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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879)

Der Componist des „Nachtlagers von Granada“.
Vorbereitendes zur Feier seines Jubiläums.


Conradin Kreutzer.
Auf Holz gezeichnet von Adolf Neumann.


Am 22. November 1780 – nicht 1782, wie man bisher stets angenommen – kam auf dem Schwarzwalde in der eine halbe Stunde von dem Städtchen Meßkirch entfernten „Thalmühle“ ein kräftiger Junge zur Welt, dem seine schon mit sieben Kindern gesegneten Eltern den Namen Conradin gaben. Conradin Kreutzer, des Müllers Sohn, hat sicher nicht melodischer geschrieen, als andere Kinder seines Alters. Aber noch hatte er die ersten Höschen nicht zerrissen, da bemerkte schon der Meßkircher Schulmeister an seinem Schüler eine kräftige und wohlklingende Stimme, und als dieser sieben Jahre zählte, begann denn auch Herr Johann Baptist Rieger, ein tüchtiger Musiker, den Knaben im Clavier- und Geigenspiel, wie im Gesange zu unterrichten.

Er machte sehr schnelle Fortschritte und setzte Eltern und Landsleute durch die Bravour in Erstaunen, mit der er an seinem achten Geburtstage in der Kirche bei der Messe ein großes Solo sang. Daß er nicht dazu bestimmt sei, auf der Thalmühle sein Leben zu verbringen, das stand jetzt schon fest. Katholische Eltern aus der Landbevölkerung wußten aber damals für einen talentvollen Sohn keine andere Bestimmung, als ihn „geistlich studiren“ zu lassen.

Das Jahr 1789, von dem eine neue Epoche der Weltgeschichte ihren Ausgang nahm, sah Conradin Kreutzer die unterste Stufe des künftigen priesterlichen Berufes betreten: er wurde im Kloster Zwiefalten als Chorknabe aufgenommen.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879). Leipzig: Ernst Keil, 1879, Seite 785. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1879)_785.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2018)