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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)

baufällig, lange wird es nicht mehr stehen können. Wenn man es niedergerissen hat, wie das bei der Bibliothek jetzt bevorsteht, so wird kein äußeres Erinnerungszeichen an den größten Mann, der je zu den Bewohnern des braunschweigischen Landes gehörte, in Wolfenbüttel mehr vorhanden sein. – Ferd. Sonnenburg.     


Verbesserte Hyacinthen-Gläser. Seit einiger Zeit hat die sogenannte Caraffencultur der Hyacinthen eine ungeahnte Verbreitung gefunden, und die farbenprächtigen Blüthen der orientalischen Pflanze bilden den willkommensten Schmuck für die Doppelfenster unserer Wohnungen in der blumenarmen Winterszeit.

Leichter als die meisten unserer Zimmerpflanzen läßt sich die Hyacinthe zu effectvollen Gruppen vereinigen, denn, nachdem sie einmal von dem Menschen in Pflege genommen worden, zeigte sie sich ungemein gefügig und lohnte seine Bemühungen durch eine seltene Fülle sonderbarster Spielarten. Als sie im Jahre 1596 von Gerarde aus dem Oriente nach England eingeführt wurde, waren nur vier Varietäten von ihr bekannt, aber die holländischen Gärtner wußten aus ihr bald einen förmlichen Proteus zu machen, sodaß gegen das Ende des 16. Jahrhunderts schon 2000 Sorten von Hyacinthen cultivirt wurden.

Die so allgemein beliebte Cultur derselben in Wassergläsern erfordert sehr wenig Mühe. Nachdem die Zwiebeln an dunklem und kühlem Orte Wurzeln getrieben haben, bringt man sie allmählich an’s Licht und läßt sie unter mäßiger Wärme ihre prachtvollen Blüthen treiben. Ob ein regelmäßiges Erneuern des Wassers das Gedeihen der Pflanze wesentlich fördert, wird von vielen Blumisten als zweifelhaft hingestellt. In der Regel empfahl man bis jetzt, das Wasser in dem Hyacinthen-Glase nicht zu wechseln, sondern die verdunsteten Mengen desselben durch Nachgießen zu ersetzen. Andere Gärtner waren aber anderer Meinung und behaupteten, daß die minder günstigen Resultate, die man bei Wasserwechsel erzielte, lediglich auf die Beschädigung der Wurzeln beim Herausnehmen der Pflanze zurückzuführen wären. Diesem Uebelstande wird nun durch die neuen, von J. C. Schmidt in Erfurt erfundenen Patent-Gläser in vollstem Maße abgeholfen. Der Theil „a“, welcher Zwiebel sammt Wurzeln enthält, wird herausgezogen und bei Seite gestellt, ohne daß man die Zwiebeln anzufassen und auszuheben braucht. Der Theil „b“ kann alsdann mit Leichtigkeit gereinigt und mit frischem Wasser gefüllt werden. Die neuen Caraffen werden von der genannten Firma zu verhältnißmäßig billigem Preise in weißer und blauer Farbe geliefert.


