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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)

Schützenbataillon. Er wurde von seinen Landsleuten mit lauten Hurrarufen begrüßt. Der begeisterte Empfang lenkte jedoch die Aufmerksamkeit der Dänen auf das Bataillon, und dieses wurde nun aufs heftigste beschossen. Prinz Albert harrte aber bei der Truppe aus, bis er auf den wiederholten ausdrücklichen Befehl des kommandierenden Generals v. Prittwitz zu dem Standorte des Hauptquartiers auf dem Mühlenberge bei Düppel zurückkehrte.

Prinz Albert von Sachsen begrüßt am 13. April 1849 das sächsische Schützenbataillon bei Düppel.
Nach einer Originalzeichnung von O. Gerlach.

Ueber die tapfere Haltung des Prinzen schrieb später Moltke in seinem Werke über den Dänischen Krieg: „Einen sehr guten Eindruck machte das Erscheinen des jungen Prinzen Albert von Sachsen vor den sächsischen Truppen in einem Augenblicke, wo diese in heftigem Feuer standen. Seine ruhige Besonnenheit und sein anspruchsloses Wesen erwarben ihm schon damals die Liebe und Achtung aller und verkündeten im voraus die Eigenschaften, welche ihn später als Feldherrn auszeichneten.“

Wie Prinz Albert selbst aber über die Bedeutung jenes Krieges und seine Pflichten dachte, erhellt aus einem Briefe, den er vom Kriegsschauplatze nach Dresden richtete. „Der Krieg hier“ – heißt es darin – „hat, abgesehen von Recht und Unrecht, das schwer zu erklären, für mich eine höhere Bedeutung; es ist das erste Zusammenwirken der deutschen Stämme zu einem Ziele, es ist dies der wahre Weg zur Einigung, und diese Bahn zu eröffnen, ist es Pflicht, namentlich des Fürsten, vorauszugehen, und gelte es das Leben, denn, liebster Freund, die Monarchie stirbt nicht durch den Tod eines Gliedes, aber Deutschland geht zu Grunde, wagt es nicht durchzukämpfen.“ Ausgezeichnet mit dem Kreuze des sächsischen Militär-St. Heinrich-Ordens und dem preußischen Orden pour le merite, kehrte er von dem Feldzug nach Dresden zurück.

Als nach dem Tode des Königs Friedrich August im Jahre 1854 der Vater des Prinzen, König Johann, den Thron bestieg, übernahm Kronprinz Albert den Vorsitz im Staatsrate, widmete sich aber nach wie vor mit regem Interesse der Armee. Zum Generallieutenant und 1857 zum General ernannt, war er Kommandant der sächsischen Infanterie, und als der Krieg 1866 unvermeidlich wurde, erhielt er das Kommando der gesamten sächsischen Armee. Auch in dem Feldzuge auf Böhmens Gefilden blieb Kronprinz Albert bei und mitten unter seinen Soldaten bis zuletzt, wie er es ihnen verheißen und zugesichert hatte in dem beim Beginn des Krieges erlassenen Tagesbefehl. Seine Armee zeichnete sich durch Tapferkeit und strenge Mannszucht selbst unter den mißlichsten Umständen aus, und wenn auch die Schlachten bei Gitschin und Königgrätz verloren gingen, der Ruf und die Ehre der alten Rautenbanner blieben gewahrt.

Nach dem Friedensschlusse erhielt Kronprinz Albert im Norddeutschen Bunde das Kommando über das 12. (sächsische) Armeekorps. Dann kam die glorreiche Zeit, da im Kriege gegen Deutschlands Erbfeind die deutsche Einheit gewonnen werden sollte. Mit ihrem Kronprinzen an der Spitze, rückten die Sachsen ins Feld; Schulter an Schulter mit Preußens Garde, Bayern und Württembergern focht das sächsische Armeekorps mit Auszeichnung in den großen Entscheidungsschlachten und trug seine Banner bis an die Ufer der Maas und Marne. Kronprinz Albert entschied mit seinen Sachsen am 18. August 1870 die heiße Schlacht bei Gravelotte durch die Erstürmung des stark befestigten Dorfes St. Privat la Montagne im Verein mit den preußischen Garderegimentern. Am folgenden Tage übernahm er den Oberbefehl über die neugebildete Maasarmee, deren Stärke 70000 Mann Fußvolk, 116 Schwadronen Reiterei mit 16247 Pferden und 288 Geschütze betrug. Mit dieser Armee erfocht er eine Reihe glänzender Siege. Bei Beaumont überfiel er und vernichtete am 30. August das französische Korps de Failly. Unsere Abbildung S. 233 zeigt uns die Ankunft des Kronprinzen in dem eroberten Lager, das der Feind in voller Uebereilung im Stich lassen mußte. Der Kronprinz nimmt gerade eine Mitteilung des Generalstabschefs der Maasarmee v. Schlotheim entgegen. Zwei Tage darauf schlug er im Verein mit der 3., vom nachmaligen Kaiser Friedrich geführten Armee die große Entscheidungsschlacht bei Sedan. Während der nachfolgenden Einschließung von Paris hielten seine Truppen die Ostfront der Hauptstadt umklammert,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0235.jpg&oldid=- (Version vom 23.4.2024)