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verschiedene: Die Gartenlaube (1867)

Geist, für alles Edle und Hohe leicht empfänglich, wußte der Jüngling alle Hoffnungen zu erfüllen, die das Elternherz auf ihn gesetzt. Wie alle Zollern, trat er zur Militärcarriere und wußte

Prinz Anton von Hohenzollern bei Königgrätz.
Originalzeichnung von Chr. Sell.

durch sein liebreiches Benehmen sich bald das Herz seiner Cameraden und Untergebenen zu gewinnen. Wissensdurst hatte ihn kurz vor diesem letzten Sommer zu einer Reise nach dem Westen gedrängt, von der er aber sofort zurückeilte, als sich die Wolken des politischen Horizonts finster zusammenzogen. Mit seiner Truppe, dem preußischen ersten Garde-Regiment zu Fuß, war er, trotzdem ihm andere Anerbietungen einen leichteren Dienst verschafft hätten, als einfacher Seconde-Lieutenant ohne jede andere Bequemlichkeit, wie sie ihm wohl zu Gebote gestanden, mit ausmarschirt. Ein leuchtendes Beispiel seinem untergebenen Zuge, hatte er bei Trautenau und Königinhof gekämpft. Nach kurzer Rast war das Regiment am 3. Juli Morgens wieder aus seinem Bivouac aufgebrochen, um das Wort einzulösen, das der Kronprinz seinem König und Vater gelobt, rechtzeitig in den Entscheidungskampf einzugreifen. Wie er es erfüllt trotz der scheinbaren Unmöglichkeit, wird noch die späteste Geschichte berichten. Chlum und Rosberitz, die Blutfelder, von denen jeder Zoll breit Menschenleben forderte, waren schließlich die Entscheidungspunkte geworden. Der österreichische Oberbefehlshaber hatte dorthin Alles geworfen, was er an Kerntruppen entbehren konnte. Die preußische Füsilierbrigade sollte Rosberitz nehmen. Wild wogte der Kampf, dreimal stürmten die Preußen, dreimal nahmen sie es, dreimal wurden sie wieder zurückgedrängt. Noch einmal ging es vor im wilden Grimm über das Mißlingen – und siehe, es gelang, sich wieder festzusetzen.

Von Gehöft zu Gehöft drang man weiter, Allen voran Prinz Anton mit seinem Zuge – so heftig und hartnäckig, daß sogar einige seiner Leute gefangen genommen wurden. Doch auch die Oesterreicher waren tapfer und wußten sich zu vertheidigen; ihre geübten Schützen schossen mit großer Sicherheit. Hier war es, wo auch den tapfern Fürstensohn die Kugel erreichte. Einer ersten Fleischwunde achtete er nicht, bis ein Schuß durch das Knie ihn zu Boden sinken machte. Man trug ihn zurück. Hätte er damals die Blicke gesehen, die ihm jeder der Seinigen nachsandte, dann würde er erst recht erkannt haben, wie er von den Leuten verehrt wurde. Nach dem ersten Verbande brachte ein Johanniterwagen ihn nach Königinhof in diese Mühle, die sein Todeshaus werden sollte. Allgemein waren die Aerzte darüber einig, daß vorläufig eine Operation nicht räthlich sei, da die Fleischwunde theils daran hinderlich war, theils aber auch

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verschiedene: Die Gartenlaube (1867). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1867, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1867)_028.jpg&oldid=- (Version vom 26.2.2017)