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Verschiedene: Die Gartenlaube (1875)


Die Thiere zeigen im Zimmerspringbrunnen ein überraschend freudiges Gedeihen und eine Munterkeit, wie sie in der freien Natur nicht interessanter gefunden werden dürfte, und es kann daher ein solches Aquarium jedem Naturfreunde empfohlen werden. Selbst für Naturforscher möchte dasselbe der Beachtung werth erscheinen, da dasselbe, wie ein Blumentisch, nach Belieben aufgestellt und von jeder Stelle des Zimmers aus beobachtet werden kann.

Ein auch äußerlich geschmackvoll ausgestattetes Fontaineaquarium bildet einen außerordentlich freundlichen Schmuck für jedes Zimmer, da das trauliche Springen und Plätschern des Wassers, die erfrischende wohlthuende Atmosphäre, das muntere Treiben und Spielen der Wasserthiere in dem stets vom reinsten und klarsten Wasser gefüllten Bassin, die Ueppigkeit und Fülle der in der Umgebung zweckmäßig aufgestellten Gewächse auf jeden Menschen den angenehmsten Eindruck machen müssen.

Die bis jetzt bekannten Zimmerfontainen können in keiner Weise diesem Fontaineaquarium gleich gestellt werden. Der sogenannte Heronsbrunnen ist, da er immer umgefüllt werden muß und nicht einmal gleichmäßig springt, eine höchst beschwerliche und werthlose Spielerei, und eine Fontaine, welche durch eine Spiritusflamme in Bewegung gesetzt wird, übt durch den hieraus entstehenden Dunst, neben ihrer Kostspieligkeit, die entgegengesetzte Wirkung.

Es darf als sicher angenommen werden, daß der Zimmerspringbrunnen, wenn er von tüchtiger Hand mit den etwa noch wünschenswerthen Verbesserungen und, zur Erzielung eines angemessenen billigen Preises, in größerer Anzahl gefertigt wird, die ausgedehnteste Verbreitung und überall freundliche Aufnahme findet, da sein vielseitiger Werth, wenn er einmal erkannt worden, ihm jedenfalls allerwärts die Wege bahnt. Hierzu Anregung zu geben, ist der Zweck dieser Zeilen. – Weitere Auskunft, wenn eine solche noch gewünscht wird, ertheilt durch dritte Hand bereitwilligst die Redaction der Gartenlaube.

R.




Einige Knackmandeln für Eisenbahndirectionen.
Von Gerhard Rohlfs.

Es unterliegt für alle Die, welche das Ausland besucht haben, keinem Zweifel, daß die Einrichtungen der deutschen Eisenbahnen denen anderer Länder bei weitem vorzuziehen sind. Keineswegs ist es nationale Eitelkeit, welche uns diesen Gedanken eingiebt, im Gegentheil: gerade diese Zeilen sollen dazu dienen, auf einige Mängel hinzuweisen, welche bei uns vorhanden sind, welche aber auch mit Leichtigkeit gehoben werden können. Um aber die zuerst ausgesprochene Ansicht zu motiviren, erinnere ich nur daran, daß man im Auslande immer 1. Classe reist, in Deutschland im Allgemeinen 2. Classe. Die Deutschen der Ostseeprovinzen Rußlands nehmen sich ein gemischtes Billet, wenn sie von ihrer Heimath oder auch von St. Petersburg nach Deutschland und umgekehrt reisen wollen. Ein solches gemischtes Billet, welches man eben nur an der dortigen Grenze und für die dortigen Städte bekommt, berechtigt in Rußland zur Fahrt 1. Classe, in Deutschland zur Fahrt 2. Classe. Deutlicher kann man wohl nicht sagen: in Deutschland ist die 2. Classe so gut wie in Rußland die 1. Classe. Aber in Rußland ist die 1. Classe noch bedeutend besser als in England, Frankreich und Italien. Die 3. Classe ist in allen Ländern ungefähr gleich gut, aber nur in Deutschland sind im Winter die Waggons 3. Classe gut geheizt und nur in Deutschland hat man bei der 3. Classe (wenigstens in Preußen) eigene Coupés für Nichtraucher und für Frauen. Eine 4. Classe, diesen Segen für das unbemittelte Volk, kennt man nur in Deutschland, ja, man geht jetzt in Preußen sogar damit um, auch für die 4. Classe Frauencoupés zu errichten.

