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Verschiedene: Die Gartenlaube (1889)

Naturwissenschaftlicher Unsinn in den Tageszeitungen. 1. „Ein Schwan kämpfte schwer mit den wogenden Eisschollen. Immer wieder hob er sich empor, doch stets brach das dünne, scharfe Eis und er stürzte zurück. Mit letzter Kraftanstrengung hatte er noch einmal eine Scholle erklommen, schon jubelten die mitleidig theilnehmenden Zuschauer, da krachte die Eisdecke von neuem, der Schwan fiel abermals zurück und versank in der tiefen, wilden Fluth.“ Fragen wir da nicht unwillkürlich: was ist schwerer, ein Pfund Federn oder ein Pfund Eisen? – 2. „Das bedauernswerthe Mädchen konnte ihren Liebeskummer nicht überwinden, sie ward des trostlosen Lebens überdrüssig und griff zu dem Gift, welchem die Dienstmädchen sich meistens zuwenden, sie trank Oleum.“ Eine solche Angabe ist leider fast täglich in den Berliner Zeitungen zu finden. Nun aber bedeutet das lateinische Wort Oleum bekanntlich Oel, und zwar hier Rüb- oder Brennöl, während das gemeinte Gift Olium, Schwefelsäure, ist. – 3. „Er schläft wie eine Ratte“ und „er stiehlt wie ein Marder“, das sind Redensarten, die man täglich hören und lesen kann und die doch keinen rechten Sinn haben. Die Ratte, vornehmlich die jetzt fast allenthalben heimisch gewordene Wanderratte, ist bekanntlich wie eins der schädlichsten und lästigsten, so auch eins der muntersten Thiere. Mit jener Redensart meint man gewöhnlich den Iltis, welcher auch der „Ratz“ genannt wird, aber auch bei ihm ist jenes Wort nicht zutreffend, denn er ist in Wirklichkeit keineswegs ein Thier, welches sich durch vielen und festen Schlaf auszeichnet. Noch weniger zutreffend ist die Redensart vom Marder als Dieb. Unsere beiden Marder, Stein- wie Hausmarder, sind, wenn sie in einen Geflügelstall, Taubenschlag u. a. eindringen, die furchtbarsten Mörder, die es giebt, denn sie beißen meistens sämmtliche Hühner oder Tauben todt; aber gestohlen. d. h. fortgeschleppt findet man höchstens ein einziges Stück. Widersinnig ist es nun, vom „Geld“-, „Bücher“- oder wohl gar „Paletotmarder“ zu reden!

Möchte man sich beim Gebrauch solcher Redensarten doch immer ihre Berechtigung klar machen. Dr. Karl Ruß.

Geräucherte Frauen. Unsere Frauen parfümiren sich – man braucht noch lange kein „Seelenriecher“ zu sein, um all die Düfte herauszuerkennen, die in der Garderobe vor einem Ballsaale schweben: Mille fleurs, Eßbouquet oder gar „Nationalparfüm“ und Patschuli! Aber alle Parfümeriekünste der modernen civilisirten Salondamen sind gar nichts im Vergleich mit den Wohlgerüchen der Frauen in dem so viel umstrittenen und so viel besprochenen ägyptischen Sudan. Die dortigen Frauen räuchern sich ein, und gemäß ihren kräftigen Nerven und gesunden Sinnen wählen sie hierzu so ausgiebige Mittel, daß die Anwesenheit einer Gruppe frisch geölter, gesalbter und geräucherter Weiber auf hundert Schritt sich unserm Geruchssinn verräth. Das Räuchern ist Gegenstand besonderer Sorgfalt. Die Frauen im nubischen Nilthale, berichtet Dr. W. Junker, im östlichen und westlichen Sudan, die Bewohnerinnen der Halbinsel Sennar sowohl als diejenigen von Kordofan, wie auch die Koldadji-Schönen in Dar-For, widmen allwöchentlich mindestens einige Stunden dem Räuchern. In dem Hofe jeder Hütte, unter beinahe jedem Zelte kann man im Boden eine kleine Grube finden, 1 Fuß tief, ¾ Fuß im Durchmesser haltend, die entweder mit hartem Thon sorgfältig ausgefüttert oder in die ein Topf eingesetzt ist. Darin wird ein langsam brennendes Holzkohlenfeuer unterhalten und mit Spezereien, wie Nelken, Ingwer, Zimmet, Weihrauch, Sandelholz, Myrthe, wozu Späne der Talha-Akazie hinzugefügt werden, bestreut. Ueber dieses Feuer setzt sich die möglichst leicht bekleidete Frau und bedeckt sich mit dem mantelartig ausgebreiteten Tôb (Hemdentuch) so sorgfältig, daß nichts von dem kostbaren Rauch unbenützt in die Luft entweicht. Sie geräth allmählich in ausgiebigen Schweiß und nimmt ein förmliches Dampfbad. Am Ende der Sitzung, nach 15 bis 20 Minuten, ist die Frau derart eingeräuchert, daß, wie schon gesagt, der Geruch allein sie auf weite Strecken verräth. *

Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

K. B. in Stettin. Der Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen hat ein neues, bedeutend erweitertes Verzeichniß der Fahrscheine für zusammenstellbare Rundreisehefte herausgegeben, welches einzeln zum Preise von 50 Pfennig und mit der dazu gehörigen Uebersichtskarte für 65 Pfennig zu haben ist. Das Werkchen bedeutet einen Fortschritt: man hat mit der früheren, mehr für den Dienstgebrauch geeigneten Form gebrochen. Eine Anweisung über den Gebrauch des Büchleins leitet dasselbe ein. Dann folgen praktische Winke über Feststellung von Reiseplänen, eine Anweisung über Ausfertigung von Bestellscheinen, Erläuterungen über Begriff, Arten und sonstiges Wissenswerthe über Rundreisen, ferner ein Verzeichniß der Ausgabestellen und derjenigen Grenzorte des Vereinsgebiets, an denen der Aus- und Wiedereintritt gestattet ist, endlich in alphabetischer Reihenfolge das Verzeichniß der Fahrscheine selbst und zwar in fünf Gruppen: Deutschland mit Luxemburg; Oesterreich-Ungarn und Rumänien; Belgien und die Niederlande; die Schweiz; Dänemark, Schweden und Norwegen. Ihre Zahl erreicht die stattliche Höhe von 2718 Nummern. Die Gültigkeit der Rundreisehefte bleibt nach wie vor bei Rundreisen von 600 bis zu 2000 Kilometern 45 Tage, bei Entfernungen von über 2000 Kilometern 60 Tage; die Ausgabe erfolgt während des ganzen Jahres.

R. R. in Hofheim. Die auf der II. Beilage zu Nr. 21 der „Gartenlaube“ als Auflösung des „Königszuges“ (in der I. Beilage zu Nr. 20) abgedruckten Strophen „Auf hohen Bergen liegt ein ew’ger Schnee“ etc. sind von Robert Hamerling.

H. Martin. Mit Dank abgelehnt.

Frau B. L. in Bromberg. Ihre herzlichen Worte der Anerkennung und des Einverständnisses haben uns eine große Freude gemacht und wir möchten sie nicht hinnehmen, ohne Ihnen hier durch den Briefkasten unsern herzlichsten Dank dafür auszudrücken, welchen wir Ihnen gern schriftlich abgestattet hätten, wenn wir nur Ihre genaue Adresse besessen hätten. Die überaus freundlichen und liebenswürdigen Lobsprüche, welche Sie uns zu theil werden lassen, sollen uns ein Sporn sein, in der Erfüllung unserer Pflichten gegen das Publikum – mit Recht haben Sie diesen Ausdruck gebraucht – nicht müde zu werden. Möge auch die Befriedigung, welche Sie heute über die Art und den Inhalt der „Gartenlaube“ empfinden, immer die gleiche bleiben!

Josef G. in Zürich. Den Mangel einer Briefwaage sollte man nicht als Entschuldigung für ungenügende Frankirung eines Briefes gelten lassen. Es ist so einfach, dieselbe zu ersetzen. In jedem Haushalt pflegt ja doch eine Schalenwaage vorhanden zu sein. Wenn nun hierzu die kleinen Gewichte fehlen, vermittelst deren man das Gewicht eines Briefes bestimmen könnte, so nehme man zwei Zehn-, zwei Fünf-, sowie ein Einpfennigstück. Diese fünf Geldstücke haben nämlich ein Gesammtgewicht von 15 Gramm, bekanntlich die Grenze für einen einfachen Brief.

A. W. in Berlin. Den bereits in Nr. 51 des vorigen Jahrgangs der „Gartenlaube“ besprochenen „Studienmappen deutscher Meister“ von Franz v. Defregger und Ludwig Knaus hat die Verlagshandlung von C. T. Wiscott in Breslau kürzlich eine dritte Mappe von Adolf Menzel folgen lassen, welche gleichfalls vorzüglich wiedergegebene Studienblätter enthält.

„Rosen und Reben in Graz.“ Die Dichterin wohnt in Leipzig.


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Deutsche Jugend.
Herausgegeben von Julius Lohmeyer,
Inhalt des eben erschienenen Heftes 10 (Preis 40 Pfg.):

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Inhalt: Gold-Aninia. Eine Erzählung aus dem Engadin. Von Ernst Pasqué. S. 501. – In Todesangst. Illustration. S. 501. – Der Kanal von Korinth. Von Dr. E. Engel. S. 508. Mit Abbildung S. 509. – Schatten. Novelle von C. Lauckner (Fortsetzung). S. 510. – Feldblumen. Gedicht von Max Kahlenberg. Mit Illustration. S. 513. – Auf der Pilzjagd. S. 514. – Blätter und Blüthen: Johnstown. S. 515. – Das Ruhrkohlenbecken. S. 515. – Rast in der Wüste. Von George Morin. S. 515. Mit Illustration S. 504 und 505. – Naturwissenschaftlicher Unsinn in den Tageszeitungen. Von Dr. Karl Ruß. S. 516. – Geräucherte Frauen. S. 516. – Kleiner Briefkasten. S. 516.


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Verschiedene: Die Gartenlaube (1889). Leipzig: Ernst Keil, 1889, Seite 516. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1889)_516.jpg&oldid=- (Version vom 30.12.2022)