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Die Gartenlaube.

Beilage zu No 36. 1896.

Das Kobell-Denkmal in München. Seit dem 19. Juli ist die Isarstadt um ein stattliches Denkmal reicher. An diesem Tage wurde nämlich in den prächtigen Anlagen am Gasteig (in der Nähe des Maximilianeums) das Denkmal des Mineralogen und Dichters Franz v. Kobell, das ihm Verehrer, Schüler und Freunde mit Unterstützung des Prinzregenten Luitpold und der Stadtverwaltung errichtet haben, feierlich enthüllt. Franz v. Kobell, dessen Vater ein Rheinpfälzer war, wurde am 19. Juli 1803 in München geboren und schon mit dreiundzwanzig Jahren zum Professor der Mineralogie an der dortigen Hochschule ernannt. Er ist der Erfinder des Stauroskops, eines Instrumentes, das zur Untersuchung der optischen Eigenschaften der Krystalle dient; er verbesserte die Galvanoplastik, führte zahlreiche Analysen aus und bestimmte viele Mineralien. Dem deutschen Volke aber ist er vor allem bekannt und lieb durch seine Gedichte in pfälzischer und oberbayrischer Mundart, wie auch durch seine hochdeutschen Dichtungen. Namentlich bayrisches Volkstum und die kraftvolle bayrische Eigenart hat er in seinen Dialektdichtungen wie wenige zu verherrlichen verstanden; köstlich sind seine humoristischen Lieder und Sprüche. Kobell war aber auch ein tüchtiger Weidmann, und sein „Wildanger“ ist ein wahrhaft herzerfrischendes Buch. Er gehörte zu jenen Auserwählten, die seinerzeit König Maximilian II. um seine Person versammelte; gestorben ist er am 11. November 1882.

Das Denkmal für Franz von Kobell in München.
Nach einer Photographie von Maximilian Stuffler in München.

Die Festrede bei der am Geburtstage Kobells stattgehabten Enthüllung des Denkmals hielt der greise Präsident der bayrischen Akademie der Wissenschaften, Geheimrat Professor Dr. von Pettenkofer, der Vorsitzende des Denkmalsausschusses und wohl der älteste Ueberlebende aus dem engeren Freundeskreise Kobells. Die von dem Bildhauer Professor König in München modellierte überlebensgroße Büste gibt das freundliche Gesicht des liebenswürdigen Gelehrten und Humoristen mit wahrhaft sprechender Aehnlichkeit wieder; der Bronzeguß wurde in der bekannten Millerschen Anstalt in München ausgeführt. Am Fuße des Denkmals liest man die Worte, mit denen Kobell einst von Scheffel gefeiert wurde:

„Ihm wurden die Geister des Wildwalds vertraut
Und die edelsteinhütenden Zwerge,
Seiner Lieder krystallklarer Jodellaut
Bleibt das Kronjuwel bayrischer Berge.“

Der Poststempel als Wetterprophet. Lange Zeit waren Wetterprophezeiungen völlig unsicher; seitdem jedoch in den Kulturländern ein Netz von Beobachtungsstationen geschaffen worden ist, geben unsre Wetterwarten täglich Wettervoraussagen heraus, die wenigstens für den nächsten Tag mit ziemlicher Sicherheit einzutreffen pflegen. Durch Anschläge und Zeitungen wurden sie bisher dem Publikum bekannt gegeben.

Nun hat der Postdirektor Villet in Washington die Anordnung getroffen, daß jede Postsendung mit einem Aufgabestempel bedruckt werde, der außer den üblichen Angaben: Aufgabeort, Datum und Stunde des Aufgebens noch das mutmaßliche Wetter für den folgenden Tag enthält. Letztere Angaben sind zu besonderen Typen zusammengestellt, die innerhalb des äußeren Kreises auswechselbar sind und folgende Bezeichnungen enthalten: – für morgen – kälter, wärmer, Frost, große Kälte, bewölkt, schön, kalt, Regen, Schnee, Strichregen – diese Bezeichnungen sind einzeln oder zu mehreren zusammenstellbar. Der Washingtoner Aufgabestempel erhält beispielsweise die obenstehende Form und prophezeit auf der linken Seite kälteres Wetter, auf der rechten Schnee, außerdem am unteren Rande noch die Aussicht auf Strichregen. Einen Versuch wird der Vorschlag wohl wert sein, wenn er meist auch nur für die umliegende Gegend Bedeutung haben wird.

