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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863)

ebenfalls Carl genannt, und oft sprechen die beiden glücklichen Väter in ihren Briefen von den Erwartungen und Hoffnungen, die sie in die Entwickelung ihrer Kinder setzen.

In seinen nachgelassenen handschriftlichen Aufzeichnungen beschreibt der erst im vergangenen Jahre verstorbene Wilhelm Kunze den Knaben Körner als einen herzlich guten, aber auch ziemlich verzogenen Knaben, da ihm sein Vater trotz aller Sorgfalt der Erziehung zu viel Willen ließ. Hierdurch wird auch das lange Schwanken des Jünglings in der Wahl eines Lebensberufes erklärbar. Der Hang zum Romantischen machte dem feurigen Körner jede anhaltende Beschäftigung verhaßt; nichts gefiel ihm besser, als das Umherschweifen in Wald und Feld, kleine Ausflüge in Dresdens Umgebung, auf welchen die geliebte Leier seine unzertrennliche Begleiterin war. In Folge ernsten Drängens von Seiten des Vaters entschloß er sich endlich, die Bergwissenschaft zum Gegenstand seines Studiums zu machen und ging 1808 nach Freiberg, wo er auch wirklich eine Zeitlang dem gewählten Berufe mit energischem Fleiße oblag. Der praktische Bergbau zog ihn anfangs ganz besonders an, während er sich später hauptsächlich mit Mineralogie und Chemie beschäftigte. Im Jahre 1810 gab Körner seine bergmännischen Studien auf und kam auf die Universität nach Leipzig, wo er wieder mit Kunze, der sich dem Handelsstande gewidmet hatte, in die freundschaftlichsten Beziehungen trat.

Körner’s Fahrt von Zschocher nach Leipzig.

In jener Zeit gab es unter den Studenten in Leipzig fortwährende Reibungen zwischen den Verbindungen, und es darf bei dem so leicht erregbaren Gemüthe Körner’s nicht Wunder nehmen, daß er bald den thätigsten Antheil an jenen Kämpfen nahm.

Kunze schreibt hierüber: „Körner war bald in so viele Studentenhändel verwickelt, daß ein Duell das andere jagte. Als ein Muster eines fidelen Burschen war er stets von den Pedellen verfolgt und gesucht, so daß er kein festes Quartier mehr behalten konnte und öfters spät Abends in mancherlei Verhüllungen zu mir kam, nur um die Nacht bei mir zuzubringen. Seine Freunde hatten offene Casse bei ihm, und aus Güte des Herzens versetzte er für sie Alles.“

Diese Verwickelungen wurden für Körner immer ärger, und ein Duell war die Veranlassung, daß Körner heimlich von Leipzig fliehen mußte. Ueber diesen für des Dichters ganzes künftiges Leben entscheidenden Zweikampf besitzen wir den Bericht eines Zeitgenossen Körner’s, des Dr. med. G. Müller, und wir nehmen denselben um so lieber hier auf, als dadurch eine wesentliche Lücke in den Biographien des Dichters ausgefüllt wird.

„Körner hatte,“ berichtet Dr. Müller, „einem Duelle, die zur Zeit der modischen Spionage Napoleon’s stets entdeckt und ganz besonders hart bestraft wurden, nicht ausweichen können und war mit seinem Gegner, den üblichen Secundanten und dem Arzte –

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863).Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_117.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)