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Verschiedene: Die Gartenlaube (1874)

leistete, starkes Hervortreten des Dialektes etc., nicht zu bemerken Gelegenheit. – Der musikalische Theil des Passionsspiels steht dem zu Ammergau würdig an der Seite, wenn er denselben nicht gar übertrifft. Der

Schloß Matzen.
Nach der Natur aufgenommen von R. Püttner.

Gesang ist entschieden besser; er wird zum größten Theile von Innsbrucker Gesangskräften vorgetragen.

Das Passionsspiel zerfällt bekanntlich in drei große Aufzüge mit sechszehn Scenen oder „Vorstellungen“ – und jede Vorstellung besteht aus drei vereinigten Theilen unseres modernen Bühnenwesens: sie ist Oper in den Arien, Duetten und Gesammtgesängen des Chors; sie ist Schauspiel in den gesprochenen Scenen der eigentlichen Handlung; und sie ist, sozusagen, reine Mimik in den zwischen die Vorträge des Chors und die dramatischen Scenen eingeflochtenen lebenden Bildern aus der Geschichte des alten Testaments, welche deshalb angebracht sind, um deren inneren allegorischen und prophetischen Zusammenhang mit der Passion zu zeigen. Eine ausführliche Schilderung des Passionsspiels, nach einer Oberammergauer Aufführung, hat Herman Schmid in Nr. 34 und 35 der Gartenlaube von 1860 mitgetheilt.

Brixlegg
vom Bahnhof aus gesehen.
Nach der Natur aufgenommen von R. Püttner.

Nachdem die Ouverture beendet und der äußere Vorhang aufgezogen ist, so daß wir die zweite Gardine mit dem Bilde von Jerusalem, welche das Proscenium abschließt, vor uns haben, treten von beiden Seiten die entsprechend costümirten Schutzgeister hervor; in der Mitte derselben erscheint der Chorführer oder Prologsprecher, welcher declamatorisch das jeder Vorstellung vorhergehende, den alttestamentlichen Typus zu derselben bietende lebende Bild erklärt, worauf die Schutzgeister in Solo- und Chorgesängen diese Erklärung fortführen und beenden. In der Regel hebt sich schon am Ende der Declamation des Chorführers der Vorhang der eigentlichen Bühne, auf welcher die lebenden Bilder gestellt sind, weshalb dann die singenden Schutzgeister, um die Aussicht

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1874). Leipzig: Ernst Keil, 1874, Seite 502. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1874)_502.jpg&oldid=- (Version vom 31.1.2023)