Droschken auf „Fahrrädern“. Im Jahre 1888 wurde durch den Schottländer L. B. Dunlop das Fahrrad mit dem sogenannten pneumatischen Reifen versehen. Derselbe besteht aus einem Luftschlauch, in dem sich komprimierte Luft befindet, und einer äußeren Umhüllung oder Laufdecke. Dadurch wurde das Fahrrad wesentlich vervollkommnet, indem der Luftreifen die unangenehmen Erschütterungen auf unebenen, holperigen Wegen auf das geringste Maß zurückführte und dadurch die Leistungsfähigkeit der Maschine sowie des Radfahrers wesentlich steigerte. Nunmehr wird der Luftreifen auch für Wagen verwendet. In Paris ist bereits eine Anzahl Droschken vorhanden, deren Räder mit Luftreifen versehen sind oder eigentlich auf Velocipedrädern laufen. Der Vorteil liegt auf der Hand. Es fährt sich auf solchen Rädern ungemein bequem, da die Erschütterung nur geringfügig ist; das Wagengerassel fällt fort, und die Wagen selbst werden geschont; indem die einzelnen Teile weniger gestoßen werden, sind auch Beschädigungen seltener und die Reparaturkosten geringer. Schließlich werden die Pferde bei Anwendung des Luftreifens bei weitem weniger angestrengt. Es ist somit zu erwarten, daß der Luftreifen bei Wagen zur Personenbeförderung, namentlich in nicht bergigem Terrain, häufigere Anwendung finden wird.

Nähbeutelchen. Für reiselustige Damen ist nachstehend beschriebenes praktisches Nähbeutelchen sicher eine willkommene Gabe. Man schneidet von leichtem, hellfarbigem Tuch zwei kreisrunde Stücke von a) 25 cm und b) 15 cm Größe. Diese werden ringsum ausgezackt und mit kleinen, ausgenähten Löchern versehen. Durch die letzteren zieht man Seidenschnürchen und stellt so Züge her, welche Beutelchen bilden. Man legt die beiden auseinander gezogenen Scheiben aufeinander und befestigt sie in der Mitte mit einigen Stichen. An die Außenseite wird ein Quästchen genäht. Mit den Schnürchen zieht man die Beutelchen zu. Den kleineren Behälter füllt man mit Nadeln, Knöpfen, Haken, Fingerhut u. s. w. Der größere Raum aber dient zur Aufnahme von Faden, Schnur, Bändern und ähnlichem. A. S.     

Einmachglas mit Paraffinverschluß.

Einmachgläser mit Paraffinverschluß. Das Alte kehrt immer wieder, wenn auch in neuer Gestalt. Es ist altbewährt, den Luftzutritt von eingemachten Früchten u. dgl. dadurch abzuhalten, daß man über die oberste Schicht irgend ein leicht gerinnendes Fett gießt. Bei dem nebenstehend abgebildeten Einmachglase, wie es von der Firma J. E. Schmidt in Erfurt in den Handel gebracht wurde, ist aber dieser Fettverschluß vervollkommnet. Die Gläser besitzen am oberen Ende eine Rinne, auf die ein glockenförmiger Deckel gesetzt wird. Ist nun das Glas mit Früchten gefüllt, so wird der luftdichte Verschluß in der einfachsten Art hergestellt, indem man das Paraffin in einem Löffel oder Töpfchen über Feuer schmilzt und in die Rinne gießt.

Hier erstarrt es sofort zu einem festen Ringe. Will man die Büchse öffnen, so braucht man nur etwas heißes Wasser auf die Rinne zu gießen; das Paraffin wird sofort weich, und der Deckel läßt sich leicht abheben.


An unsere Leser.

manicula Um den praktischen Interessen der Familie zu dienen, haben wir in dem Anzeigenteil der „Gartenlaube“ eine besondere Rubrik, den „Kleinen Vermittler“, eingeführt. In denselben werden Anzeigen, welche Stellengesuche und Stellenangebote, Unterricht und Pensionatswesen betreffen, Inserate über Kauf und Verkauf von Grundstücken, sowie überhaupt Ankündigungen aus dem täglichen Kleinverkehr zu besonders ermäßigtem Insertionspreise aufgenommen. Das Wort in gewöhnlicher Schrift kostet 15 Pf., in fetter Schrift 20 Pf. Wir empfehlen den „Kleinen Vermittler“ der freundlichen Beachtung unserer Leser. Die Anzeigen sind an die Annoncen-Expedition von Rudolf Mosse in Leipzig, Berlin oder deren Filialen, also nicht an den unterzeichneten Verlag, zu richten. Der Verlag der „Gartenlaube“.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 612a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0612_a.jpg&oldid=- (Version vom 4.5.2024)