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Seite:Die Gartenlaube (1863) 149.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863)

O Gott, wie blass sind deine Wangen!


Worte giebt’s, die nie verhallen!
Sie sind wie Steinchen, die gefallen
In einen Brunnen schwarz und tief,
Und die von Kant’ zu Kante springen

5
Und stets von Neuem aufwärts klingen,

Wenn scheinbar längst ihr Ton entschlief.

Es sind die Worte, die sich senken
In unsers Herzens tiefen Schacht;
Aus der Vergessenheiten Nacht

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Klingt ewig neu ihr Angedenken.


Ich kehrte heim nach langen Jahren;
Des Lebens Wucht hatt’ ich erfahren,
Gekostet auch des Lebens Freude;
Mit meiner Jugend zahlt’ ich beide.

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Die Mutter hielt mich lang’ umfangen,

Und als die erste Lust gestillt,
Sprach sie mit Tönen, traurig-mild:
O Gott, wie blaß sind deine Wangen!

O Gott, wie blaß sind deine Wangen!

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Es glückt mir nicht, aus meinem Herzen

Die Mutterworte auszumerzen,
Ob Jahre d’rüber hingegangen.

Ob nun in Freude, ob in Leide
Der Wangen Frühling von mir scheide:

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Die Worte sind mein treu Geleite.

Ich höre stets an meiner Seite
In Tönen, traurigen und bangen:
O Gott, wie blaß sind deine Wangen!

Und sitz’ ich Nachts allein und schaue

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Mit falt’ger Stirne, düstrer Braue

Tief zu des Bechers goldnem Grunde,
Ist mir, als ob aus treuem Munde
Heraus die Klageworte klangen:
O Gott, wie blaß sind deine Wangen!

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Fürwahr, ich glaube, wenn ich liege

Einst auf der schwarzen Todtenwiege,
Wo mich kein Menschenlaut mag stören –
Ich werde noch die stillen, bangen
Und vorwurfsvollen Worten hören.

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O Gott, wie blaß sind deine Wangen!


Moritz Hartmann.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1863). Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_149.jpg&oldid=- (Version vom 6.10.2024)