Schwere Arbeit. (Mit Illustration S. 525.) Rückt der Sommer heran, so kommt auch die Zeit des Reisens, und erlauben es die Umstände nicht, größere Touren zu machen, so werden kleinere unternommen. Bergige oder wenigstens hügelige Gegenden mit Wald und Wasser bilden ein beliebtes Endziel. Aber nicht für Jeden gestaltet sich eine solche Tour leicht und angenehm, und besonders der mit einem etwas mehr als blos „behäbigen“ Körper ausgerüstete Tourist pflegt des Oefteren die Mühseligkeiten der Reise zu unterschätzen, wie dies auch unsere Illustration darstellt. Wird aber Mancher ob der „schweren Arbeit“ des Bergsteigens verdrießlich, so ist dies bei dem auf unserem Bilde hinter der Gesellschaft Zurückgebliebenen nicht der Fall. Er hat sich in Ermangelung eines anderen Sitzes behaglich auf die aus dem Boden ragende Wurzel niedergelassen und horcht nun den „mitleidsvollen“ Worten seiner schönen Begleiterin, deren lächelndes Gesicht allerdings schwer erkennen läßt, ob ihre Worte auch ganz aufrichtig gemeint sind, oder ob sie nicht gar sich erlaubt, ein wenig ironisch von der wunderbaren Geschichte des Hebel’schen „geheilten Patienten“ zu plaudern, um dadurch ihrem Gegenüber eine gewisse Lehre – diejenige vom Nutzen des Bergsteigens gerade für den Corpulenten – in thunlichst liebenswürdiger Form nahe zu legen. Aber wie dem auch sei: ernster Grund zum Murren ist jetzt um so weniger vorhanden, als das Ziel der Wanderung dem Müden schon verheißungsvoll durch die Lichtung der Bäume entgegenschimmert.


Shakespeare als Wilddieb. (Mit Illustration S. 533.) Ueber die bewegte Scene unsrer heutigen Illustration, in welcher uns der größte Dichter Englands in der kritischen Lage als Wilddieb vor seinem Richter vorgeführt wird, berichtet die Ueberlieferung Folgendes: William Shakespeare soll in dem Parke eines bei Stratford ansässigen Edelmanns gewildert haben. Von den Wächtern ergriffen, wurde er vor den edlen Sir gebracht. In Darstellung der weiteren Vorgänge gehen die Fassungen, welche man der Anekdote gegeben hat – sie ist auch dichterisch verwerthet worden – aus einander. Nach der einen habe der junge Mann durch Fürsprache der Tochter des Sirs Verzeihung erlangt, nach der andern aber nicht; aus Furcht vor Strafe sei er aus Stratford entwichen und habe sich nach London begeben. Die nüchterne Forschung, welche mit dergleichen Geschichtchen wenig rücksichtsvoll umgeht, hat auch die Glaubwürdigkeit dieser Anekdote stark erschüttert. Einerseits ist wohl als sicher anzunehmen, daß der Dichter durch andere Gründe aus seinem Heimathsorte gedrängt worden sei: sein lebhafter Geist mußte einem größeren Schauplatze zustreben; das Zusammentreffen mit Londoner Schauspielern, vielleicht mit jenen, welche der Truppe Leicester’s angehörten und in den Jahren vor 1585 mehrmals auf dem Schlosse Kenilworth bei Stratford spielten, sowie die Pflicht, für Weib und Kinder zu sorgen, mögen dann hinzugekommen sein, dem jungen Dichter den Weg zu bestimmen. Ein englischer Shakespeare-Forscher hat sogar nachgewiesen, daß jener Park, worin der Poet gewildert haben soll, niemals vorhanden gewesen sei. Aber die Kunst kümmert sich wenig um die Ergebnisse der nüchternen Kritik – sie hat das schöne Vorrecht, auch das Nichtgewesene zu lebensvoller Wahrheit zu gestalten, und so hat denn auch Julius Schrader die Ueberlieferung verkörpert. Mögen wir auch an sie nicht glauben, seinem Bilde gegenüber zweifeln wir nicht, sondern fühlen die Wahrheit des Wortes:

„Zaubermärchen wunderbar,
Dichterkünste machen’s wahr.“


Allerlei Kurzweil.


Orakel-Quadrat.

Die dem links stehenden Quadrate eingedruckten Buchstaben sollen, zu vier Worten geordnet, in die leeren Felder des Quadrates rechts geschrieben werden. Die Worte bezeichnen:

1. eine größere Stadt Ungarns;
2. einen durch seine Fruchtbarkeit berühmten spanischen Dichter des 16. und 17. Jahrhunderts; auch einen österreichischen Mathematiker, berühmt durch Herausgabe seiner umfangreichen Logarithmentabellen;
3. eine Wasserstraße der Ostsee;
4. einen Staunens und Beschwichtigungsausdruď.

