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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)

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Allerlei Winke für Jung und Alt.

Kantenmuster in Stielstichstickerei. Ausgesparte Muster wirken immer sehr schön und sind an sich auch leicht auszuführen, aber die Musterung des Zwischengrundes, durch welche

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Kantenmuster in Stielstichstickerei.

das eigentliche Motiv der Zeichnung erst richtig zur Geltung kommt, erfordert in den meisten Fällen viel Accuratesse und Geduld. Nicht so das Kantenmuster obenstehender Abbildung, welches lediglich sowohl in der Zeichnung wie in der Grundierung, aus Stielstich besteht und trotz dieser einfachen Stichart doch ein originelles und effektvolles Aussehen besitzt. Man nimmt die Stickfäden in gleicher Farbe, jedoch in hellerem und dunklerem Ton, letzteren für die Blätter und Stiele etc., ersteren für die Grundierung der Zwischenflächen, welche übrigens bandartig hinter dem Muster hinläuft und dieses oben und unten teilweise darüber hinausstehen läßt. Man beginnt die Arbeit mit Ausführung des Weinlaubmusters, wozu feine Stickfäden gehören. Die Grundierung besteht aus Quadraten, welche mit 5 oder 6 dicken, abwechselnd senkrecht und wagerecht gelegten Stickfäden zu markieren sind. Die Kante eignet sich vorzüglich für Tischdecken, Servier- und Büffettdecken etc., auch für Gartendecken, Handtücher u. v. a. Selbstverständlich kann man auch jedes andere Motiv als Weinlaub benutzen, nur vermeide man zuviel Details, damit das Grundmuster noch genügend zur Geltung kommt.

Kartenbehälter aus Leder. Wer seine Whistpartie oder abendliche Patience liebt, nimmt gern die eigenen Karten mit auf Reisen, und die aufmerksame Tochter oder Nichte findet hier Gelegenheit zu einem sehr netten kleinen Geschenk. Sie macht ein Täschchen vom Format der Karte, aus leichtem Schafleder, in einem langen Stück zugeschnitten, unten umgebogen, an den Seiten mit feinen Lederriemchen oder brauner Seidenschnur kreuzweis verschnürt. Einen Metallknopf zum Schließen läßt sie vom Säckler hineinschlagen. Unser Vorbild zeigt den unteren Teil des Täschchens mit Brandarbeit hübsch verziert; die Blumen bleiben im hellen Lederton stehen, der dunkle Grund dazwischen ist rotviolett, das Leder im übrigen mit feinen gebrannten Linien schraffiert. Wer nicht brennt und malt, kann das Täschchen leicht aus einem Stück breiten Seidenbandes mit etwas leichter Stickerei herstellen.

Um gedrückten Plüsch aufzuplätten, muß man sehr vorsichtig verfahren und am besten eine zweite Person zu Hilfe nehmen. Am schnellsten erreicht man sein Ziel, wenn man ein sehr heißes Plätteisen zwischen zwei Schüsseln mit dem Griff nach unten legt, auf die heiße Fläche ein stark angefeuchtetes Leinentuch breitet und über die aufsteigenden Dämpfe so lange den Plüsch hält, bis alle Härchen desselben sich wieder schön aufgerichtet haben. Hauptsache dabei ist es, den Plüsch ganz fadengerade und sehr stramm gespannt zu halten, wozu eine dritte Hand gute Dienste leistet. Bei Vernachlässigung dieser Hauptsache bleibt der Plüsch verzogen. Bei sehr stark zerdrücktem Stoff läßt man am sichersten denselben fadengerade mit der Kehrseite nach oben von zwei Personen halten, befeuchtet ihn etwas mittels Schwammes mit reinem Wasser und plättet ihn direkt in der Luft, also ohne jede Unterlage mit recht heißem Eisen.

Fächertasche. Aus einem Stückchen Seidenbrokat oder sonst einem schönen, broschierten oder geblümten Seidenstoffreste kann man die ebenso bequeme wie moderne Fächertasche leicht selbst anfertigen. Vorder- und Rückwand messen je 34 bis 36 cm Höhe zu 6 cm unterer und 12 bis 13 cm oberer Breite, doch ist der Rückwand gleich die etwa 8 cm hohe, gefällig abzurundende Schlußklappe anzuschneiden.

Der mit Mull zu unterlegende Oberstoff und das Futter aus leichter einfarbiger Seide sind für sich bestehend zusammenzunähen, dann wird das Futter dem Oberstoff eingeschoben und mit ihm an den oberen und unteren Ecken wie an der Schlußklappe durch möglichst unsichtbare Stiche verbunden. Ein gutes gekraustes Spitzchen oder ein Krepppüffchen garniert Nähte und Schlußklappe; 4 bis 5 cm breites Band ergiebt Schleifenschmuck und Tragbügel.


