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Die Gartenlaube.

Beilage zu No 47. 1896.


Die Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten von Amerika. Seit dem Jahre 1860, wo die Sklavenfrage im Vordergrunde des Interesses stand, waren die Wogen der politischen Erregung in den Vereinigten Staaten von Amerika noch niemals so hoch gestiegen wie in diesem Jahre. Es galt, Vorbereitungen für die Wahl eines neuen Präsidenten zu treffen, und dabei standen wichtige wirtschaftliche Fragen im Spiel. Hie Fortbestand der Goldwährung, hie freie Silberprägung, lauteten die Parolen im Lager der beiden großen nordamerikanischen Parteien, der Republikaner und der Demokraten. Die ersteren wählten zu ihrem Kandidaten William Mac Kinley, die letzteren schenkten ihr Vertrauen William Jennings Bryan. Die Zuspitzung des Wahlkampfs auf die Münzfrage bewog jedoch einen Teil goldfreundlicher Demokraten für Mac Kinley zu stimmen.

Mac Kinley, der Kandidat der Republikaner, entstammt einer alten amerikanischen Familie und wurde am 26. Februar 1844 in Niles, im Staate Ohio, geboren. Sein Vater war ein geachteter Besitzer von Eisenwerken. Während der junge Mann noch in seiner Ausbildung begriffen war, brach der Bürgerkrieg aus. Im Alter von 18 Jahren trat William Mac Kinley als Freiwilliger beim 23. Regiment des Staates Ohio ein. Er wurde hier rasch zum Lieutenant und Hauptmann befördert und schied beim Friedensschluß als Major aus der Armee, um sich einer bürgerlichen Laufbahn zu widmen. Nachdem er zwei Jahre dem Rechtsstudium obgelegen, wurde er im Jahre 1865 zur Anwaltspraxis in Canton im Staate Ohio zugelassen. Bald jedoch nahm er an der Politik regen Anteil und wurde einer der eifrigsten Vertreter schutzzöllnerischer Bestrebungen.

W. Mac Kinley.
Nach einer Aufnahme von A. S. Campbell in Elizabeth, N. J..

Im Alter von 33 Jahren wurde er von seinen Mitbürgern als Abgeordneter in das Repräsentantenhaus des Kongresses geschickt. Hier hat man ihn bald darauf zum Mitglied und später zum Vorsitzenden der einflußreichen Budgetkommission (Commitee of Ways and Means) ernannt. In dieser Stellung setzte er im Jahre 1890 den schutzzöllnerischen Tarif durch, der seinen Namen auch in der Alten Welt bekannt gemacht hat. Die Folgen dieser Gesetzgebung zeigten sich jedoch derart ungünstig, daß Mac Kinley bei der nächsten Kongreßwahl nicht wiedergewählt wurde. Damit verlor er aber keineswegs die Popularität bei seinen Anhängern. In seinem Heimatsstaate wurde er zum Gouverneur nominiert und als der Wahltermin für den neuen Präsidenten nahte, beschloß die republikanische Partei, Mac Kinley als ihren Kandidaten aufzustellen. – Mac Kinley steht in dem Rufe eines unantastbaren Ehrenmannes. Während seiner Amtsthätigkeit trafen ihn durch Verschulden seiner Vertrauensmänner schwere Geldverluste, er opferte aber sein Vermögen, um seinen ehrlichen Namen zu wahren. Mac Kinley ist seit dem Jahre 1871 mit der Tochter eines Bankiers aus Canton verheiratet. Seit Jahren ist seine Gemahlin schwer krank, und ihrer Pflege widmet der Staatsmann mit liebevoller Sorgfalt seine freien Stunden.

William Jennings Bryan, der Kandidat der Demokraten, ist bedeutend jünger als sein Rival. Zu Salem im Staate Illinois am 19. März 1860 geboren, ist er erst 36 Jahre alt, hat also erst kürzlich das Alter von 35 Jahren überschritten, das zur Bekleidung der Präsidentschaft in den Vereinigten Staaten gesetzmäßig nötig ist. Bryan ist der Sohn eines Richters und widmete sich gleichfalls dem Studium der Rechte. Er war anfangs als Advokat in Chicago, Jacksonville und in Lincoln im Staate Nebraska thätig. Im Jahre 1884 verheiratete er sich mit einer studierten Dame, einer Rechtsanwältin, die seitdem in seinem Bureau thätig ist. In den Jahren 1890 und 1892 wurde er in den Kongreß gewählt und im Juli dieses Jahres von den Demokraten als Kandidat für die Präsidentschaft aufgestellt. Bryan, dessen Charaktereigenschaften wie die Mac Kinleys allgemein anerkannt werden, ist Verfechter der freien Silberprägung und nimmt die Interessen der Landwirtschaft gegenüber der Industrie wahr.

W. J. Bryan.
Nach einer Aufnahme von A. S. Campbell in Elizabeth, N. J..

Am 3. November haben nunmehr die Wahlen der Elektoren stattgefunden, die nach Vorschriften der Verfassung am 11. Januar 1897 zur Wahl des Präsidenten schreiten werden. In diesen Wahlen haben die Anhänger Mac Kinleys einen entscheidenden Sieg davongetragen; es ist also als sicher anzunehmen, daß Mac Kinley am 4. März nächsten Jahres als Präsident in Washington einziehen wird.

