenweihe König Wilhelm’s und bei dem Krönungsfeste sah man den ältestdienenden preußischen Soldaten in ungebrochener Rüstigkeit. Zwei Tage darauf war er todt: am 22. Januar 1861 ein halbes Jahrhundert nach den elf Cameraden, starb der „Zwölfte!“



Blätter und Blüthen


Eine Engländerin Königin der Sandwichsinseln. Ein englischer Seeofficier schreibt von Honolulu, der Hauptstadt der Sandwichsinseln: „Der Premierminister der Regierung ist Herr Wylie aus Ayrshire, dessen Tochter Emma vor einigen Jahren der König Kamehameha heirathete, der nun auf dem Thron der Sandwichsinseln sitzt. – … Der König ist ein Vollblut-Kanakia (wie die Eingeborenen genannt werden) und ein großer, hübscher Mann von so stattlichem Ansehen und höflichem Wesen, wie man es nur bei uns finden kann. Er besitzt gebildete Neigungen, tanzt gut, ist auch etwas musikalisch und hat bei alledem eine sehr einnehmende bescheidene Würde. Seine Bescheidenheit kann man am besten erkennen, wenn man eine Stelle aus einer Rede anführt, die er kürzlich bei einer großen öffentlichen Gelegenheit hielt, wo er sagte: „Ich bin der bescheidene Beamte eines bescheidenen Staates.“ Ich habe ihn, seit wir hier sind, mehrmals in Privatgesellschaften getroffen und fand ihn sehr freundlich und angenehm. Die Königin (Emma) lebt sehr zurückgezogen, und da ich sie nur einmal gesehen habe, so kann ich nicht viel über sie sagen, was Sie interessiren würde.“ – Einem Prinzen der Sandwichsinseln begegnet man in London oft aus der Straße. Er ist ein großer, sehr schön gewachsener junger Mann, stets einfach elegant – natürlich englisch – gekleidet und dessen schönen, braunes Gesicht einen sehr intelligenten und angenehmen Ausdruck hat. Der Prinz ist in Paris erzogen.






Das Wallroß und sein Junges. In einem eben erschienenen Reisewerke findet sich folgende Stelle aus der Beschreibung eines Wallroßjägers: „Eine Kuh und ein Kalb wurden angegriffen, und die Kuh hatte bereits eine verlorene Harpune in ihrem Rücken. Ich habe in meinem ganzen Leben nichts Interessanteres und Rührenderes gesehen, als die wundervolle mütterliche Liebe, welche dies arme Wallroß an den Tag legte. Als sie an der Harpune fest war und das Boot wüthend durch die Eisberge riß, war ich im Begriff sie durch den Kopf zu schießen, um Zeit zu gewinnen, die andern zu verfolgen; aber Christian rief mir zu, nicht zu schießen, da sie ein Junges bei sich habe. Obgleich ich seine Absicht nicht verstand, so sparte ich meinen Schuß und als ich genau das Wallroß betrachtete, als es an die Oberfläche kam, um Luft zu schöpfen, bemerkte ich, daß sie ein sehr junges Kalb unter ihrem rechten Arm hatte und sah, daß er es harpuniren wollte. Aber wenn immer er seine Waffe schwang, um sie zu werfen, schien die alte Kuh auf die Richtung derselben zu achten, schob ihren eigenen Körper dazwischen und schien mit Vergnügen mehrere Harpunen aufzufangen, die für das Junge bestimmt waren. Endlich traf eine wohlgezielte Lanze das Kalb, und wir zogen dann die an die Kuh befestigten Leinen an uns und tödteten sie mit den Lanzen. Christian hatte nun Zeit und Athem mir zu erklären, warum er so begierig war, sich des Kalbes zu versichern, und er gab mir eine praktische Illustration seiner Absicht, indem er das unglückliche Junge mit dem Stiel seiner Lanze sanft „aufstocherte“. Dies verursachte, daß das arme kleine Thier einen eigenthümlichen, klagenden, grunzenden Schrei ausstieß, der ganz außerordentlich ausdrucksvoll Angst und den Wunsch nach Hülfe aussprach. und Christian sagte, daß dieser Ruf sogleich die ganze Heerde um das Boot herumbringen werde. Unglücklicherweise hatten wir aber so viel Zeit gebraucht, unsere arme kleine Lockente zu bekommen, daß die andern alle bereits außer Hörweite waren, und sie überließen ihren jungen Verwandten seinem Schicksal, welches ihn schnell in Gestalt eines Lanzenstoßes von dem unbarmherzigen Christian ereilte. Ich glaube, ich werde niemals die Gesichter des alten Wallrosses und seines Kalbes vergessen, wie sie nach dem Boot zurücksahen! Das Gesicht des Letzteren drückte solch entsetzlichen Schrecken und zugleich Vertrauen aus in die Macht der Mutter es zu beschützen, wie es unter ihrem Arm dahin schwamm; und das Gesicht der alten Kuh zeigte solche kühne Herausforderung, Alles, was nur immer in unserer Macht, ihr selbst zu thun, und doch wieder solche schreckliche Angst für die Sicherheit ihren Kalbes!“