–– Für die Kinderstube. ––

Laufschule. An Stelle der bekannten kistenartigen, schwer beweglichen Gefängnisse für die Kleinsten schlagen wir folgende Laufschule vor; vier 50 bis 60 cm hohe, 11/2 bis 2 m lange Holzrahmen werden nach innen mit Jute, Gobelin oder Leinenstoff bespannt, nach außen mit einem einfach gemusterten Cretonne; eine schmale Wollenborte, mit kleinen Nägeln befestigt, deckt den oberen schmalen Rand. Die Teile werden einzeln gearbeitet, jeder erhält an den Schmalseiten je einen angeschraubten Ring, links höher, rechts tiefer, so daß beim Zusammensetzen immer zwei Ringe nahe übereinander stehen; ein langer Metallstift wird als Verschluß durch die beiden gesteckt (siehe Abbildung). Die inneren Seiten hat man vor dem Montieren mit bunter Wolle als Garten bestickt, mit Blumen, Kräutern, Tieren, – je nach Können und Geschmack.

Gehäkelte Wagendecke für Kinder. Eine behaglich warme Decke für Kinderwagen kann sehr hübsch und schnell aus der weichen flockigen Krimmerwolle gearbeitet werden. Man wählt zwei Farben und läßt diese in Streifen oder Carreaus abwechseln. Um ein weiches, schmiegsames Maschengewebe zu erhalten, muß die Häkelnadel aus Holz und recht kräftig sein. Man häkelt in hin und zurück gehenden Touren nur feste oder Stäbchenmaschen. Bei festen Maschen sticht man unter dem ganzen oberen Maschengliede hindurch und geht mit 1 Luftmasche von einer Tour zur anderen, bei Stäbchenmaschen kann man mit der Häkelnadel zwischen denselben hindurch stechen und ersetzt die 1. Stäbchenmasche durch 3 Luftmaschen. Auch das Carreausmuster wird in etwa 12 cm breiten Streifen gehäkelt, welche dann natürlich abwechselnd mit der einen oder der anderen Farbe anfangen. Die fertigen Streifen verbindet überwendliche Naht; als Abschluß der Decke sind Schlingenbogen aus je 1 festen Masche und 3 bis 4 Luftmaschen zu häkeln.

Das nächtliche Bloßstrampekn kleiner Kinder ist für diese, der möglichen Erkältung wegen, äußerst nachteilig und gar manche Mutter hat alle ihre Mühe, die sie dagegen anwandte, vergeblich gesehen. Das einzig Erfolgreiche ist ein Nachtkittelchen, möglichst lang, welches unten umsäumt, vorn herunter aber zum Zuknöpfen eingerichtet wird. Durch den unteren Saum zieht man ein Band zum Zubinden. Steckt das Kindchen in einem solchen, des Nachts unten sackartig zusammengezogenen und zugebundenen Kittelchen, so hat es noch immer Bewegung genug für die kleinen Füße, vermag aber das schützende Deckbett nicht so leicht wegzustrainpeln, allenfalls aber bietet der Kittel selbst noch einen hinreichenden Schutz gegen Erkältung. In kurzer Zeit haben sich dann auch die Kinder das Strampeln abgewöhnt.

Muster zu Unterröckchen oder Westchen für Kinder. Zu jedem Muster gehören 11 Maschen und werden danach die Maschen aufgeschlagen.

1. Nadel l. gestrickt, 2. Nadel r. gestrickt. 3. Nadel das Muster r. gestrickt. 1. M. abgestrickt (oder abgehoben). 2. M. zusammengestrickt. 3. M. r. gestrickt. Faden über die Nadel geschlagen, 1 M. r. gestrickt, Faden über die Nadel geschlagen, 3 M. r. gestrickt, 2 mal hintereinander 2 M. zusammengestrickt, 3 M. r. gestrickt, Faden übergeschlagen, 1 M. r. gestrickt, Faden übergeschlagen u. s. f.

Die 4. Nadel wird ganz glatt links abgestrickt, so daß der übergeschlagene Faden immer eine Masche wird, damit das Loch sich klar bildet.

Die 5. Nadel wie die 3. u. s. f. bis man 3 linke Touren auf der rechten Seite haben wird, die jeweils das Muster unterbrechen müssen. Silvana.     

(Abkürzungen: l. für links, r. für rechts, M. für Maschen.)


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 708_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0708_a.jpg&oldid=- (Version vom 29.4.2024)