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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880)

Karl von Piloty.
Nach einem Portrait von Franz Lenbach auf Holz gezeichnet von M. Grönvold.

am 1. Oktober 1826 geborenen ältesten Sohne Karl, einem Knaben, den er bei seiner früh hervortretenden ausschließlichen Neigung wie Begabung zur Kunst schon mit zwölf Jahren die Akademie besuchen ließ. Man kann sich keinen größeren Contrast denken, als den des ernsten, fast düsteren, schwarzblütigen Sohnes zu diesem lebenslustigen Vater, trotz der Aehnlichkeit in dem echt südländischen Feuer des Naturells. Auch die Mutter war eine im Ganzen eher heitere Frau, nebenbei im Gegensätze zum leichtlebigen Gatten von einer überaus großen Pünktlichkeit und Ordnungsliebe, die das Hauswesen, das er sonst aus Rand und Band gebracht hätte, um so energischer zusammenhielt. Sie hat die Kinder früh daran gewöhnt, allen ihren Obliegenheiten in Haus und Schule mit größter Gewissenhaftigkeit nachzukommen.

Den in der Akademie von Zimmermann und Heß sehr ungenügend geleiteten ersten Zeichenunterricht ergänzte der Vater so tüchtig und mit so verständiger Einsicht in die Grundbedingungen jedes großen künstlerischen Erfolges, daß der mit dem äußersten Fleiß und der glühendsten Begeisterung für die Kunst begabte Junge bereits den menschlichen Körper genau kannte und sich zu einem vortrefflichen Zeichner ausgebildet hatte in einem Alter, wo Andere gewöhnlich erst anfangen. So ward er ganz speciell für die Rolle vorbereitet, die er später in der Münchener

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880). Leipzig: Ernst Keil, 1880, Seite 649. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1880)_649.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)