Verschiedene: Die Gartenlaube (1863) | |
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Wälle und Palissaden des praktischen Lebens, um in wasserlosen Wüsten und auf quellenreichen Oasen umherzuschwärmen, die Dattel mit eigener Hand zu pflücken und mit stillem Entzücken den schwarzäugigen Töchtern des Propheten zu folgen.
Nach beendigtem Dienste, am Abende nach heißem Tage, kann man die Söhne Afrikas in ihren Kaffeehäusern zusammen finden, wo sie nach der Gewohnheit ihres Landes mit untergeschlagenen Beinen kauern und ihren Kaffee schlürfen. Da ist jeder Typus des Südens vertreten; herrliche, classische Gestalten sieht man da, würdige Gegenstände für den Pinsel des Malers, aber
auch Figuren, welche es auf den ersten Blick fraglich erscheinen lassen, ob sie zu den civilisirten Menschen zu rechnen sind.
Die Turcos, Spahis und welche Namen sie sonst noch tragen mögen, haben ihre eigene Musik. Obschon dieselbe nach unsern Begriffen und Gewohnheiten keineswegs conservatoirmäßig ist, so halten die Afrikaner sie doch für ganz vorzüglich und können einem von ihren Musikanten veranstalteten Concerte stundenlang, fast bewegungslos, mit übereinandergeschlagenen Armen und leuchtenden Augen zuhören. Damit die Leser ebenfalls einen Begriff von der Vortrefflichkeit derselben erhalten, mögen sie sich merken, daß die Hauptinstrumente aus zwei dicken Trommeln, einer Schalmei und einer Kette von vier zusammenhängenden kleinen Pauken bestehen, welche letztere auch mit auf das Pferd genommen werden.
Wenn die musikalische Unterhaltung mit ihrem ohrenzerreißenden Lärme losgeht, so stäubt Alles hinweg, was nicht zu den Eingebornen zählt; desto fester aber haften diese am Platze, und sie können ein mitleidiges Lächeln über den verbildeten Geschmack der Franzosen nicht unterdrücken.
Einen wahrhaft komischen Anblick gewährt die Instandsetzung der Morgentoilette dieser Söhne des „gluthströmenden Afrika“. Da nur der Haarbüschel in Mitten des Kopfes ein Recht auf dauernden Verbleib hat, die übrigen Schädelstellen aber glatt sein müssen, so ist an jedem neuen Morgen eine neue Scheererei nothwendig; doch wird man schon ohne einen modernen Friseur fertig. Irgend ein Camerad, der sich besser als die übrigen auf die Kunst des Scheermessers versteht, verrichtet ihnen den Liebesdienst ohne irgend einen kingenden Entgelt.
Der zu Rasirende läßt sich auf einen Kessel oder irgend ein anderes augenblicklich nicht gebrauchtes Geräthe nieder und bietet vertrauensvoll seinen Kopf dem Messer dar. Der Scheermeister streicht nun in langen Zügen aus, die fast eine Aehnlichkeit mit den weitgreifenden Bewegungen einer Sichel haben und die einen Europäer sicher in Grauen und Todesfurcht versetzen würden. Der Afrikaner aber hält mit einem stoischen Gleichmuth aus und verzieht weder eine Miene zum Lachen, noch zu ernsten oder zweifelhaften Bedenklichkeiten. Der Mann ist eben abgehärtet und kann etwas vertragen. Er gleicht darin seinem edlen Rosse. Es liegt Tag und Nacht ohne Stroh und Streu auf dem harten Boden, aber es wird davon nicht ruinirt, sondern ebenfalls abgehärtet, und es lernt Strapazen ausdauern und ertragen, worunter unsere deutschen Pferde erliegen würden.
An den Sonntagen findet ein großes Hochamt, eine feierliche Feldmesse im Lager statt, welcher die ganze Generalität und, wenn der Kaiser zugegen ist, auch dieser beiwohnt. Auch der Fürst von Hohenzollern war mit dem Prinzen Anton bei demselben zugegen.
Schließlich haben wir noch des kaiserlichen Prinzen zu erwähnen,
Verschiedene: Die Gartenlaube (1863). Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 645. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_645.jpg&oldid=- (Version vom 6.10.2024)