Seite:Die Gartenlaube (1880) 018.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1880)


davon, deren immer vorhanden waren, zum Vortheile seiner „Recrutencasse“ diese Titel etc. theuer genug bezahlen ließ. Gundling erhielt indessen die Bestallungen zu seinen Aemtern und Würden kostenlos.

Der König verlieh ihm sogar Zutritt zu den Sitzungen der verschiedenen Rechtsbehörden in Berlin, um sich von ihm berichten zu lassen, wie es dort zuginge. Er soll, 1718, selbst daran gedacht haben, an Stelle von Duhan de Jandun Gundling zum Lehrer des Kronprinzen zu ernennen. Gewiß ist, daß um diese Zeit Gundling nicht ohne Einfluß auf den König war und in nicht geringem Grade das Vertrauen desselben besaß. Gundling beutete dieses Vertrauen übrigens auch aus, um Einigen zu nützen, Anderen zu schaden, wodurch es kam, daß selbst vornehme und hochgestellte Personen ihm den Hof machten und um seine Gunst sich bewarben.

Gundling's Kopf war aber zu schwach, um so viel Ehre und Auszeichnung ertragen zu können. Seine Anmaßung nahm stets zu, und er zeigte sich immer mehr rechthaberisch, disputir- und streitsüchtig. Häufig war er in seinen Aeußerungen sogar grob und beleidigend. Es geschah dies aber immer in so komischer Weise, daß die dadurch Getroffenen sich nicht beleidigt, sondern nur belustigt und erheitert fühlten. Besonders war solches der Fall, wenn Gundling, welcher wenig vertrug, angetrunken war, was, je älter er wurde, je häufiger vorkam. Die Umgebung des Königs verleitete ihn sogar in dessen Gegenwart, namentlich bei den Zusammenkünften des sogenannten Tabakcollegiums zu Potsdam, Berlin und Wusterhausen, deren festes Mitglied Gundling war, häufig dazu, sich zu betrinken. Man fing alsdann mit ihm zu disputiren an und ergötzte sich an seinen Repliken und Ausfällen und zwar, so gröber diese waren, um so mehr. Niemand nahm ihm etwas übel, sogar der König nicht, dem er hinterm Glase oft harte Wahrheiten gesagt haben soll. Endlich ward Gundling ein vollkommener Trunkenbold und war nur noch während einiger Morgenstunden mehr oder weniger nüchtern.

Er blieb dessen ungeachtet aber stets in der Nähe des Königs, der ihn nicht selten stundenlang allein bei sich im Cabinete hatte und für sich schreiben und arbeiten ließ, wiewohl auch er, gleich den Personen seiner Umgebung, immer gröber werdenden Scherz und Spott mit ihm trieb. Als ein solcher Scherz aber mußte es Allen erscheinen, als Gundling zu seinen übrigen Würden und Ehrenämtern zuletzt noch die Ernennung zum Ober-Ceremonienmeister erhielt, nachdem Baron von Bessers, der bis dahin diese Stelle bekleidet hatte, welche an dem fast bürgerlich-einfachen Hofe Friedrich Wilhelm's des Ersten eine bloße Sinecure war, in Ungnade gefallen und abgesetzt war. Der König ersann für seinen neuen Ober-Ceremonienmeister selbst ein neues Hofcostüm, bestehend in einem nach der letzten Pariser Mode zugeschnittenen Rocke von rothem Sammet mit schwarzen Aufschlägen und goldgestickten Knopflöchern, Unterkleidern von Goldbrocat, rothen seidenen Strümpfen mit goldenen Zwickeln und Schuhen mit rothen Absätzen, wozu noch eine an beiden Seiten lang herabhängende Staatsperrücke von weißen Ziegenhaaren und ein Hut mit weißem Federbusch kamen.

Es dauerte aber nicht lange, so hatte Gundling, zu dessen Tugenden Reinlichkeit nicht gehörte, diesen kostbaren, thatsächlich nur ein Narrenkleid darstellenden Anzug dermaßen mit Weinflecken etc. beschmutzt, daß der König sich hierüber ärgerte und ihm ein anderes einfacheres und billigeres Kleid aus braunem Tuche machen ließ, welches bloß auf den Kanten in einer silbernen Stickerei die in einander verschlungenen Buchstaben W U R M G zeigte, deren Bedeutung, mit Ausnahme des letzten, unklar ist.

Je tiefer Gundling durch seine Trunksucht sank, um so mehr diente er der Hofgesellschaft bei ihren Zusammenkünften zur Belustigung und zum Zeitvertreib, und um so unfeiner wurde die Weise, wie er, nicht bloß immer in Worten, sondern oft auch handgreiflich, von allen Seiten geneckt, geplagt und zum Besten gehabt wurde. Der König lachte hierüber oft so laut und herzlich, daß er sich die Seiten halten mußte.

