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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891)


Juranitsch seines „Zriny“ prophetisch selbst gezeichnet. wenn dieser ausruft:

„Wer Kräfte fühlt, der muß die Kräfte regen;
Der Kampf ist kurz, der Sieg soll ewig sein!
Und sehnt’ ich mich nach ungemeinen Schätzen,
Ich muß das Ungemeine daran setzen!“ –

„Ich möchte untergehen wie ein Held,
Im frischen Kranze meiner kühnsten Liebe,
Und, was die wilde Sehnsucht hier versprach,
Dort drüben von der Lust des Himmels fordern.“

Körners Grabstätte bei Wöbbelin im Jahre 1813.
Nach einer Zeichnung von Olof Winkler.

Und klingt uns nicht der ganze Opfermuth des Dichters entgegen aus jenen freudigen Worten, mit denen er in seinem Liede „Treuer Tod“ das Ende dessen schildert, der im kühnen Streit ums Vaterland sein Blut vergießt[1]:

Und furchtbar stürzt er in des Kampfes Gluth
Und tausend fallen unter seinen Streichen,
Den Sieg verdankt man seinem Heldenmuth,
Doch auch den Sieger zählt man zu den Leichen.
‚Ström’ hin, mein Blut, so purpurroth,
Dich rächten meines Schwertes Hiebe,
Ich hielt den Schwur, treu bis in Tod
Dem Vaterland und meiner Liebe.‘“

Am 27. August begruben seine Kameraden den geliebten Toten unter einer mächtigen Eiche bei Wöbbelin, nachdem noch einer von ihnen, Olivier, das Antlitz des geschiedenen Freundes mit wenigen Strichen auf einer Zeichnung festgehalten hatte. Als der Sarg in die Erde gesenkt wurde, sangen die Lützower als letzten weihevollen Gruß des Dichters „Gebet vor der Schlacht“:

„Vater, ich rufe Dich!
Brüllend umwölkt mich der Dampf der Geschütze,
Sprühend umzucken mich rasselnde Blitze.
Lenker der Schlachten, ich rufe Dich!
Vater Du, führe mich!“ –

Theodor Körner ging dahin, ohne die Befreiung seines Vaterlandes zu erleben, an welcher sein flammendes Lied doch so großen Theil hatte. Wir, die wir nicht bloß in das Erbe dessen eingetreten sind, was die Jahre 1813 bis 1815 unserem Volke gebracht haben, sondern mit stolzem Glück auch die Einheit des Vaterlandes sich gestalten sahen – wir haben die Pflicht, des allzufrüh Dahingerafften dankbar zu gedenken mit dem Entschluß, darüber zu wachen, daß Leyer und Schwert der Deutschen nur deutschem Geist und deutscher Sache diene. Dr. Emil Peschel.     




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Opfer des Blitzes.

Die Zahl der Menschenleben, welche der Blitz alljährlich fordert, ist größer, als man gewöhnlich glaubt. Die Statistik, welche in vielen Staaten darüber geführt wird, ist zwar noch sehr lückenhaft, immerhin aber gestattet sie schon einige Schlüsse; man kann annehmen, daß in unseren Kulturstaaten von 200 000 bis 250 000 Personen je eine jährlich vom Blitz getötet wird.

Die Blitzgefahr ist nicht in allen Gegenden in gleicher Weise vorhanden. In gewissen Gebirgsländern Süddeutschlands scheint sie größer zu sein als in der Ebene. Nach Mittheilungen, die Dr. Katterer neuerdings in der Vierteljahrsschrift für gerichtliche Medizin veröffentlicht hat, kann man in Steiermark, Kärnten und Tirol unschwer Menschen finden, die in ihrem Leben einmal vom Blitze niedergeschlagen oder gestreift worden sind. Die Bevölkerung ist an diese Unglücksfälle gewöhnt; die Toten werden begraben; und da diejenigen, welche mit dem Leben davongekommen sind, sich in der Regel rasch wieder von der Betäubung erholen, so wird der Arzt nicht aufgesucht. Daher gelangt nur ein Bruchtheil der Unglücksfälle zur allgemeinen Kenntniß. Das ist zu bedauern, denn die Wirkungen des Blitzschlags auf den Menschen sind bis jetzt nur wenig erforscht.


  1. Wir geben auf Seite 639 diesen Vers in einer verkleinerten Nachbildung der Urschrift wieder.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1891).Leipzig: Ernst Keil, 1891, Seite 640. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_640.jpg&oldid=- (Version vom 30.9.2023)