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verschiedene: Die Gartenlaube (1867)

Der junge Hund im Eifer.
Nach seinem Originalgemälde auf Holz gezeichnet von Fr. Lossow.



sie die schmalen Hände gegen die klopfenden Schläfe, aber keine Thräne kam aus ihrem Auge. Nur einen Moment irrte ein unsäglich bitteres Lächeln um ihre Lippen, dann griff sie mit unheimlicher Ruhe nach ihrem Hut, der auf einem Heuhaufen lag, rief Rosa herbei, die arbeitend unter den Akazien saß, und übergab ihr das Kind.

„Sind Sie unwohl?“ fragte das Kammermädchen. Das bildsäulenartige Aussehen, die unheimliche Starrheit in dem aschbleichen Gesicht des jungen Mädchens erschreckten sie.

„Ja, sie ist krank,“ antwortete Heinrich an Felicitas’ Stelle, die rasch nach der Gartenthür zuschritt.

„Fee’chen, nimm Dich zusammen,“ mahnte er, ein Stück Weges neben ihr herschreitend; „die Madame ist bei ihr – gut, daß das die arme Mamsell nicht weiß! … Doctor Böhm ist schon wieder fort – er kann nichts mehr thun… Ach, und gerade heute, gerade heute! Du bist nun einmal ein Unglückskind!“

Felicitas hörte nicht, was er sagte; die Worte schwirrten unverstanden an ihren Ohren vorüber, wie sie auch die Menschen auf den Straßen nicht sah, die ihr begegneten. Von Friederike ungesehen betrat sie das Haus und stieg die Treppe hinauf. Auf dem Vorplatz der Mansarde warf sie ihren Hut in eine Ecke. Die

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verschiedene: Die Gartenlaube (1867). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1867, Seite 453. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1867)_453.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)