Im Allgemeinen kann man auch sagen, daß der Betrieb in Deutschland musterhaft ist, obschon hier ein großer Unterschied besteht zwischen den Bahnen, welche von den Regierungen, und denen, die von Gesellschaften verwaltet werden. Bei den Regierungsbahnen merkt man, daß sie für das Publicum und zum Besten desselben existiren, bei den von den Gesellschaften hergestellten kann man sich des Gefühls und des Gedankens nicht erwehren, das Publicum sei um der Bahnen willen da. Namentlich augenfällig tritt dies im Winter zu Tage, wo Waggons der von einer Regierung verwalteten Bahn mit Munificenz geheizt werden, während bei den Gesellschaftsbahnen mit ängstlicher Sorgfalt ein gewisser Kältegrad abgewartet wird, bis man sich dazu entschließt, Wartezimmer und Waggons zu heizen.

Da wir nun einmal bei der Heizung sind, so glauben wir, daß es gewiß zweckmäßig wäre, hierin eine Einheit zu erzielen, sowohl darin, wie die Waggons, als bei welcher Temperatur dieselben geheizt werden müßten. Man sollte denken, daß jetzt am Ende die Erfahrung gesprochen haben müßte, nach welcher Methode die Waggons zu heizen wären. Aber noch immer findet man hier die Dampfheizung, dort heiße Wasserkruken, hier Oefen, dort Heizung mit comprimirten Kohlen in eisernen Kästen. Zugegeben auch, unsere Waggons lassen sich nicht nach Einer Methode heizen, indem die 3. und 4. Classe meistens aus ineinandergehenden Coupés in einem Wagen bestehen, die 1. und 2. Classe aber nur aus getrennten Coupés, so sollte man doch meinen, daß sich innerhalb dieser Classen eine Einheitlichkeit erzielen ließe. Und namentlich sollte dann den Reisenden bekannt gemacht werden, wann man für sein Geld Heizung haben und verlangen kann. Wartezimmer sollten unter allen Umständen im Winter erwärmt sein; an der Rheinischen Bahn z. B. giebt es viele Stationen, wo im Winter bei der größten Kälte der Wartesaal 1. und 2. Classe aus Sparsamkeit nicht geheizt wird, weil man in der Regel auf keine Passagiere rechnet.

Während man in Norddeutschland auch auf den kleinsten Bahnhöfen Restaurationen findet, scheint man in Süddeutschland sich von der Wohlthätigkeit solcher Einrichtungen nicht haben überzeugen zu können. Die württembergischen Bahnen z. B. haben auf vielen kleineren und oft auch auf größeren Stationen keine Restaurationen. Beispielsweise führe ich nur den Kreuzungspunkt Horb an, wo nicht einmal eine Tasse Kaffee zu bekommen ist, weil keine Restauration existirt. Württemberg hat Staatsbahnen, fährt man indeß in diesem Ländchen, so meint man in Italien zu sein, so schmutzig sind die Waggons im Vergleiche mit den überall in Deutschland so sauber gehaltenen Coupés. Auch in Baden fehlen die Restaurationen auf den kleineren Stationen, obschon die Sauberkeit der Waggons und der Betrieb nichts zu wünschen übrig lassen. Die „Brunneneinrichtung“, welche zuerst von der „Gartenlaube“ in Anregung gebracht worden ist, und welche man fast in ganz Deutschland mit dankenswerther Schnelligkeit eingeführt hat, sollte doch jetzt gesetzlich vorgeschrieben auf allen Linien existiren; auf allen Linien findet man sie aber noch nicht.

Wenn wir den Vortheil der Restaurationen auf den Bahnhöfen nicht genug hervorheben können, so sollte man andererseits die Vermiethung so einrichten, daß mehrere Familien davon profitiren könnten. Es giebt hundert Bahnhöfe in Deutschland, wo die Pächter notorisch „Rittergutscandidaten“ sind. Warum verpachtet man nicht, um nur einen Modus anzudeuten, das Essen und die Getränke auf solch großen Bahnhöfen an verschiedene Personen? Namentlich auf solchen Punkten, wo nachweislich mehrere Familien brillant davon leben könnten, weshalb, fragen wir, schlägt man solchen Platz einem Einzigen zu? Weshalb nützt z. B. auf dem Breslauer Centralbahnhofe, wo zwei von einander verschiedene Restaurationen sind, ein einziger Pächter beide aus?

Wir kommen jetzt zur Beleuchtung. In Nordamerika sind alle Waggons so beleuchtet, daß man lesen kann. In Deutschland wüßte ich nur die Berlin-Stettiner Bahn zu nennen, welche so viele Lampen (wenigstens 1. Classe) besitzt, die gestatten, daß man sich Abends der Lectüre hingeben kann. Auf allen anderen Bahnen ist die Erleuchtung derart erbärmlich, daß man kaum seinen Nachbarn erkennen kann, an Lesen aber nicht zu denken ist. Namentlich sind die sonst so vorzüglich eingerichteten königlich sächsischen Staatsbahnen mit Lampen versehen, die

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1875). Leipzig: Ernst Keil, 1875, Seite 667. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1875)_667.jpg&oldid=- (Version vom 28.9.2019)