Verbindet man dann in diagonaler Richtung von links oben nach rechts unten und fortsetzend: von rechts oben nach links unten die Buchstaben zu einem Worte, so erfährt man das Resultat der Lösung.



Auflösung des Kryptonym’s in Nr. 31: Das Mädchen ist „Blindekuh“. Man bezeichnet die Buchstaben dieses Wortes der Reihe nach mit den Ziffern I–IX und bildet ein neues Wort, indem man der Ordnung der Ziffern folgt, wie sie im Kryptonym angegeben ist. Das neue Wort ist der Name des Mädchens und lautet: Brunhilde.



Auflösung der Dechiffrir-Aufgabe in Nr. 31: Statt der Vocale sind Zahlen gesetzt, statt der Consonanten diejenigen Buchstaben, welche im Alphabet unmittelbar darauf folgen. Die Lösung lautet also:

Eng ist die Welt und das Gehirn ist weit –
Leicht bei einander wohnen die Gedanken –
Doch hart im Raume stoßen sich die Sachen."


Auflösung der magischen Bordüre in Nr. 31. Man lese zuerst alle an den Schlingen der Schnur stehenden Buchstaben ab, wobei man links unten mit dem Buchstaben D beginnt und den Windungen der Schnur nachgeht; hierauf alle jene Buchstaben, welche an den Biegungen des zwischen der Schnur sich bogenartig hinziehenden Bandes stehen, mit dem Buchstaben B oben links beginnend und gleichfalls allen Biegungen folgend. Dadurch erhält man den Satz: „Das reichste Kleid birgt Herzeleid."


Kleiner Briefkasten.

J. L. in London S.W.0 Die Redaction der „Cheß-Monthly" (18, Tavistock Street, Covent Garden, London W.C.) wird Ihnen gern die gewünschte Auskunft ertheilen und die einschlägige Literatur besorgen. Unser beschränkter Raum gestattet uns leider nicht, Ihre Anfrage in so ausführlicher Weise zu beantworten, wie es der Gegenstand verlangt.

S. W. in P. Wie, Sie sind Kärntner und kennen nicht die von Herrmann und Pogatschnigg gesammelten Lieder Ihrer Heimath? Das wundert uns. Jede Buchhandlung wird Ihnen diese Deutschen Volkslieder aus Kärnten" (Salon-Ausgabe, Graz 1884) besorgen. So wie der Inhalt derselben ein sehr bedeutender ist, so ist auch die Ausstattung eine gute, und Sie können das Buch Ihrem Wunsche gemäß auch als Geschenk passend verwenden.

T. H. Die officielle Kriegserklärung Frankreichs erfolgte am 19. Juli 1870, Nachmittags 11/2 Uhr.

Cap der guten Hoffnung. Dank für die freundlichen Zeilen. Die Lösungen sind richtig.

J. A. K. in Cincinnati. 5. December 1825.

C. G. in S. Siebenzehn Fragen wünschen Sie von uns beantwortet? Wenn’s nur nicht etwas viel verlangt wäre!

Ludwig, Berlin: Nein, nicht zu empfehlen!

A. C. in Elbing. Beruht wohl auf Irrthum.

A. M. in H. Die „Bavaria“ ist erwähnt Jahrg. 1882, Nr. 40.

H. in S., A. 1. 8., H. H. in Bremen, W. M. in H., H. A. in St. Gallen, C. G. in G., M. W. in Hbg., R. Dg. in S., Leo A. in C., C. H. N. in Ch., Halfter, H. S. in Wien, F. K. Engl. und M. A. F. in Berlin: 0Ungeeignet.




[Inhaltsverzeichnis dieses Heftes, hier nicht übernommen.]



Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart. Redacteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1884). Leipzig: Ernst Keil, 1884, Seite 536. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1884)_536.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)