Den gröbsten Scherz mit Gundling erlaubte sich aber der König Friedrich Wilhelm selbst, noch nach Gundling’s am 11. April 1731 zu Potsdam erfolgten Tode, bei dem Begräbniß desselben. Von Loen theilt in seinen „gesammelten kleinen Schriften“ (Frankfurt und Leipzig 1749, B. 1, S. 207), aus einem Briefe eines Augenzeugen, folgende Beschreibung jenes Begräbnisses mit:

„Wir haben am verwichenen Donnerstag allhier ein Begräbniß gehabt, von dem Herrn geheimen Rath Baron von Gundeling, welches folgender Gestalt ist vor sich gegangen: Es ist derselbe, so bald er verschieden, aus dem Schlosse auf königliche Ordre weggetragen, auf einem Brett nach der verwittibten Laquaienfrauen Hause, allwo die Chirurgi denselben geöffnet, gebracht; nachhero sind ihm seine Kleider angezogen, und er in das Faß gelegt worden, welches ihm der König schon vor etlichen Jahren hatte machen lassen. Es sind an solchem ordentliche Bänder um und um, daß die Helfte kan abgenommen werden, anstatt eines Deckels. Es ist auch ordentlich mit fein Welsch ausgeschlagen, und schwarz angestrichen wie ein Sarg, nur daß auf die oberste Helfte ein weises Creutz über das Faß herunter ging. Auf beiden Seiten stunden folgende Verse:

Hier lieget ohne Haut,
Halb Mensch, halb Schwein, ein Wunderding:
In seiner Jugend klug,
In seinem Alter toll,
Des Morgens wenig Witz,
Des Abends allzeit voll,
Beweint, ruft Bachus laut!
Diss theure Kind, ist Gundeling.

Er ist auch in selbigem Faß begraben worden. Alle Generals, alle Officiers und sowohl geheimde als Kriegsräthe, wie auch der ganze Magistrat der Stadt mit der sämmtlichen Bürgerschafft musten dieser Leichenprocession mit beywohnen. Er wurde bis nach Vorstädt gebracht, allwo er in der Kirche ein Gewölbe bekommen; die Herren Prediger aber wollten nicht mit gehen, ob es ihnen gleich der König befehlen lassen; die ganze Schule aber war da und sangen: 'Ach wie nichtig, ach wie flüchtig, ist der Menschen Leben'. Herr Faßmann hielt ihm die Parentation.“

(Schluß folgt.)




Ein deutscher Waldbaum der Zukunft.


Mit Recht hat die Douglas-Tanne (Abies Douglasii) in neuerer Zeit die Aufmerksamkeit deutscher Forst- und Parkpfleger auf sich gezogen und in den betreffenden Kreisen vielfach den Wunsch, sogar das lebhafte Verlangen erregt, diesem echt californischen Kinde auf deutschem Boden eine Heimstätte zu bereiten. Und die Erfolge der bisherigen Versuche berechtigen in der That zu der Hoffnung, den schönen Baum eine hervorragende Stelle in unserer Forstwirthschaft einnehmen zu sehen. Mehr und mehr bricht sich die günstige Meinung für dessen Einführung in Deutschland Bahn; sogar höhere Forstbeamte, welche im Allgemeinen kostspieligen Proben und Experimenten abhold, zeigen sich geneigter, in diesem Falle auf den von Privatforstpflegern gesammelten Erfahrungen weiterzubauen.

Der Preis für den Samen (6000 Mark für den Centner) erscheint allerdings hoch, allein er schwindet, wenn man berücksichtigt, wie viele Pflanzen von einem einzigen Pfund erzeugt werden können, außerdem aber dürfte er, trotz der sehr großen Schwierigkeit des Einsammelns in den fernen westlichen Waldungen, eine bedeutende Ermäßigung erfahren, sobald man sich directere Bezugsquellen eröffnet. In England sind die Douglas-Tannen schon seit einer längeren Reihe von Jahren eingeführt, ohne jedoch eine andere Bedeutung, als die von schnell wachsenden edlen Parkbäumen gewonnen zu haben, was vielleicht auf die schwere Gewinnung des Samens in dem vor dreißig Jahren noch so wenig bekannten Californien zurückzuführen ist. Die ersten Samenproben mögen von den Botanikern Douglas, Lindley, Loudon, Nutall und Anderen mitgebracht worden sein, welche den Columbia besuchten, in dessen Stromgebiet die dort reich vertretene Douglas-Tanne ihre Aufmerksamkeit nothwendiger Weise erregen mußte.

Einem sehr eifrigen und gefälligen Forstmanne im Harze, welcher vor etwa sieben Jahren mit Mühe in den Besitz einer kleinen Quantität Samen gelangte, denselben ausstreute und seitdem die jungen Bäume mit peinlicher Aufmerksamkeit pflegte und beobachtete, verdanke ich nähere Angaben über seine ersten Versuche, welchen sich jetzt umfangreichere anschließen. Zunächst spricht er sein Erstaunen über die gewaltigen Jahresschösse aus. Er folgerte aus dem schnellen Wachsthum der Douglas-Tanne, daß dieselbe sich vorzugsweise zur Ausfüllung von Windbrüchen eignen möchte. Für die Zähigkeit der jungen Bäumchen spricht, daß ein Exemplar jenes ersten Versuches, welches, in einer Kiste mit Erdballen verpackt, mir freundlicher Weise in diesem letzten Frühlinge aus dem Harze zugesendet wurde, vor meinem Fenster im Garten (Potsdam) lustig grünt und nach allen Richtungen hin neue Schösse treibt. Die Verbreitung der Douglas-

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1880). Leipzig: Ernst Keil, 1880, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1880)_018.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)