Ein sehr zweckmäßiges Gesetz, welches wohl der Auffrischung bedürfte, wurde im Jahr 1770 von dem englischen Parlament zum Schutz der Männer erlassen. Durch dasselbe wurde bestimmt: „daß alle Frauen, was immer ihr Alter, Rang, Gewerbe oder Grad sein möge, ob Jungfrauen, Mädchen oder Wittwen, die nach Erlassung diesen Gesetzes irgend welche Ihrer Majestät männliche Unterthanen betrügen und zur Ehe verführen würden durch Parfümerien, Schminke, kosmetische Waschwasser, künstliche Zähne, falsches Haar, spanische Wolle, Eisen, eiserne Schnürbrüste, ausgestopfte Hüften und hohe Hacken – dieselbe Strafe erleiden sollen, welche gegen Hexerei oder ähnliche Verbrechen bestimmt ist, und die unter solchen Umständen geschlossenen Ehen sollen, nach Ueberführung der schuldigen Partei, null und ungültig sein.“






Bock's Buch in Heften 4. Auflage.

Die dritte, 10,000 Exemplare starke Auflage des schon bei seinem ersten Erscheinen mit allgemeinem Willkommen begrüßten Werkes:
Das Buch vom gesunden und kranken Menschen
von Dr. Carl Ernst Bock.

Professor der pathologischen Anatomie in Leipzig.

Mit 38 feinen Abbildungen.

ist vergriffen und die vierte, durchgebends verbesserte und vermehrte ist soeben in der ersten Lieferung erschienen.

Der Verfasser sagt darin in einer Ansprache an das Publicum:

„Jeder Mensch hat von Natur die Macht und deshalb auch die Verpflichtung, sich und, soweit es in seinen Kräften steht, auch seine Mitmenschen gesund und bei langem Leben zu erhalten. Denn Krankwerden, frühzeitiges Altern und vorzeitiges Sterben sind ebensowenig wie Gesundbleiben und ein langes Leben weder Zufälligkeiten noch Vorausbestimmungen, sondern die nothwendigen Folgen unsers Verhaltens; sie hängen von ganz bestimmten Ursachen ab und geben nach feststehenden Naturgesetzen vor sich. Es ist deshalb die Aufgabe jedes wirklich Gebildeten, überhaupt Jedes, der den Namen „Mensch“ verdienen will, sich mit jenen Bedingungen und Gesetzen nicht nur vertraut zu machen, sondern denselben auch nach Kräften nachzukommen, um Krankheit und frühen Tod zu verhüten.

Das vorliegende Werkchen soll den Leser mit den Bedingungen zur Gesundheit und zum langen Leben, soweit es zur Zeit die Wissenschaft vermag, bekannt zu machen. Es lehrt deshalb, gestützt auf den Bau und die Verrichtungen unseres Körpers und seiner einzelnen Organe, ebenso die Pflege des gesunden, wie den kranken Körpers. Müttern und Lehrern ist es aber vorzugsweise deshalb gewidmet, weil diese die Macht haben, durch richtige Erziehung der Kinder ein in körperlicher, wie geistiger und moralischer Hinsicht gesünderes und besseres Menschengeschlecht, als das jetzige ist, zu erzielen.

Bock.

Die anerkannte Gemeinnützigkeit dieses Buches und die glänzende Aufnahme, welche es in seinen drei ersten Auflagen überall gefunden, wo deutsche Zungen reden, überhebt die unterzeichnete Verlagshandlung jeder Anpreisung desselben.

Die 4. Auflage des Buches vom gesunden und kranken Menschen erscheint wieder in sieben, in monatlichen Zwischenräumen auf einander folgenden Lieferungen. Der Subscriptionspreis jeder Lieferung von 5 – 6 Bogen ist nur 7½ Ngr., wofür auch der weniger Bemittelte im Stande ist, sich diesen Helfer in der Noth nach und nach anzuschaffen.

Die Verlagshandlung.

Leipzig, im Mai 1861.

Ernst Keil. 



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