Serviettenbänder aus Leder. Ein hübsches Geschenk für den Weihnachtstisch, dessen Herstellung kunstfertigen Händen nicht schwer fallen wird! Das Material ist gutes Kalbleder, die Verzierung kann Schnitt- oder Treibarbeit, auch Brandmalerei sein. Will man einen geschlossenen Ring, so wählt man ein hübsches Ornamentband und läßt den fertig gearbeiteten Streifen vom Sattler oder Buchbinder zusammenfügen und füttern; kräftige einfache Farben erhöhen die Wirkung eines schönen Renaissancemusters sehr. Die „Liebhaberkünste“ (München, Oldenbourg) bieten eine Menge dafür geeigneter Vorlagen, auch in Heft 17 Jahrgang 1896 ein sehr hübsches, mit Schnüren geschlossenes Serviettenband.

Die größten und kleinsten Goldmünzen. Unter allen Goldmünzen, die gegenwärtig in der Welt als Geld im Umlauf sich befinden, ist das englische 5-Sovereignstück die größte. Ihr Vollwert in deutscher Währung beträgt 102 Mark 14 Pf., ihr Münzgewicht 39,94 g und ihr Feingewicht (Goldgehalt) 36,61 g, Die zweitgrößte Goldmünze wird in der Türkei geprägt; es ist dies 1 Beutel oder 500 Piasterstück, das einen Wert von 92 Mark 20 Pf. besitzt. Als drittgrößte Goldmünze ist der nordamerikanische Doppel-Eagle zu nennen, dessen Goldwert sich auf 83 Mark 95 Pf. beläuft. Nur ein wenig kleiner ist das japanische 20 Jenstück mit einem Goldwert von 83 Mark 70 Pf. Darauf folgt der mexikanische Doppel-Hidalgo, der 82 Mark 61 Pf. Wert hat. Die sechste Stelle nehmen die 100 Franken- und 100 Lirestücke mit einem Wert von 81 Mark ein. – In Europa sind die 5-Franken- oder 5-Lirestücke (= 4 Mark 5 Pf.) die kleinsten Goldmünzen. Die kleinste Goldmünze der Welt besitzt aber Persien in seinem 1/4 Toman oder 2 Neu-Kranstück. Dasselbe ist nur 1 Mark 77 Pf. wert und wiegt nur 669 Milligramm.

Hauswirtschaftliches.

Wein- und Bierkrüge, so hübsch und ansprechend sie auch an sich zum Darbieten dieser Getränke sind, bekommen bei nicht ganz sorgfältiger Reinigung leicht einen sauren Geruch, der, wenn er sich einmal eingenistet hat, sehr schwer zu entfernen ist. Durch gewöhnliches Reinigen gelingt es nie, man muß daher in solchen Fällen zu allerhand Hilfsmitteln greifen. Eines der einfachsten und trotzdem wirksamsten ist das Senfmehl, das meist jeden Geruch leicht vertreibt. Man rührt es zu einem dicken Brei mit etwas warmem Wasser an, streicht es an die Wände und den Boden des Kruges, läßt es einige Zeit daran und reibt ihn überall gut aus damit. Er wird alsdann warm nachgespült und wird fast immer völlig geruchlos sein. Noch wirksamer erweist sich starkes dickes Kalkwasser, das man einige Tage ruhig in dem Kruge stehen läßt, um diesen dann gut mit heißem Wasser zu reinigen. Zeigt der Krug erst einen schwachen Anflug säuerlichen Geruchs, so ist übermangansaures Kali, dies Allerweltsmittel der Küche, von trefflicher Wirkung. Man löst die kleinen dunkelvioletten Körnchen in Wasser zu einer dunkelroten Flüssigkeit auf, füllt diese für einige Stunden in den Krug, schüttelt ihn während dieser Zeit mehreremal damit und spült ihn dann gut nach. L. H.     



An unsere Leser.

 manicula 0 Um den praktischen Interessen der Familie zu dienen, haben wir in dem Anzeigenteil der „Gartenlaube“ eine besondere Rubrik, den „Kleinen Vermittler“, eingeführt. In denselben werden Anzeigen, welche Stellengesuche und Stellenangebote, Unterricht und Pensionatswesen betreffen, Inserate über Kauf und Verkauf von Grundstücken, sowie überhaupt Ankündigungen aus dem täglichen Kleinverkehr zu besonders ermäßigtem Insertionspreise aufgenommen. Das Wort in gewöhnlicher Schrift kostet 15 Pf., in fetter Schrift 20 Pf. Wir empfehlen den „Kleinen Vermittler“ der freundlichen Beachtung unserer Leser. Die Anzeigen sind an die Annoncen-Expedition von Rudolf Mosse in Leipzig, Berlin oder deren Filialen, also nicht an den unterzeichneten Verlag, zu richten. Der Verlag der „Gartenlaube“.     

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verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 804a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0804_a.jpg&oldid=- (Version vom 14.7.2023)